Kloster Konradsdorf

Noch kein Konzept für alte Gebäude

Von Klaus Nissen

Im Frühjahr 2323 sollte das seit 2016 restaurierte Kloster-Areal von Konradsdorf feierlich freigegeben werden. Doch das verzögert sich. Unklar ist noch immer, ob und wie die Klosterkirche für Veranstaltungen genutzt werden kann. Sicher ist nur, dass es eine kulturhistorische Ausstellung und eine Elektrofahrrad-Ladestation zwischen Ranstadt und Selters geben wird.

Die Kirche ist 800 Jahre alt

Ins siebte Jahr gehen nun die Rettungsarbeiten für das lange vernachlässigte Klostergelände von Konradsdorf. Das Land Hessen investiert rund sechs Millionen Euro, um die gut 800 Jahre alte Kirche und das daneben stehende Propsteigebäude aus romanischer Zeit zukunftsfest zu machen. Das war dringend nötig, denn die lange als Viehstall missbrauchte Kirche hatte schon seit mehr als hundert Jahren eine offene Nordflanke – die Mauer war abgebrochen worden. Dadurch bildeten sich Risse im Rest des Gebäudes. Das Dachgebälk verzog sich.

In der Konradsdorfer Klosterkirche (links) gab es schon seit vielen Jahren keinen Gottesdienst mehr. Sie ist nun restauriert – aber ihre künftige Nutzung bleibt vorerst unklar. Rechts das ebenfalls restaurierte Propsteigebäude, in dem eine Dauerausstellung eingerichtet werden soll. Foto: Nissen

Inzwischen ist der Bau gesichert. Auf der Nordseite steht eine neue Mauer. Ein Metalldach schützt die Kirche dort vor dem Regen und brütenden Tauben. Auch das Hauptdach ist inzwischen verschalt und erneuert. Die von der Staatlichen Schlösserverwaltung engagierten Konservatoren haben Reste der alten Wandbemalung gesichert. Das Portal ist nun durch eine neue, massive Eichentür verschlossen.

Dauerausstellung über das Kloster und die Region

Auch im rechts daneben stehenden Propsteigebäude ist viel passiert. Der Keller wurde freigelegt, die romanischen Fenstergewölbe aus Sandstein sind wetterfest saniert. Das Gebäude bekommt eine Dauerausstellung, die die Geschichte des Klosters und seine Bedeutung für die Region dokumentiert.

Vor den alten Gebäuden plant die Schlösserverwaltung eine Ladestation für Elektro-Räder. Denn Konradsdorf soll zum Touristenmagneten werden. Das Ex-Kloster liegt am Vulkanradweg und am Bonifatius-Wanderweg. Für das Frühjahr 2023 hatte die Schlösserverwaltung einst die feierliche Wiederbelegung des Klosters angekündigt. Aber sie kommt erst später.

Ab Sommer 2023 ein Magnet für Touristen

„Für diesen Sommer planen wir einen Einweihungstermin mit etwas größerem Bahnhof“, teilt Susanne Király von der Bad Homburger Schlösserverwaltung mit. Bei allen Detailfragen zur Klostersanierung bleibt sie zurückhaltend. Erst später im Jahr könne man Auskunft über die Sanierung und die neuen Erkenntnisse zur Baugeschichte des Klosters geben.

Konradsdorf sollte touristisch genutzt werden, hatte 2020 eine vom Wetteraukreis angestoßene Machbarkeitsstudie empfohlen. Man werde künftig Führungen und Veranstaltungen in der Klosterkirche ermöglichen, versprach einst auch die Schlösserverwaltung. Nun heißt es: „Was die Nutzung angeht, können wir derzeit auch noch keine abschließende Auskunft geben, da die Bedingungen für eine Nutzung durch Dritte, dazu gehören auch die Fragen der Sicherheit, noch geklärt werden. In diesem Jahr wird es daher auch noch keine Veranstaltungen durch Dritte in den Räumlichkeiten geben.“

Sechs Millionen Euro für die Sicherung

Diese Aussage passt zur düsteren Prognose des Ortenberger Kultur-Veranstalters Hans Schwab. Er hatte die Kirche gemeinsam mit Ronka Nickel vor zehn Jahren für Sommerfestspiele genutzt. Es gab dort einen Poetry Slam, Bernd Lafrenz inszenierte Shakespeares „Hamlet“, und die Band Äl Jawala machte Balkan-Beat. Solche Abende gibt es wohl nicht mehr, unkt Schwab nun. Denn es fehle ein Notausgang aus der Kirche. „Sie ist hervorragend restauriert. Aber sie ist kein lebendiger Ort mehr. Du kannst die Kirche auch nicht mehr offen stehen lassen.“

Ortenbergs Bürgermeisterin Ulrike Pfeiffer-Pantring ist da optimistischer. Sie sei sehr froh, dass die Hessische Schlösserverwaltung sechs Millionen Euro in die Sanierung der Klosterkirche und des Propsteigebäudes steckte. „Die sind hellauf begeistert von den Funden, die sie dabei machten“.

Ein Platz für die Landesgartenschau?

Eine Nutzung der historischen Gemäuder werde sich auch ergeben: „Natürlich wird dieser Standort weiter entwickelt. Wir wollen das für die Landesgartenschau voran bringen.“ Was genau, müsse der Verein Oberhessen entscheiden.

Nachfrage bei Florian Herrmann, der die für 2027 geplante Landesgartenschau organisiert. Er sagt: „Wir hätten ein großes Interesse, diesen Ort in die Landesgartenschau einzubauen. Konradsdorf ist für uns ein ganz besonderer Ort. Aber es steht nicht in unserer Macht, das zu entscheiden.“ Per Videokonferenz habe er mit der Schlösserverwaltung über Konradsdorf gesprochen.. „Es wurde angedeutet, dass man sich darüber Gedanken macht.“

Die touristische Nutzung von Klosterkirche und Propsteigebäude hängt auch von der Mitarbeit des Domänenpächters ab. Doch der Biolandwirt Helmut Keller muss Konradsdorf im Sommer verlassen. Seine Familie hat den Hofladen und das Café „Kleeblatt“ deshalb geschlossen. Ob der neue Pächter Peter Michael Karpf beides wieder öffnet, ist unklar.Kloster Konradsdorf

Das Nonnenkloster Konradsdorf im Jahre 1581, als die letzten Prämonstratenserinnen es verlassen mussten. Foto: Nissen

Vor etwa 1200 Jahren gründete ein Lehnsmann des Klosters Fulda zwischen Selters und Ranstradt einen Herrenhof. Die kleine Burg Konradsdorf gehörte später den Herren von Büdingen. Im späten 12. Jahrhunderts schenkten sie sie dem Prämonstratenser-Orden. Das neue Kloster blühte auf. Im 14. Jahrhundert verwalteten hier 64 Nonnen ingesamt vier Bauernhöfe und viele weitere Ländereien.

Mit der Reformation wurde das Kloster 1581 aufgelöst. Es hatte dann wechselnde adlige Besitzer. Sie trieben Landwirtschaft und ließen die Kirche und die Propstei verfallen. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts gehört Konradsdorf mitsamt 118 Hektar Äckern und Weiden dem Land Hessen. Erst seit 2016 lässt es die historischen Gebäude sorgsam restaurieren.

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