Kritik an Fahrkartenverkauf
Die neuen Fahrkarttenautomaten, die der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) installiert, sind ungenügend, kritisiert der Fahrgastverband Pro Bahn. An den Bahnstationen könne schon über Wochen hinweg kein komplettes Fahrkartenangebot mehr ausgewählt werden. Zugtickets der Deutschen Bahn (DB) seien nicht zu erhalten, abgesehen von einigen Stationen im Anschlusstarif. Außerdem werde die 53000-Einwohner-Stadt Wetzlar beim Fahrkartenverkauf schlechter behandelt als die Bahnstation Frankfurt-Rödelheim.
In kompletten Kreise eingeschränktes Angebot
Der RMV habe Pro Bahn zugesichert, dass an den neuen Automaten, die von der Firma Transdev betrieben werden, in den nächsten Wochen das erweiterte Fahrkartenangebot inklusive der Fernverkehrsfahrkarten der Deutschen Bahn zu erhalten sein werde. Ein konkretes Datum habe der Verkehrsverbund aber nicht nennen können, schreibt der Fahrgastverband in einer Pressemitteilung. In kompletten Landkreisen sei an Fahrkartenautomaten nur das eingeschränkte Angebot erhältlich. So müsse man aus dem Lahn-Dill-Kreis einschließlich der Stadt Wetzlar zunächst über die Dillstrecke und die Lahntalbahn ein Nahverkehrsticket nach Gießen lösen, um dann dort für die Weiterfahrt die Fernverkehrsfahrkarte in der Bahnhofshalle am Automaten der Deutschen Bahn zu beziehen. Das gleiche gelte für den Vogelsbergkreis. Der Fahrgastverband Pro Bahn hält diese Situation für unzumutbar und trauert um die alten Fahrkartenautomaten, die als Kombigeräte RMV-DB ausgelegt waren. Dass die neuen Automaten technisch besser sind und diverse neue Funktionen bieten, könne den aktuell eingeschränkten Fahrkartenverkauf nicht aufwiegen. „Es bleibt zu hoffen, dass die neuen Automaten der Firma Transdev final wieder das frühere Angebot vorhalten“, hofft der stellvertretende Landesvorsitzende von Pro Bahn Hessen Werner Filzinger. Während in Expertenkreisen darüber diskutiert werde, wie im Sinne einer durchgängigen Reisekette eine Karte für mehrere Verkehrsverbünde inklusive des Fernzugtickets bei Fahrtantritt gekauft werden könne, erfolgten in Hessen Rückschritte.
Die Neuordnung des Fahrkartenverkaufs an Verkaufsstellen durch Personal sieht Pro Bahn ebenfalls kritisch. Die Einteilung, welche Orte eine RMV-Mobilitätsinfo erhalten und welche nur eine deutlich abgespeckte RMV-Agentur, zweifelt der Fahrgastverband an. In den Mobilitätsinfo verkauft Fachpersonal der Deutschen Bahn die Fahrkarten und berät die Kunden, bei den Agenturen wird der Verlauf von anderen Geschäften – etwa Reiseproviantläden – übernommen. Die 53.000 Einwohner zählende Sonderstatusstadt Wetzlar habe nur eine RMV-Agentur erhalten. Selbst kleinere Städte wie Limburg und niederrangige Stationen wie Frankfurt-Rödelheim seien dagegen mit einer RMV-Mobilitätsinfo ausgestattet worden. „Wetzlar ist die mit Abstand größte Stadt im RMV-Gebiet, welche nun nur noch den Verkauf durch Personal eines Reiseproviantshops am Bahnhof vorweisen kann“, bemängelt Filzinger. Er kritisiert die Mitglieder des RMV-Aufsichtsrats, insbesondere den Landrat des Lahn-Dill-Kreises Wolfgang Schuster (SPD) und Norbert Kortlüke (Grüne), dass sie bei der Beratung und Abstimmung im Entscheidungsgremium die jeweiligen lokalen Belange quasi nicht berücksichtigten und nur die Hand für die gesamtwirtschaftlichen Interessen heben würden. Der Fahrgastbeirat als auch die Fachverbände seien erst informiert worden, als die Entscheidungen bereits gefallen waren. Wetzlar müsse nachträglich dringend eine Aufwertung erfahre, fordert Pro Bahn.