Die Projekte im Wetteraukreis
„Wir haben viel vor“, sagt Ulrich Hansel. In diesem Jahr wird es 17 Straßen-Baustellen geben, berichtet der für Mittelhessen zuständige Chef der Straßenbaubehörde Hessen Mobil. Insgesamt darf er 29,5 Millionen Euro in den Bau und die Erneuerung diverser Straßen im Kreis investieren. „So viel hatten wir noch nie“, berichtet Hansel. Hier ein Blick auf einige Projekte, unter anderem in den Regionen Büdingen, Wöllstadt, Hirzenhain, Gedern. Auch beim Radwege-Bau tut sich was.Strassenbau 2020 in der Wetterau
In mancher Ortsdurchfahrt sind der Asphalt oder das Pflaster schon 80 Jahre alt. Eine gering befahrene Landstraße kann 30 Jahre und länger ohne Sanierung auskommen, sagt Helmut Klein. Auf stark befahrenen Bundesstraßen muss die Decke schon nach etwa 15 Jahren erneuert werden. Die Autobahnen sind nach zehn bis zwölf Jahren so abgenutzt, dass die Straßenbauer ran müssen. Decke und Unterbau werden ausgeräumt und ersetzt, erzählt der Chef des Baudezernats von Hessen Mobil. Wenn der Schotter und Asphalt frei von giftigem Teerpech sind, werden sie laut Klein neu gemischt und in die Straßen wieder eingebaut. Mit Teerpech verunreinigten Schotter reinigt man in Rotterdam in Hochtemperatur-Öfen und bringt ihn dann zu den Straßenbauern zurück.
Aktuell experimentiert Hessen Mobil laut Ulrich Hansel auch mit helleren Fahrbahnbelägen. Versuchsweise legt man Quarzitkiesel oder Beton auf die Landstraße von Gedern nach Volkartshain und in die Ortsdurchfahrt von Alsfeld. Dieser Belag kann durch chemische Reaktionen die Stickoxid-Konzentration in stark befahrenen Abschnitten reduzieren. Und wenn eine Fahrbahn hell ist, erwärmt sie sich im Sommer weniger. Sie bleibt härter und länger haltbar, hoffen die Straßenbauer.
Neu ist auch, dass die niedrigen dreieckigen Streckennummern entlang der Straßen nach und nach verschwinden. Statt ihrer bekommt jeder vierte der schwarz-weißen Leitpfosten am oberen Ende ein Schildchen mit der Straßen- und Abschnittsbezeichnung. Und mit einem quadratischen QR-Code. Wer eine Lese-App für diese mosaikartigen Kennzeichen auf seinem Handy hat, kann den Code nach einem Unfall oder einer Panne scannen und den Hilfsdiensten den genauen Standort übermitteln.
A5 wird erneuert
Noch bis Jahresende 2020 ist Hessen Mobil auch für die Sanierung der Autobahnen 5 und 45 zuständig. Danach übernimmt eine neue Autobahn-GmbH, die dem Bund und dem neuen Fernstraßen-Bundesamt untersteht. Im laufenden Jahr geht noch die Sanierung der A5 zwischen den Anschlussstellen Ober-Mörlen und Friedberg weiter. Auf 10,7 Kilometern wird es bis etwa Juni 2021 immer wieder Fahrspur-Sperrungen geben. Der Umbau der Auffahrt Friedberg ist noch in der Planfeststellung und wird laut Hansel erst Mitte des Jahrzehnts beginnen. Dort soll eine Auffahrt von Friedberg in Richtung Kassel entstehen – und eine neue Brücke über die B455. Die Verbreiterung der A5 auf acht Spuren von Friedberg bis Ober-Mörlen kommt erst nach dem Ausbau der Abfahrt Friedberg.
Die enge Ortsdurchfahrt von Ober-Wöllstadt ist vielen Autofahrern aus der östlichen Wetterau auf dem Weg zur A5 vertraut. Hier beginnen laut Ulrich Hansel schon bald erste Bauarbeiten. 2021 wird die Gießener Straße dann für etwa ein Jahr komplett gesperrt. Anschließend wird sie enger sein als vorher. Das könnte die Pendler veranlassen, fortan nur die B455 ab Friedberg als Autobahn-Zubringer zu benutzen. Die Ober-Wöllstädter würden sich sehr darüber freuen.
Umgehung von Büches bis Jahresende fertig
Im Osten der Wetterau wird die 3,3 Kilometer lange Ortsumfahrung von Büches zum Jahresende fertig, hofft Bauabteilungsleiter Helmut Klein. „Wir sind sehr gut in der Zeit“, sagt er. Der viele Regen habe in den letzten Wochen die Erdarbeiten für den Straßenbelag, die Kanäle und Verkabelung verzögert. „Die Baufirma will aber nächste Woche in den echten Erdbau einsteigen.“ Gleichzeitig findet die „grundhafte Erneuerung“der L3195 zwischen Eckertshausen und Calbach statt. Sie wird auf 2,8 Kilometern bis zum kommenden August voll gesperrt. Im nächsten Jahr will Hessen Mobil die Straße weiter von Calbach bis Orleshausen erneuern. Ab jetzt sind auch die beiden Durchfahrtstraßen in Eckartshausen dran. Unter Federführung der Stadt Büdingen werden bis November 2021 neue Leitungen und Straßendecken auf etwa 900 Metern verlegt. Ab kommenden Juni erhält auch die schnurgerade Verbindungsstraße zwischen Orleshausen und Büches eine neue Decke. Sie wird bis September gesperrt.
Schon im Mai wird die 2,6 Kilometer lange Landesstraße 3183 zwischen Hirzenhain und Glashütten gesperrt. Nach der kompletten Erneuerung soll sie ab Oktober wieder befahrbar sein. Als Umleitung bietet sich die L3185 über Steinberg an.
In Wenings ist die Ortsdurchfahrt seit vorigem September eine Baustelle. Die Vollsperrung in zwei Abschnitten dürfte noch bis Frühjahr 2021 dauern, schätzt Helmut Klein. Es seien nun einmal viele Versorgungsleitungen zu erneuern. In Nieder-Seemen wird die Kirchstraße ab dem Friedhof am Ortsrand bis zur Kefenröder Straße ab April bis Juni gesperrt, damit man sie erneuern kann. Die Ortsdurchfahrt in Enzheim ist zwischen Juni und November komplett gesperrt. Hier entstehen auch neue Bürgersteige. In Wippenbach steht die 220 Meter lange Gefällstrecke der K218 zwischen Juni und September zur Erneuerung an. „Die Straße hat es bitter nötig“, sagt Baufachmann Helmut Klein.
Auch beim Radwege-Bau tut sich was. Hessen Mobil bekommt dafür eine eigene Abteilung, berichtet Ulrich Hansel. Für den seit langem geforderten Radweg entlang der B275 zwischen Ranstadt und Selters soll in diesem Jahr das Planfeststellungsverfahren beginnen. Es werde komplex, weil die Strecke auch durch den Wald führt. Hansel: „Wir sind in der Spur, aber es wird noch ein bisschen dauern.“ Für den Radweg von Altenstadt nach Oberau entlang der L3189 soll es ab Jahresmitte Baurecht geben. So kann der Bau im nächsten Jahr beginnen. In der Planung sind auch Radwege von Okarben nach Nieder-Wöllstadt, von Friedberg nach Fauerbach und Dorheim. Und eine schnelle Radstrecke entlang der B521 zwischen Gronau und Niederdorfelden.