Kunst aus Eisen

Museum in Hirzenhain fast gerettet

Nach langer Ungewissheit zeichnet sich ein gutes Ende für das 1967 eröffnete Kunstgussmuseum in Hirzenhain (Wetteraukreis) ab. Der Trägerverein und die Gemeindeverwaltung verhandeln mit der Gebäude-Besitzerin über den Kauf des Museums und der nebenan liegenden Kunstgießerei, sagte Vereinschef Reinhard Manter. „Wir haben eine reelle Chance, viel mehr Platz zu bekommen“.

Kunst aus Eisen

Das Museum an der Bundesstraße gehört der Bosch Thermotechnik aus Wetzlar. Die hatte im Mai 2015 die letzten sieben Arbeiter aus der alten Buderus-Kunstgießerei abgezogen  und will sich laut Reinhard Manter aus Hirzenhain verabschieden. 2016 sollen schon 13 Container mit Kunstguss-Exponaten verschrottet worden sein. Doch noch immer gibt es laut Manter rund 1600 Stücke, die in Hirzenhain gelagert werden und nach einem Kauf im Museum zusätzlich zu den 400 eigenen Exponaten des Vereins gezeigt werden könnten. Dafür sei aber viel mehr Platz nötig, auch wenn es sich um teils grazile Eisenfiguren handelt.

Vor dem Museum steht der letzte Eisengießer von Hirzenhain. Fotos: Corinna Willführ

Sobald die Gemeinde und der Verein über die alte Gießerei verfügen können, soll laut Manter die Sammlung in dem unterhalb des  Museums gelegenen Gießerei-Gebäude präsentiert werden. Der jetzige Ausstellungsraum werde dann als Museumscafé dienen. Für den Umbau und Betrieb könne man auch mit staatlichen Zuschüssen rechnen,  „Denn das Museum wird eine Bereicherung für ganz Hessen.“

Bis es soweit ist, müssen noch einige Unannehmlichkeiten ausgeräumt werden. Bürgermeister Freddy Kammer wirft Christof Noß, dem im vorigen Herbst zurückgetretenen Vize-Vorsitzenden des Museumsvereins, unlautere Machenschaften vor. Unter anderem habe er vor Jahren dem Verein einen gebrauchten Bildschirm überteuert für 600 Euro verkauft. Nach einer Strafanzeige aus Hirzenhain befasst sich nun die Giessener Staatsanwaltschaft mit den Vorwürfen. Es gebe ein Ermittlungsverfahren wegen Untreue-Verdachts, sagte Staatsanwalt Volker Bützler am Dienstag auf Anfrage. Aber erst Ende Mai werde klar sein, ob es eine Anklage oder eine Verfahrens-Einstellung gibt.

Auf dieser Hirzenhain-Ansicht vom Ende des 19. Jahrhunderte rauchen noch viele Schornsteine. Heute ist die Gemeinde an der Nidder strukturschwach. Das Museum könnte zahlende Gäste anziehen, hofft man in der rund 3000 Einwohner zählenden Wetterau-Gemeinde.

Christof Noß ist in Hirzenhain auch  SPD-Gemeindevertreter. Mit dem parteilosen Bürgermeister Freddy Kammer verbinden ihn eine herzliche Abneigung und gegenseitige Vorwürfe – die unter anderem zu dem für den 7. Mai 2017 terminierten Abwahlverfahren des Bürgermeisters führten. Nach dem Rücktritt von Noß aus der Kunstguss-Vereinsführung sollte eine Jahreshauptversammlung im vorigen Februar das Schicksal des Museums entscheiden. Doch dann sagte der Vorsitzende Reinhard Manter angesichts der positiven Entwicklungen die Sitzung vorerst ab. Das Museum sei trotz seiner völlig veralteten Webseite jeden Sonntag von 10 bis 12 und 13 bis 16 Uhr geöffnet – neuerdings auch an Feiertagen wie dem , 1. Mai. In letzter Zeit hätten sich pro Öffnungstag 15 bis 25 Besucher aus dem mittelhessischen und dem Rhein-Main-Gebiet die Kunstwerke aus Eisen angeschaut.

Mehr über die Geschichte des Eisenkunstgusses in Hirzenhain hier.

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