Ein Ort für Mensch und Natur
Von Corinna Willführ
Unmittelbar an der Nidder liegt das Informations- und Mitmachzentrum „An den Salzwiesen“ des Nabu-Ortenberg. Ein Ort für Mensch und Natur – draußen wie drinnen. Draußen: der Kräutergarten, das „Grüne Klassenzimmer“, die Blumenwiese, der Barfußpfad, Thüringer Waldziegen am Grasen – und mit viel, viel Glück: Eisvogel und Biber. Drinnen: Die Dauerausstellung „Fließgewässer, Auen und Salzwiesen“.16 Monate ohne Veranstaltungen sind endlich vorbei: Die aktuellen Corona-Regelungen ermöglichen auch dem Nabu Ortenberg wieder, die Räume seines Informations- und Mitmachzentrums „Haus an den Salzwiesen“ zu öffnen. Dazu gehört jetzt auch die Dauerausstellung „Fließgewässer, Auen und Salzwiesen“.
Beliebtes Ziel
Pünktlich zum 15. Oktober 2020 waren alle Anforderungen und Aufgaben erfüllt. „Wir hätten eröffnen können“, berichtet Ralf-Peter Pfaffenbach, Vorsitzender des Nabu Ortenberg. Doch dann kam der zweite Lockdown in der Corona-Pandemie und die frisch fertiggestellte Dauerausstellung im Nabu Info- und Mitmachzentrum „Haus an den Salzwiesen“ konnte der Öffentlichkeit nicht präsentiert werden. Nun freut sich der zehnköpfige Vorstand des Vereins, dass ab sofort an den Sonntagen, an denen das Naturcafé geöffnet ist, ein Besuch der Ausstellung möglich ist. Eine gute Nachricht nicht nur für die mehr als 450 Vereinsmitglieder, sondern auch für Radler, Wanderer, Spaziergänger, für die das Gelände am Rande des Ortenberger Stadtteils Selters ein beliebtes Ziel ist. Vor allem für Schulklassen erweitert der Nabu mit der Ausstellung sein Angebot, mit, von und in der Natur zu lernen.
Finanziert wurde das Projekt in 2020 mit 14.917 Euro (80 Prozent der Kosten) aus Mitteln des Regionalbudgets der hessischen Landesregierung, das Kleinvorhaben im ländlichen Raum mit einem Kostenvolumen von 1000 bis 20.000 Euro fördert. Den Antragstellern, die aus der Gebietskulisse der Leader-Region Wetterau/Oberhessen kommen müssen, steht als Ansprechpartner das Regionalmanagement der Wirtschaftsförderung Wetterau (wfg) zur Seite.
Flora und Fauna einer außergewöhnlichen Landschaft
Das Nabu Informations- und Mitmachzentrum liegt inmitten der Wetterauer Auenlandschaft unmittelbar an der Nidder. Bei einem Besuch lässt sich der Artenreichtum einer Blumenwiese ebenso erkunden wie ein großzügig angelegter Kräutergarten. Darüber hinaus gibt es einen Barfußpfad, ein „Grünes Klassenzimmer“ im Freien sowie Stein- und Totholzhaufen. Direkt angrenzend befindet sich das Naturschutzgebiet „Salzwiesen und Weinberg von Selters“. Es erstreckt sich von dem südlich von Wippenbach gelegenen Weinberg bis zum ehemaligen Kloster Konradsdorf. Als Flora-Fauna-Habitat (FFH)-Gebiet steht es seit 2008 unter europäischem Schutz.
Fließgewässer, Auenlandschaft, Salzwiesen sind die drei Themenschwerpunkte der Dauerausstellung. „Damit führt sie vom Großen zum Kleinen“ erklärt Nabu-Vorstandsmitglied Judith Könnecke. Und dies auf fünf großformatigen Infotafeln mit gut verständlichen, kurzen Erläuterungen, beeindruckenden Tier- und Pflanzenfotos sowie zahlreichen Zeichnungen. „Die Flüsse der Wetterau – Lebensadern der Auenlandschaft“, der „Auenverbund Wetterau – ein Netzwerk aus Schutzgebieten“, „Die binnenländischen Salzwiesen.“ . Tafel drei ist dem Thema „Wichtiger Rast- und Nahrungsraum für Zugvögel“ gewidmet. Am Ende des kleinen Rundgangs trifft man auf die Erläuterungen, die einem bewusst machen, dass man sich am Rande einer außergewöhnlichen Landschaft befindet: binnenländischen Salzwiesen. „Hier wachsen Erdbeerklee, Sumpflöwenzahn und Salzdreizack, wie sie sonst nur am Meer vorkommen“, erklärt Judith Könnecke. Ein Prozent Salzgehalt hat das Wasser auf den Wiesen. „Das kann man schmecken“, ergänzt Ralf-Peter Pfaffenbach. Einst gab es zahlreiche Orte in der Wetterau, wie etwa Bad Nauheim und Bad Salzhausen, wo das „weiße Gold“ gewonnen wurde. Nachzulesen auf einer der Infotafeln.
Schautafeln helfen weiter
Vor allem Kinder dürften ihre Freude an dem Wimmelbild haben. Da heißt es ganz genau hinschauen, um herauszufinden, wieviel Menschen darauf zu sehen sind oder wo ein Storch zu entdecken ist. Wer sich gezielt vor einem Rundgang über das Gelände informieren möchte, dem helfen die Schautafeln auf dem Außengelände weiter. Wer sich nach dem Rundgang noch einmal vergewissern möchte, ob er auch alles gesehen hat, kann sich in der Dauerausstellung auf einer Magnetwand mit Motivbuttons die Stationen in Erinnerung rufen. Wären da noch die beiden Glasvitrinen, in denen unter anderem eine Federsammlung zu sehen ist, die die Naju, die Kinder und Jugendlichen des Vereins zusammengetragen haben.
Das Konzept der Ausstellung hat die Ortsgruppe des Nabu Ortenberg entwickelt. Umgesetzt hat es das Fachbüro für ökologische Planung und Regionalentwicklung von Jörg-Uwe Pfuhl in Niddatal.
Die Dauerausstellung im Erdgeschoss kann vor und nach Veranstaltungen und jeden zweiten Sonntag im Monat, wenn das Naturcafé geöffnet hat, von 14 bis 17 Uhr angeschaut werden.
Titelbild: Das „Haus an den Salzwiesen“ vom Kräutergarten aus gesehen.