Literarisches Zentrum

Nobelpreiskomitee-Mitglied liest in Gießen

von Jörg-Peter Schmidt

Das Sommerprogramm des Literarischen Zentrums Gießen (LZG) bietet so manche Besonderheit, auf die man sich freuen darf. Dazu gehört am 21. Juli 2022 um 18.30 Uhr im Palmenhaus des Gießener Botanischen Gartens die Lesung mit Steve Sem-Sandberg. Der schwedische Autor ist Mitglied der Schwedischen Akademie, die den Nobelpreis für Literatur vergibt.

Nicht nur die Veranstaltung mit Steve Sem-Sandberg werde gut besucht sein. Diese Hoffnung und Erwartung äußerten vom LZG-Vorstand Vorsitzender Prof. Dr. Sascha Feuchert sowie die Geschäftsführerinnen Hanna Brahm und Dr. Anika  Binsch während einer Pressekonferenz im Außen-Café des „Türmchens“ in Gießen. Dies zeige die Erfahrung, die man mit dem  Frühjahrsprogramm gemacht habe (zuletzt las der aus Biedenkopf stammende Stephan Thome aus seinem Roman „Pflaumenregen“).  Schnell war in den vergangenen Monaten so  mancher LZG-Termin ausverkauft.

Anlehnung an den historischen Woyzeck

Steve Sem-Sandberg gehört der Akademie an, die den Nobelpreis für Literatur bestimmt. Er liest am 21. Juli in Gießen. (Foto: Thron  Ullberg)

Zurück zu der Lesung mit Steve Sem-Sandberg, der seinen Roman „W.“ vorstellt. In Anlehnung an den historischen Woyzeck (bekannt durch  Georg Büchners Dramenfragment) entwirft er die literarische Figur „W“, deren Geschichte von Wahnsinn, Schuld, innerer Zerrissenheit und Liebe geprägt ist.

Wie Sascha Feuchert berichtete, hat der Autor in Gießen an der Arbeitsstelle  Holocaustliteratur wissenschaftlich gearbeitet.  Es ging dabei um Recherchen für sein Buch „Die Elenden von  Lódz “. Die Lesung und Diskussion mit dem Autor  am 21. Juli findet in Kooperation mit der Justus-Liebig-Universität Gießen im Rahmen der Veranstaltungsreihe »Kultur im Garten« statt. Eintritt: 8 Euro (erm. 6 Euro, für LZG-Mitglieder 4 Euro).

Germanistik-Theatergruppe im Botanischen Garten

Einige Tage vor dieser Lesung geht am 14. Juli (19.30 Uhr, Botanischer Garten) die Sommerinszenierung der Gießener Germanistik-Theatergruppe über die Bühne. Vorgestellt wird Hanns Wagners „Spiel vom Heiligen Ursus“, verfasst  von 1581: Als die Thebäische Legion, die dem Römischen Reich gedient hatte, zur Christenverfolgung eingesetzt werden sollte, verweigerte sie geschlossen den Befehl, was die Hinrichtung durch die Römer zur Folge hatte.

Die Germanistik-Theatergruppe führt am 14. Juli „Das Spiel vom Heiligen Ursus“ auf. (Foto: Cora Dietl)

Ursus und einige Gefährten konnten nach Solothurn entkommen. Ihr wenig später erfolgter Märtyrertod steht im Zentrum des zweiten Teils von Wagners zweitägigem Drama, auf den sich die Gießener Aufführung beschränkt.  Eintritt: 5 Euro (erm. 3 Euro, LZG-Mitglieder  frei).

Jugendliteraturpreis-Siegerinnen in den Marktlauben

Wie die LZG-Vorstandsmitglieder bei dem Pressegespräch ankündigten, werden nach der Sommerpause am 4. September (11.30 Uhr, Marktlauben; bei Regen im Alten Schloss, jeweils in Gießen)  die Gewinnerinnen des Ovag-Jugendliteraturpreises ihre Texte präsentieren. Man darf sehr gespannt sein auf die Geschichten von Pia Bonn (Der Taubenmann“) und von Lilli Weiskopf („Erste Dates“). Eintritt frei.

Über die Ungleichbehandlung von Frauen
Am 8. September findet eine Comiclesung mit Anna Geselle statt.  (Foto: privat)

Am 8. September  (19.30 Uhr, Kulturzentrum „Prototyp“ in Gießen) spricht Anna Geselle über ihr Comicbuch  „Furiositäten“.   Von der Göttin Athene über Mary Shelley bis hin zur US-Rapperin Lizzo: Anhand historisch oder popkulturell wichtiger Frauen zeigt die Autorin, nach welchen gesellschaftlichen Skripten wir Wut, insbesondere weibliche, wahrnehmen und bewerten. Warum gelten Männer als durchsetzungsstark, wo Frauen bei gleichem Verhalten häufig Hysterie unterstellt wird?

Die  Veranstaltung wird im Rahmen der „Giennale“ (dem soziokulturellen Kunstfestival) in Zusammenarbeit   mit „Zellkultur“ – Büro für angewandte Kultur und Bildung  – durchgeführt. Eintritt 6 Euro, erm. 4 Euro; LZG-Mitglieder frei.

Goethe-Tage in Gießen und Wetzlar

Dass Johann Wolfgang von Goethe sich in Wetzlar  aufhielt, was literarische Folgen hatte (Stichwort „Werther“), ist weitgehend bekannt. Ganz im Gegensatz zu der Tatsache, dass er auch mal in Gießen vorbeischaute.  Das bildet den  Hintergrund für eine Goethe-Begegnung zwischen  den beiden Nachbarstädten am 11. September (11 Uhr, Domplatz) und am 18. September (11 Uhr, Netanya-Saal, Altes Schloss) in Gießen. Eintritt insgesant:  20 Euro, erm. 15 Euro. Auch der Besuch des historischen Ballraums in Hüttenberg-Volpertshausen, der in  „Die Leiden des jungen Werther“ verewigt ist, gehört zum Besichtigungsprogramm.    

Großvater des „Werther“-Autors wird vorgestellt

In Wetzlar (11. September) begegnet man bei einer Stadtführung u.a. Goethe und Charlotte und besucht zentrale Orte, an denen das Leben des Dichterfürsten beleuchtet wird.  Und man lernt in Gießen (18. September) an markanten Plätzen weitere Akteure der damaligen literarisch-kulturellen Szene kennen, die im Zusammenhang mit Goethe stehen. Man kann sich von Hans Sarkowicz bei einer Lesung aus seinem Buch Monsieur Göthé: Goethes unbekannter Großvater in weniger bekannte familiäre Hintergründe des Dichters einweihen lassen.

Die Treffen finden in Kooperation mit der Wetzlarer Goethe-Gesellschaft e.V statt,  gefördert durch den Kulturfonds Gießen-Wetzlar 2022.

Lesung mit Daniel Schreiber im „Ulenspiegel“

Am 28. September (19 Uhr) wird im „Ulenspiegel“ in Gießen eine Lesung mit Daniel Schreiber  veranstaltet. Der Autor (*1977) studierte in Berlin und New York Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Slawistik, Theaterwissenschaft und Performance Studies. Er ist Verfasser der Susan-Sontag-Biografie Geist und Glamour (2007) sowie der hochgelobten und vielgelesenen Essays Nüchtern (2014) und Zuhause (2017).

Schreiber liest aus „Allein“. Warum wird das Singledasein bis heute häufig als Versagen wahrgenommen? Dieser Frage geht der Autor in seinem neuen Essay nach und lässt dabei immer wieder persönliche Erfahrungen einfließen.  Eintritt zur Lesung: 10 Euro, erm. 8 Euro, LZG-Mitglieder: 6 Euro. Moderiert  wird die Veranstaltung  von der Kulturjournalistin Sabine Heymann (LZG).

Lesung für die Kinder in Lollar
Antje Damm stellt ihr Bilderbuch „Die Wette“ am 13. Juli vor. (Foto: privat)

Nicht nur an die Erwachsenen, sondern auch an die Kinder hat das LZG bei der Vorbereitung der Termine gedacht.   Am 13. Juli (15 Uhr, Stadt- und Schulmediothek der Clemens-Brentano-Europaschul, CBES) in Lollar stellt Antje Damm ihr Bilderbuch „Die Wette“ vor:   

Die kleine Lilo und der alte Hein aus der Gärtnerei schließen eine Wette darüber ab, welche Bedürfnisse eine Pflanze hat, um stetig zu wachsen: Ist es Liebe und Fürsorge oder doch nur die Zugabe von Sonne und Wasser?  Dieser Frage  wird in dem Buch nachgegangen.

Wie bei der Pressekonferenz berichtet wurde, gibt es in LZG-Programmheft ab sofort auch auf die jüngsten Leserinnen und Leser abgestimmte Seiten (unter anderem mit einem Buchtipp).

Infos über den Kartenverkauf

Das LZG-Programmheft ist beispielsweise in Geschäften, Behörden und Museen kostenlos erhältlich und die Termine sind online abrufbar unter der Adresse: www.lz-giessen.de

Für Reservierungen und Kartenkauf gibt es fünf Möglichkeiten:

  1. Per E-Mail unter anmeldung@lz-giessen.de
  2. 2. Über das Kartenreservierungs-Tool auf www.lz-giessen.de
  3. 3. Persönlich über das LZG-Büro (Mo, Di und Do zu den Öffnungszeiten) 4. Persönlich über die Tourist-Info Gießen (Schulstraße 4, 35390 Gießen) 5. Abendkasse am Veranstaltungsabend. Reservierte Karten müssen bis spätestens drei  Tage vor der jeweiligen Veranstaltung im LZG-Büro abgeholt werden. Nicht abgeholte Karten werden wieder freigegeben.

Titelbild: Nicht nur der Vorsitzende Sascha Feuchert, sondern auch die Geschäftsführerinnen  Hanna Brahm und Dr. Anika  Binsch (links) freuen sich über die gute Resonanz der Veranstaltungen des Literarischen Zentrums. Die Bücher, aus denen  die Autorinnen und Autoren in den kommenden Monaten rezitieren, stellten sie beim Pressegespräch vor. (Foto: Jörg-Peter Schmidt)

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