Neue Stadthalle „Vilco“

Bad Vilbel in der baulichen Elite

Von Detlef Sundermann

Bad Vilbels neue Stadthalle „Vilco“ wurde am Freitagnachmittag, 28. April. 2023, eröffnet. 900 geladene Gäste waren dabei.

Der Projekt wurde teurer und teurer

Wen man auch von den Zuständigen bei der Stadt fragte, über Geld wollte am Freitagnachmittag niemand so recht reden. Gast Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) erklärte in seiner Laudatio über die frisch eröffnete Stadthalle „Vilco“ das größere Preisetikett mit: „Es gibt kaum Projekte, die nicht teurer werden.“ 2018 lagen die Kosten noch bei 25 Millionen Euro. Nach fünf Jahren Bauzeit, einer Pandemie, Inflation und allgemeiner Teuerung und ausgestattet mit Technik der „State of The Art“ soll der Preis dem Vernehmen nun auf 80 Millionen Euro geklettert.

Blick auf das neu gestaltetet Parkstück von der „Orangerie“. (Fotos: Detlef Sundermann)

Allein der nigelnagelneue, gerade aus dem Werk in Hamburg gelieferte, eine halbe Tonne wiegende Steinway Flügel D-274 soll mit knapp 280.000 Euro zu Buche geschlagen haben, wenn man der Angabe im Internet trauen darf. Auf der Legende in schwarzem Hochglanzlack lassen in der Regel die weltbesten Pianisten wie Lang-Lang oder Daniel Barenboim ihre Finger flitzen.

Der große Saal. Der Nebel von der Lightshow-Probe hatte sich beim Einlass noch nicht verzogen.

Besuchern „ganz neue Formate bieten“

Mit der Vilco hat die Stadt Bad Vilbel auch einen hohen Gegenwert erhalten. Die Begeisterung der rund 900 geladenen Gäste unterstreicht diesen Eindruck. Bürgermeister Sebastian Wysocki (CDU) erklärte, wegen der Wandlungsfähigkeit der Vilco sei die Stadt in der Lage, auswärtigen Besuchern und Bürger der Stadt sowie den Vereinen „ganz neue Formate bieten“ zu können.

Der Empfang zur Eröffnung.

Helles Holz und heller Stein an den Wänden, heller Steinboden und raumhohe Fensterfronten machen das zweigeschossige Foyer, erreichbar über mehrere mehrere Treppen und Aufzüge, zu einer modern-eleganten Wandelhalle. Durch die stark grün getönten Fenster kann der Blick über die Stadt, die Nidda und über Kurpark schweifen. Offiziell heißt das Foyer „Orangerie“, das gleichwohl nichts mit einem barocken Winterquartier etwa für Zitrusbäume gemein hat.

Blick vom oberne Foyer.

Das atmosphärisch warme Design setzt sich in den Sälen fort. Der große Saal weist nicht nur eine beachtliche Höhe auf. Die Audio- und Lichttechnik soll mit das Beste sei, was der Markt bietet. Verstellbare Akustikplatten unter der Decke können je mach Musikstil angepasst werden, um etwa die Echozeiten zu optimieren. Zur Feierstunde wurden denn auch Hörproben mit Klassik ohne Verstärkung bis hin zu wummernden Klangkollagen gegeben, wie man sie aus dem Kino kennt, wenn die Firma Dolby vor dem Film für ihren Sound wirbt. Die Publikumstribüne kann auf Knopfdruck binnen einer Stunde komplett im Boden verschwinden, wie die Bühne auch. Damit kann bei Bedarf die gesamte Hallenfläche genutzt werden, etwa am Sonntagabend bei der MAIyonnaise, dem Tanz in den Mai. Dann können bis zu 2400 Leute in den Saal. Im kleineren Gartensaal darunter sind ohne Bestuhlung immerhin noch 1200 Personen erlaubt, heißt es.

Voll des Lobes: Ministerpräsident Boris Rhein (CDU), Bildmitte..
Ein Megaprojekt

Ministerpräsident Rhein ordnete die Vilco in die Reihe der baulichen Elite ein, Hamburger Elbphilharmonie und Berliner Stadtschloss. „Alle drei Bauwerke sind Megaprojekte.“ Gemeinsam sei eine ähnlichen schwierige Entstehungsgeschichte, der Dimension und dass etwas „gewagt wurde, was nicht selbstverständlich ist“. Auch in Bad Vilbel hätten Politiker eine Entscheidung getroffen, „zu der man Mut braucht“. Rhein sprach davon, dass die Vilco das Potenzial zu einem neuen „Wahrzeichen“ für die Stadt haben könne. Es sei eine „Halle für die Region“.

Der Haupteingang, links daneben das historische Volkshaus, an dem immer noch gewerkelt wird.

Für Nico Uben vom in Karben ansässige internationalen Konzert- und Eventveranstalter satys&fy, war klar, mit dieser Halle spiele Bad Vilbel „in der Champions League“. Für Bürgermeister Wysocki stand fest, dass die Vilco die Stadt „in der Region noch stärker positionieren“ werde – nicht allein als Veranstaltungsort. Stadtrat Minkel, der zugleich auch Stadtwerkechef ist und las Klassikfan bekannte, kündigte an, dass der Versorgungsbetrieb einen Klassikkonzertreihe unterstützen werden, wie sie in Bad Vilbel noch nicht zu hören war. Wysocki würde Hingegen sich schon glücklich schätzen, wenn denn Mal die Toten Hosen den Weg in die Stadt fänden. Udenlauf machte dem Rathauschef da ein wenig Hoffnung. Die Großen des Musicbiz würden zum Proben große Halle benötigen, sagte er.

Die klotzige Rückseite

Mehr Informationen zur Stadthalle und zum ganztägigen Festprogramm von Samstag, 29. April bis Montag,1. Mai, unter: www.vil-co.de

Titelbild: Blick vom Park auf die „Orangerie“

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