Mühlentag 2018

Mit der Kraft von Wasser und Wind

Von Corinna Willführ

Ihre Zahl ist beeindruckend, doch nur wenige von ihnen erfüllen noch die Aufgaben, die sie einst hatten: die rund 1000 Mühlen bundesweit. Alljährlich am Pfingstmontag erinnert die Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunde Mühlenerhaltung an ihre Bedeutung und wirbt für den Erhalt der „Industriegebäude“ vergangener Tage, die an der Produktion von Getreide-, Öl- oder Papier entscheidend beteiligt waren. Über ihre Funktion, ihre Geschichte, ihre Bedeutung informieren auch in Hessen an Pfingsten zahlreiche „Mühlenorte“- vom Hessenpark in Neu-Anspach (Hochtaunuskreis) über das Schwalheimer Rad in Bad Nauheim (Wetteraukreis) bis zur Brücker Mühle bei Amöneburg (Landkreis Marburg-Biedenkopf), der letzten noch funktionstüchtigen Mahlmühle an der Ohm – über deren Bedeutung.

Schmuckstücke ihrer Art

Die Bockmühle aus Papenhorst in der Baugruppe Osthessen und die Windmühle aus Borsfleth in der Baugruppe Nordhessen sind restaurierte, renovierte Schmuckstücke ihrer Art. Stehen doch beide im Freilichtmuseum Hessenpark in Neu-Anspach (Hochtaunuskreis). Wie in der Mühle aus Borsfletz einst die Segel gesetzt und das Korn gemahlen wurde, wird den Besuchern am Sonntag und Montag gezeigt. Wer um 15 Uhr hinter das Eingangsgebäude kommt, kann an beiden Tagen an der Führung „Vom Korn zum Brot“ teilnehmen. Der Rundgang führt zu den Getreidefeldern auf dem Gelände des Freilichtmuseums und folgt danach dem Weg, den das Getreide früher durch das Dorf nahm: Von der Dreschscheune in die Windmühle und von dort zum Backhaus, wo das Brot gebacken wurde.

Bis ins Jahr 1248 zurück reicht die Geschichte der Brücker Mühle am Fuße der Amöneburg. Das Kultur- und Industriedenkmal ist die letzte noch funktionstüchtige Mahlmühle an der Ohm. Die fünf Stockwerke des historischen Gebäudes können am Pfingstmontag, 21. Mai, von 11 bis 18 Uhr, besichtigt werden. In ihnen untergebracht ist auch eine historische Turbinenanlage aus dem Jahr 1903.

Mühlenmodelle im Eichelbach. (Fotos: Willführ)

Salzgewinnung mit Wind und Wassser

Was Wasser und Wind mit der Gewinnung von Salz zu tun hatten, ist in Bad Nauheim im Wetteraukreis zu erfahren. Archäologische Funde deuten darauf hin, dass bereits zu keltischer Zeit, also im dritten Jahrhundert vor Christus, in der heutigen Kurstadt Salz gewonnen wurde. Bereits 1579 wurden, wie in den Annalen zu lesen ist, die ersten Gradierwände aufgestellt. Zunächst wurden sie mit Stroh oder Schilf gefüllt, seit 1716 mit Schwarzdorn. Dem Bergrat Jacob Sigismund Waitz ist es zu verdanken, dass die Gradierbauten modernisiert wurden. Am Rande des Stadtteils Schwanheim kann man auch heute noch das Schwalheimer Rad bewundern. Allerdings nicht mehr das 868 Meter lange Feldgestänge „zum Pumpen der Sole an der „Langen Wand““, das seinerzeit einmalig war. Bis heute gehört der Windmühlenturm an den Gradierbauten der „Langen Wand“ zu den markantesten Wahrzeichen der Stadt. Ursprünglich war der aus dem 18. Jahrhundert stammende Turm einmal mehr als 20 Meter hoch. Sein Dach war mit Holzschindeln gedeckt und seine Flügel mit Segeltuch gespannt. Gut 80 Jahre taten diese ihren Dienst: Bis zu einem Sturm im Herbst 1824. Der Orkan zerstörte die Windmühlenflügel und die Dachdeckung. Zwei Jahre später wurden „die Flügel abmontiert und die anfallenden Materialien zum Bau des neuen Schwalheimer Kunstgestänges verwendet. Die Kuppel des Turmes ersetzte man durch einen 6,30 Meter hohen Fachwerkbau mit Schieferdach.“ Wer mehr über das Schwalheimer Rad und den Windmühlenturm an den Gradierbauten in Bad Nauheim und zu den Veranstaltungen am Wochenende erfahren möchte: wind-wasserkunst-badnauheim.de

Mühlen-Modell-Ausstellung
Modell-Mühlenbauer Manfred Egloff.

Wie Mühlen aus noch viel länger zurückliegenden Epochen aussahen, also bis zu 2500 Jahren in der Geschichte zurück, zeigen die Modelle, die die Mühlen-Modell-Ausstellung des Kulturvereins Dauernheim zeigt. Die Exponate kann man sich am Deutschen Mühlentag von 13 bis 16 Uhr in dem Ranstädter Ortsteil anschauen. Viele der in Handarbeit gefertigten Stücke stammen aus der Werkstatt von Manfred Egloff und sind Beispiele aus einer Zeit, als „Mühlen außer den menschlichen Muskeln Antriebskraft für Maschinen waren.“ Wären da noch das Wasserkraftwerk der Buderus-Werke in Lollar, das einen Ausflug lohnt oder das Industrie- und Heimatmuseum in Solms, das seine Pforten öffnet: Ihr aller Anliegen ist es, an Wissen und Fertigkeiten aus der Vergangenheit aufmerksam zu machen, damit diese in der Gegenwart und für die Zukunft nicht verloren gehen.

Alle hessischen Teilnehmer am Deutschen Mühlentag unter hessischermuehlenverein.de

2 Gedanken zu „Mühlentag 2018“

  1. Sehr geehrte Damen und Herren,

    wir haben die mitmachenden Mühlen im Landkreis Waldeck-Frankenberg gesucht. Eine Liste über die mitmachenden Mühlen oder eine listenmäßige Nennung wäre sehr hilfreich gewesen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Manfred WEider

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