Bad Nauheim bohrt nach Quelle
Für eine erhitzte Diskussion sorgten die anstehenden Bohrungen im Sprudelhof, als das Bad Nauheimer Parlament am Donnerstag, 26. April 2018, in der Trinkkuranlage zusammenkam. Terminiert sind die Arbeiten zwischen Juli 2019 und Februar 2021.
Defekte Verrohrung
Sinan Sert (SPD) hatte angefragt, weshalb die Bohrungen im Sprudelhof notwendig werden, welche Einschränkungen währenddessen entstehen und welche Auswirkungen sich auf Gästeführungen ergeben. Ausführlich beantwortete die Rathausverwaltung die Anfrage: Die Untersuchung der drei Brunnen in der Jugendstilanlage habe einen Defekt der Verrohrung ergeben. Heilwasser dringe nach außen und gefährde das Grundwasser. Zwischen den Sprudeln 12 und 14 werde daher eine Ersatzbohrung vorgenommen, anschließend sollen die Sprudel 7, 12 und 14 dauerhaft verschlossen werden. Einige Redner regten sich auf.
Einige haben Bedenken
„Die FDP hat große Bedenken, was hier geplant wird“, betonte der Liberale Peter Heidt. Ein komplett neuer Sprudel werde gebaut. Es heiße, dass es nicht anders geht. Wie Heidt sagte, gebe es aber auch Fachleute, die anderer Ansicht seien und auf ein anderes Reparaturverfahren verweisen. „Hat die Stadt Einfluss auf das genommen, was verhandelt wird oder überlässt sie alles der Stiftung Sprudelhof?“ Heidt hält für problematisch, dass das Heilwasser anschließend wieder als solches zertifiziert werden müsse. „Die Heilbad-Zertifizierung 2021 ist dann wieder was ganz anderes, und es wundert die FDP, dass diese Risiken in Kauf genommen werden.“ Bernd Witzel (FW/UWG) sah das ähnlich: „Was hier gemacht wird, ist entscheidend für die Stadt.“ Niemand wisse, was aus der Ersatzbohrung austrete, welche Mineralien dieses Wasser beinhalte. „Wenn wir die Sprudel 7, 12 und 14 verschließen wollen, kann man ja auch in Zukunft unsere Quellendankfeier ausfallen lassen“, meinte er. Witzel warnte davor, sich in ein „ganz ungewisses Spiel“ zu begeben. „Es kann zum Schaden für Bad Nauheim sein“, unterstrich er. Der Freie Wähler forderte, die Stadtverordnetenversammlung stets einzubinden und zu informieren.
Land zahlt 11,4 Millionen
Wie Rathauschef Klaus Kreß (parteilos) bestätigte, sei das Thema wichtig. Er freue sich über die Kostenübernahme durch das Land, welches 11,4 Millionen Euro zahle. „Wir haben als Stadt ein immenses Interesse, dass die Qualität des Wassers erhalten wird“, bekräftigte er. Zwischen den Sprudeln 7, 12 und 14 werde zunächst eine Probebohrung unternommen, anschließend die Wasserqualität geprüft. Kreß: „Die Experten und Ingenieure des Bergamtes gehen mit höchster Wahrscheinlichkeit davon aus, dass die Bohrung in der Mitte eine Wasserschicht trifft, die diese Qualität hat.“ Sie werde untersucht und testiert, danach erfolge die Restauration aller Sprudeltassen, die nicht versetzt werden, sondern an ihrer Stelle stehen bleiben. „Es gibt keine Alternative“, betonte das Stadtoberhaupt. Das Vorgehen sei von Experten empfohlen, werde vom Land finanziert. „Ich bin erstaunt, dass man sagt, es sei gefährlich. Es ist das Tagesgeschäft dieser Ingenieure.“ Witzel war nicht zufrieden, „was passiert denn, wenn das Wasser nicht die Qualität hat?“ Unwiderruflich würden drei Quellen geschlossen, kein Mensch kenne das Risiko.
„Nichtstun ist keine Alternative“
Sebastian Schmitt (CDU) berichtete, dass es im Beirat der Stiftung Sprudelhof ebenfalls Fragen und Ängste gegeben habe. Technisch sei es allerdings nicht anders machbar, per Inliner-Verfahren ließen sich die Rohre nicht instandsetzen, „denn es geht nicht gerade nach unten“. Wie Schmitt erläuterte, würden die Brunnen erst verschlossen, wenn bekannt sei, wie die Qualität des neu erbohrten Wassers sei. Reiche sie nicht, werde an einer weiteren Stelle gebohrt. Und Markus Theis (FW/UWG) betonte: „Nichtstun ist nicht die Alternative.“ Man müsse sich auf die Fachleute verlassen, meinte er. „Ich denke, dass das Wasser, das wir finden, noch besser sein wird, als das bisherige.“
Baustellenführungen
Statt Gästeführungen sollen während der Bohrungen Baustellenführungen und Info-Veranstaltungen angeboten werden. Einschränkungen für die städtische Spielstätte im Badehaus 2 sind laut Stadtverwaltung durch die Brunnensanierung nicht zu erwarten. Allerdings werde voraussichtlich in dieser Zeit das Badehaus 2 saniert. Das TAF (Theater Alte Feuerwache) sei informiert, hinsichtlich einer Interimslösung liefen gegenwärtig Gespräche.