Robert Lebeck

Fotos aus der alten Bundesrepublik

Robert Lebeck (1929-2014) war ein Fotojournalist, der ungezählte Reportagen für den Stern und andere Zeitschriften bebilderte. Weltweit war er unterwegs. Die Opelvillen in Rüsselsheim zeigen bis zum 15. Juni 2025 zahlreiche Schwarzweiß-Fotos von Lebeck aus dem Westdeutschland der Jahre 1950 bis 1983. Ein Besuch lohnt unbedingt.

Robert Lebeck – der Mann mit dem Lächeln

Mit fünfzehn erlebte der in Berlin aufgewachsene Robert Lebeck noch als Wehrmachtssoldat den Krieg. Er konnte sich mit Glück nach der Gefangenschaft an der Ostfront schnell in ein Studentendasein retten. In New York faszinierten den angehenden Völkerkundler die Reportagen in der Zeitschrift LIFE – er beschloss, Fotoreporter zu werden.

Bekannt wurde Lebeck, als er 1962 just in dem Moment auf den Auslöser drückte, als ein junger Kongolese dem dem belgischen König Boudouin bei der Übergabefeier des afrikanischen Landes den Degen entriss. Die Illustrierte Stern wurde auf den jungen Fotografen aufmerksam, gab ihm fortan viele Aufträge.

Zurück aus Russland

Schon 1955 schaute sich Robert Lebeck an, wie die Spätheimkehrer nach zehnjähriger Sowjet-Gefangenschaft in Güterwaggons im Lager Friedland bei Göttingen eintrafen. In den Opelvillen ist ein Bild mit den ernsten Gesichtern dieser Männer, denen die unbeschwerte Jugend gestohlen wurde, groß auf die Wand gezogen. Ein Foto, an dem man nicht vorüber gehen kann.

1958 – Lebeck war damals in Frankfurt Redaktionsleiter der Neuen Revue – fotografierte er die Ankunft des US-Superstars Elvis Presley als Rekrut in Friedberg. Presley musste sein Image aufpolieren, weil er in den Staaten für den Geschmack der weißen Oberschicht allzu „schwarze“ Musik und anstößige Tanzbewegungen machte. So landete Presley für zwei Jahre in der Wetterau.

Vadiv Glowna gibt Romy Schneider Feuer. Aber sie blickt auf Robert Lebeck.

Allerdings wurde das Kasernenbett, auf das der Sänger vor dem Objektiv des Fotografen seinen Seesack wuchtete, kaum benutzt. Denn Presley durfte mit seiner Entourage in einem Hotel und später in einer Villa in Bad Nauheim leben. Noch viel mehr Presley-Fotos aus dieser Zeit machte Horst Schüssler, der jahrzehntelang für die Frankfurter Rundschau in der Wetterau fotografierte. Schüsslers fotografische Schätze liegen im Bad Nauheimer Stadtarchiv begraben und harren noch der Entdeckung.

Prominenten kam er nah

Viele Aufträge führten den Fotografen Robert Lebeck in die Nähe Prominenter. Dem beharrlichen Paparazzo mit dem sympathischen Lächeln gelang es oft, einen Draht zu seinen Foto-Subjekten herzustellen. Als Alfred Hitchcock mögliche Drehorte in Hamburg inspizierte, stellte er sich im alten Elbtunnel in Positur, blickte verschwörerisch aus der Tür einer Barakassenkajüte.

Der junge Stoiber und der alte Strauß. Alle Fotos: Archiv Robert Lebeck

Zu der Schauspielerin Romy Schneider hatte Lebeck offenbar ein noch viel besseres Verhältnis. Am Rande von den Dreharbeiten zu „Gruppenbild mit Dame“ machte er viele geradezu intime Fotos von Schneider.

Auch Politiker kamen Robert Lebeck häufig vor die Linse. Bei Kundgebungen und Empfängen lauerte er ihnen auf, bannte ikonische Momente beispielsweise beim 90. Geburtstag von Konrad Adenauer und beim Rücktritt von Willi Brandt als Bundeskanzler. Und Helmut Schmidt, der überhaupt keinen Sinn dafür hatte, mit Pressefotografen zu schäkern, ließ sich von Robert Lebeck beim Fernsehen in seinem Ferienhaus am Brahmsee fotografieren.

Aus dem Leben der kleinen Leute

Auch dem Zufall gab Robert Lebeck eine Chance. Er reiste auf gut Glück in den späten Fünfzigerjahren nach Bad Neuenahr und lichtete geradezu liebevoll feierwütige und weintrunkiene Bundesbürger ab, die in Bussen zu den damals beliebten Weinproben angekarrt wurden.

Auf dem S-Bahnsteig in Berlin, um 1960.

Über Jahrzehnte hinweg machte Lebeck auch Fotos armer Leute, die auf dem Hamburger Fischmarkt im Abfall wühlen. Und DDR-Bürger die vor dem Mauerbau ihr Geld umtauschten, um in den Ramschläden der westberliner Karl-Marx-Straße Westwaren zu kaufen.

Die von Lebecks Witwe Cordula ausgesuchten Fotos hängen noch bis Mitte Juni in den städtischen Opelvillen an der Ludwig-Dörfler-Allee 9 in Rüsselsheim, direkt am Mainufer. Die Ausstellung ist dienstags, und donnerstags bis sonntags zwischen 10 und 18 Uhr zugänglich, mittwochs zwischen 10 und 20 Uhr. Der Eintritt kostet dienstags bis freitags acht, an Wochenenden zehn Euro.

Parallel zur Lebeck-Schau zeigt die Künstlerin Ming Yuan noch bis zum 16. März ihre in den Opelvillen ihre Objekte. Es sind beispielsweise in gold und grünem Wildleser veredelte Schmucketuis und Gemälde, die sich mit Shopping-Luxury, mit gesellshaftlichem Status und der Ornamentik als Mittel der Klassen-Unterscheidung befassen.

Mehr auf http://www.opelvillen.de

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