Umweltschützer rufen zur Demo auf
Dramtische Grundwassersituation
Die Grundwassersituation im Vogelsberg wird immer dramatischer: 70 Prozent der Quellen sind versiegt, die Nidda ist von der Quelle bis zum Nidda-Stausee trocken gefallen. Nicht nur im Vogelsberg sondern auch im Burgwald und im Hessischen Ried sinken die Grundwassersspiegel immer weiter. Angesichts brauner Wiesen überlegen Landwirte schon, ob sie Vieh verkaufen oder schlachten, denn mangels frischem Grün müssen sie dem Vieh schon jetzt Winterfutter geben und fragen sich, ob es dann noch für den Winter reicht. Die Fichten sind dürr, Buchen kümmern, Birken verwelken. Demgegenüber verkündet der Zweckverband der Oberhessischen Versorgungsbetriebe (ZOV), dass es noch ausreichend Trinkwasser gäbe. Ja – wollen die denn erst etwas tun, wenn kein Wasser mehr aus dem Hahn kommt? Wie vor wenigen Jahren in Ulrichstein?“, schreiben die beiden Bund-Kreisverbände in einer gemeinsamen Pressemitteilung.
Ursächlich für die dramatische Wassersituation im Vogelsberg sei, dass die Stadt Frankfurt nur 25 Prozent ihres Trinkwassers auf der eigenen Flur fördere, 75 Prozent beziehe sie aus dem Umland, aus dem Vogelberg, dem Burgwald, dem Kinzigtal und dem Hessischen Ried. Der Kreisverband Frankfurt unterstütze die Forderungen der Vogelsberger Naturschutzverbände und habe das auch in seiner Stellungnahme zum Frankfurter Wasserkonzept vom 15. Juni 2022 dargestellt. Demzufolge müsse die Ovag ihre Wasserampel jetzt auf „Rot“ stellen.
Frankfurt soll Wasserverbrauch reduzieren
Hier die wesentlichen Forderungen der Naturschutzverbände an die Stadt Frankfurt sind: Endlich Frankfurter Flächen zu entsiegelt. Starkregenwasser zur Versickerung auf Retentionsflächen oder in Zisternen zu leiten. In Neubaugebieten Brauchwasserleitungen zur Substitution von Trinkwasser zu installieren. Das Stadtgrün mit Brauchwasser zu gießen und die Leitungsverluste zu senken. Die Wassergewinnung auf der Frankfurter Flur von 25 auf 47 Prozent zu erhöhen, so wie es in der Stellungnahme des Bund-Kreisverbands Frankfurt zum Wasserkonzept dargestellt ist. Das Wachstum der Metropolregion Rhein-Main dürfe nicht weiter auf Kosten der Natur und der Menschen im Frankfurter Umland gestützt werden.
Seit Monaten steht die Ovag-Wasserampel auf Gelb und das solle offenbar noch Monate so bleiben. Für die Kunden im Ballungsraum heiße das beschönigend: „Mäßige Grundwasserverfügbarkeit“. Die Bund-Kreisverbände fordern, dass die Ampel unverzüglich auf Rot gestellt wird. 2022 sei das trockenste Jahr seit es in Europa Wasseraufzeichnungen gibt. Seit 2018 folge ein Trockenjahr dem anderen. Das Hessische Amt für Umwelt und Naturschutz (HLNUG) habe kürzlich in einer Pressemitteilung betont, dass die Grundwassereinträge in den letzten 20 Jahren um 27 Prozent zurückgegangen seien.
Die Böden sind geschädigt
„Die Böden sind durch Austrocknung geschädigt. Immer mehr verlieren sie die Fähigkeit Niederschläge aufzunehmen und dem Grundwasser zuzuführen. Die Klimakatastrophe hat die Grundwasservorräte unter dem Vulkangestein erreicht. An diesem Grundwasser aber hängen die Brunnen der Ovag und vieler Gemeinden. Wie wollen wir die Trinkwasserversorgung sicherstellen, ohne die Wasserverschwendung sofort und drastisch zu reduzieren?“, fragen die Bund-Kreisverbände-
Sie fordern weiter: „Die Ovag muss endlich die Daten ihrer Messstellen und Pegelstände veröffentlichen, welche der Ampelschaltung zu Grunde liegen. Höchste Zeit für rot! Rote Karte für Wasserverschwendung. Rote Karte für neue Siedlungen ohne Brauchwassernetz. Rote Karte für Wasser-Räuber im Ried, im Vogelsberg und im Burgwald. Und rote Karte für verharmlosende Informationspolitik.“Das soll der Ovag mit der Demonstration 9. September 2022 in Friedberg vermittelt werden.
Anlass der Demo ist die Verbandsversammlung des Zweckverbandes Oberhessische Versorgungsbetriebe“ (ZOV), der Muttergesellschaft der Ovag. Die Demonstration beginnt um 14 Uhr in Friedberg vor der Ovag-Hauptverwaltung in der Hanauer Straße.