McMafia

Brutal gute Serie

Von Michael Schlag

Die britisch-amerikanische Serie „McMafia“ adaptiert Episoden aus dem gleichnamigen Buch des britischen Journalisten Misha Glenny über „Die grenzenlose Welt des organisierten Verbrechens.“ „Brutel gut“ ist die Reihe, die derzeit auf Arte läuft, findet Landbote-Autor Michael Schlag.

Die dunkle Welt internationaler Gangster

Russen in London, Russen in Tel Aviv, in Prag, Mumbai, Kairo. Dazwischen der Hedgefonds-Manager Alex Godman, in England aufgewachsener Russe und seine mafiöse Familie. Alex versucht, in dieser Welt der Reichen ehrlich zu bleiben, sein Hedgefonds beschäftigt sogar eine Compliance-Managerin, die über die Herkunft des Geldes wacht, das der Hedgefonds für die Anleger vermehrt. Aber hier wird dermaßen viel Geld bewegt, da kann man sich doch mal einen Gefallen tun, nicht so genau fragen, mit welchem Drogen-, Waffen-, Frauenhandel das Geld gemacht wurde.

Hedgefondsmanager Alex Godman. Wie soll man da ehrlich bleiben. (Alle Fotos: © Nick Wall / Cuba Pictures / CPL Godman)

Die Serie ist deutsch synchronisiert, aber wenn in der Serie Russisch gesprochen wird (mit Untertiteln), dann geht es um die Familie oder um Verbrechen, was schließlich auf dasselbe hinausläuft. Und so zieht es Alex langsam in die dunkle Welt der internationalen Gangster. Anfangs wider Willen, dann mit Bauchschmerzen, rückläufigem schlechtem Gewissen, schließlich mit zunehmendem Ehrgeiz. Und Alex lernt schnell. Verlässlichkeit, Freundschaft, gegebenes Wort – spielt hier alles keine Rolle. Menschenleben übrigens auch nicht.

Ein ganz wilder Ritt

Das Alles vor dem Hintergrund eines weltweiten Krieges internationaler Verbrecherbanden. Los geht es mit einem Bombenanschlag in Mumbai. Was der überlebende Mafiaboss (grandios gespielt von dem georgischen Schauspieler Merab Ninidze) natürlich nicht auf sich sitzen lässt. Dann gerät „Godman Capital“, der Hedgefonds von Alex, unerklärlich in Schieflage; schlechte Presse, Anleger wollen Auskünfte, Geld fließt ab. Irgendwie muss neues Geld her und ganz langsam entblättert sich, wer hier alles seine dreckigen und blutigen Finger im Spiel hat, wer hier wem „hilft“ – und was ein Schokoladenautomat im Hafen von Mumbai damit zu tun hat.

Es wird ein ganz wilder Ritt, mit dem Privatjet durch die Großverbrechen dieser Welt. Und wie in der legalen Weltwirtschaft geht es auch hier um Handelswege zwischen Mittlerem Osten, Fernem Osten, Europa und USA – und dann treten auch noch die Mexikaner auf den Plan. Dennoch bekommt man nie das Gefühl, hier werde allzu weit übertrieben. Was wäre denn, wenn die Welt tatsächlich so vom Verbrechen durchsetzt ist?

Im Privatjet zu den globalen Verbrechen.
Grenzenlose Welt des Verbrechens

Vielleicht, weil der Serie ein Sachbuch zu Grunde liegt. „McMafia“ adaptiert Episoden aus dem gleichnamigen Buch des britischen Journalisten Misha Glenny aus dem Jahr 2008 über „Die grenzenlose Welt des organisierten Verbrechens.“

Die Gangster im Zeitalter der Globalisierung geben sich nicht mit ein paar Straßen in einem Stadtteil zufrieden, auch nicht mit einem Land; wenn schon, dann soll es die ganze Welt sein. Der moderne Kriminelle läuft auch nicht mit Baseballschläger herum, sondern trägt den Anzug des Harvard-Bankers (das mit dem Baseballschläger beherrscht er aber auch noch). Natürlich gibt es den Zoll, die Polizei, die Börsenaufsicht, die internationalen Strafverfolgung, da muss man schon aufpassen. Aber auch dort braucht irgendjemand immer mal Geld – und Deine Kinder wollen doch mit ihrem Vater aufwachsen, oder?

Überraschungsgäste zu Besuch in London.

Und was soll einem schon groß passieren, wenn in Moskau der FSB die Dinge richtet; mit dem allerdings darf man es sich wirklich nicht verscherzen. Warum heißt das ganze nun McMafia? Der Titel spielt auf das globale Franchisesystem an, nach dem nicht nur Hamburger überall gleich schmecken, sondern das genauso funktioniert mit dem organisierten Verbrechen und seiner weltumspannenden Schattenwirtschaft mit Waffenschmuggel, Frauenhandel, Drogengeschäften, Geldwäsche und Korruption.

„McMafia“, Britisch-amerikanische Serie in acht Folgen, Produzenten: Cuba pictures und BBC worldwide, 2018. Zu sehen in der Arte-Mediathek bis 12. Mai 2025: arte.tv/de/videos

Titelbild: Beerdigungen kommen bei McMafia öfter vor.

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