Barbara Beuys ausgezeichnet
Der Luise-Büchner-Preis für Publizistik geht in diesem Jahr an die Autorin Barbara Beuys (Foto: P.Brunner – Luise Büchner-Gesellschaft). Sie erhält ihn für ihren „wichtigen Beitrag zur Frauengeschichtsschreibung“, so die Jury. Der Preis wird von der Luise-Büchner-Gesellschaft in Darmstadt verliehen und ist mit 2500 Euro dotiert.
Studie zur Geschichte der Familie
Barbara Beuys setze sich seit vielen Jahren mit den ungewöhnlichen Lebenswegen von Frauen auseinander, erklärt die Jury. Die in Köln geborene Autorin hat in ihrer Heimatstadt Geschichte, Philosophie und Soziologie studiert ihr Studium mit der Promotion zum Dr. phil. abgeschlossen. Ihre journalistische Tätigkeit hat sie beim Kölner Stadtanzeiger begonnen. Ab 1971 war sie mehrere Jahre Redakteurin beim Stern. „Ihre umfangreiche Studie über die Geschichte der Familie in Deutschland, erschienen 1980, wurde zu einem großen Erfolg. Die Autorin rechnet in diesem Buch mit dem Klischee der heilen Familie ab und wirft einen damals gänzlich ungewohnten Blick auf das Verhältnis der Geschlechter im Lauf der Geschichte. Das Buch gilt auch heute noch als Grundlagenwerk der Familiensoziologie und wird immer wieder neu herausgegeben“, erklärt die Jury.
Biografien außergewöhnlicher Frauen
Nach einigen weiteren Büchern, unter anderem über den Widerstand im Dritten Reich und die Geschichte der Juden in Europa, veröffentlicht Barbara Beuys regelmäßig Biografien außergewöhnlicher Frauen wie zum Beispiel die von Hildegard von Bingen oder der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff. Ihre Bücher über Sophie Scholl, Paula Modersohn-Becker oder ihre jüngsten Veröffentlichungen über die finnische Malerin Helene Schjerfbeck und über Maria Sibylla Merian „gehören nicht nur zu den Glanzstücken biografischer Forschung, sondern sind auch so spannend geschrieben, dass sie stets ein breites Publikum erreichen“, lobt die Jury, die zum Schluss kommt: „Mit ihren fundierten historischen Arbeiten in journalistisch lebendiger Darstellung leistet Barbara Beuys einen wichtigen Beitrag zur Frauengeschichtsschreibung. Damit steht sie in der Tradition Luise Büchners, für die Schreiben und Reden über Geschichte ein wichtiger Teil ihrer publizistischen Arbeit war. Dies dient weiblicher Selbstvergewisserung ebenso wie dem Wissen darüber, dass Frauen einen unersetzlichen Anteil daran haben, Türen zum besseren Verständnis der Welt zu öffnen.“
Luise Büchner und die Frauenfrage
Die Namensgeberin des Preises, Luise Büchner, ist die jüngere Schwester des ungleich bekannteren Schriftstellers und Revolutionäres Georg Büchner. Luise Büchner war zu ihrer Zeit auch eine erfolgreiche Schriftstellerin. Sie schrieb über die Frauenfrage und forderte eine gleichwertige Schulbildung für Mädchen und Jungen sowie Frauen zur qualifizierten Berufen zuzulassen.
Über die Vergabe des Preises entscheidet eine mindestens siebenköpfige Jury, die der Vorstand der Gesellschaft beruft. Neben drei Beauftragten des Vorstandes gehören ihr Vertreter der Stadt Darmstadt, des Darmstädter Echo und weitere publizistisch tätige Personen an. Der Preis wird jährlich zum Todestag von Luise Büchner (28. November) oder zeitnah vergeben. Die Preisträger der vergangener Jahre sind 2012: Bascha Mika (Frankfurter Rundschau), 2013: Julia Voss (FAZ), 2014: Lisa Ortgies (ARD/WDR), 2015: Barbara Sichtermann (freie Publizistin), 2016: Luise F. Pusch (Sprachwissenschaftlerin, Journalistin).
Der Luise-Büchner-Preis wird Barbara Beuys am 26. November 2017 im Darmstädter Literaturhaus überreicht.