Madame Sidonie in Japan

Eine unspektakuläre Liebesgeschichte

Von Kathrin Hysky

Der Film „Madame Sidonie in Japan“ ist eine ruhig und unspektakulär erzählte Liebesgeschichte, die wenig über das heutige Japan preisgibt. Er ist unter anderem im Kino Traumstern in Lich zu sehen.

Wie ein Reisewerbefilm

„Japan heute“ so wird der Film angekündigt. Im Zentrum stehen die beiden Protagonisten, die Schriftstellerin Sidonie und ihr Verleger Kenzo. Auf der einwöchigen Lesereise der beiden durch Japan, führt uns der Film an verschiedene Orte wie Ôsaka, Kyôto, Nara und Naoshima. Diese Orte bedienen das Japan Klischee und erwecken eher den Eindruck ein Reisewerbefilm zu sein. Erste Klasse Hotels im europäischen Stil wechseln mit den Übernachtungen in japanischen Ryokans der Luxusklasse. Dies führt zu der Bemerkung Isabelles, „es ist hier europäisch und doch ganz anders“.

Besuch im Tempel. (Fotos: Majestic/Celine Bozon)

Von diesem heutigen Japan sind es nur die Großstadtbilder wie Wolkenkratzer, Häusermeer und wenige belebte Straßen, die uns Zuschauern gezeigt werden. Wo doch sonst alles so überfüllt ist mit Menschen, sind im Film der Tempel, der Zen-Garten, die S-Bahn, der Zug leer. Nur ein Fahrgast, ein betrunkener Mann, in der S-Bahn sitzt am helllichten Tag mit den Protagonisten im Abteil. Eigentlich sieht man dieses Bild von betrunkenen Japanern eher am späten Abend in den letzten Nach-Hause-Zügen.

Endlich ein wenig Japan Flair

Ein wenig Japan Flair erleben wir endlich mit dem Service Personal in den Hotels, wo wir ohne Synchronisation japanisch hören. Gleich zu Beginn des Dialoges zwischen den beiden Protagonisten fallen die Orte Fukushima, Hiroshima und Kobe. Alle drei Orte sind verbunden mit dem japanischen Schicksal: Tsunami, Krieg und Erdbeben.

So leer sind die Züge in Japan nicht.

Von Verleger Kenzo erfahren wir wie die Japaner sind: sie trinken Whisky ohne Eis, sie schauen den Frauen nicht in die Augen, sie sprechen nicht über Liebe und die Japaner leben mit ihren Geistern. Geister sind überall, so taucht auch der verstorbene Mann von Sidonie, Antoine, plötzlich als Geist auf. Sie sieht ihn, kann ihn aber nicht spüren.

Unrealistisch sind die wiederholten Szenen, in denen Verleger Kenzo und Schriftstellerin Sidonie mit dem Taxi von einem Ort zum anderen fahren und im Hintergrund ein Film mit Kirschblütenalleen läuft. Aufgesetzt scheint auch eine Szene, in der Sidonie ihre „neuen“ Schuhe vorstellt. Schuhe mit blinkender oszillierender Schuhsohle, die in der Dunkelheit der Nacht in Szene gesetzt werden.

Schließlich taucht am Ende eine Eule auf, die in Japan als Glückbringer und auch als Verbindung zu den Geistern gilt. Die Eule, die die Seelen der Verstorbenen ins Jenseits führt. Es folgt ein Gespräch mit Antoine, der auf einmal von dem Fluss spricht, über den er gehen wird und damit ankündigt, dass er bald aus Sidonies Leben verschwinden wird. Also da wird es zu kitschig! In Japan kann sie sich dann von dem „Geist“ befreien und für eine neue Liebe öffnen.

Madame Sidonie in Japan, Frankreich / Deutschland 2024, Farbe, 95 Minuten. Regie: Élise Girard Darsteller: Isabelle Huppert, Tsuyoshi Ihara, August Diehl, Yuko Hitomi, Aurore Catala, Yusuke Kitaguchi
Kino Traumstern Lich bis Mittwoch, 31. Juli 2024, täglich um 18 Uhr (Mi in OmU).

Titelbild: Immer wieder sind Kirschblütenalleen zu sehen.

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