Kloster Konradsdorf

Kirche und Probstei saniert

Von Corinna Willführ

Nach siebenjähriger Sanierung ist das Ensemble von Klosterkirche und Propstei Konradsdorf (Ortenberg) jetzt ein beeindruckendes Zeugnis romanischer Architektur und akribischer archäologischer Arbeit.

Besucher beeindruckt

Die ersten Stimmen im Besucherbuch sind ebenso beeindruckt von den Gebäuden aus der Stauferzeit wie Hessens Wissenschafts- und Kunstministerin Angela Dorn bei der Eröffnung. Dorn: „Die Klosterkirche und das anschließende Propsteigebäude gehören zu den schönsten romanischen Bauwerken in Hessen und sind herausragende Beispiele für die reiche Geschichte und Architektur Hessens“. Zugleich ist die Wetterau um einen touristischen Anziehungspunkt reicher geworden. Doch bei allem Lob gibt es in punkto öffentliche Nutzung noch Nachbesserungsbedarf.

Die sanierte Klosterkirche. (Fotos: Willführ)

Zunächst zur Geschichte: Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Klosterkirche Konradsdorf 1191. Ihre Geschichte als Heimstatt, „Damenstift“ des Prämonstratenserordens, endet 1581. Die Auflösung des Konvents war eine Folge der Reformation. Waren es zur Blütezeit des Klosters im 13. und 14. Jahrhundert bis zu 64 Nonnen – mehr sollten es nicht sein, um deren Versorgung gesichert zu sehen – verließen die Meisterin (nicht Äbtissin) zuletzt mit zwei Nonnen das Domizil am östlichen Rand der Wetterau. Gut versorgt, wie es in den Annalen nachzulesen ist. Die Gebäude indes – die Kirche wie die Propstei – wurden teils als Tierställe genutzt, verfielen. Ihre Bausubstanz aber hat „trotz jahrhundertelanger Vernachlässigung“ diese Zeiten überdauert, so dass das Ensemble „zu den wenigen Bauerken in Hessen zählt, die sich aus der Stauferzeit erhalten haben“, wie die Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen in einer Pressemitteilung zur Eröffnung für die Öffentlichkeit mitteilt.

Rund sechs Millionen Euro investiert

Zur Sanierung: Es gab viel zu tun für die mehr als einhundert Menschen, die an der Sanierung beteiligt waren. So mussten zunächst die Gebäude statisch gesichert werden. In der doppelgeschossigen Propstei gelang es, vermauerte romanische Öffnungen wieder freizulegen. Das zerstörte Nordseitenschiff bekam eine neue Überdachung – aus Kupfer. Nicht nur aus architektonischen oder ästhetischen Gründen. Vielmehr konnten so die Befunde die während der Sanierungsarbeiten entdeckt und restauriert wurden, geschützt werden. Pfiff durch die Fenster in den vergangenen Jahrhunderten ungebremst der Wind, suchten sich Tauben einen Nistplatz, sind die romanischen Fenster der Pfeiler-Basilika heute mit rotem Glas ausgefüllt.

Blick aus der Propstei auf die Flusslandschaft der Nidder.

„Dieses Projekt hat hohe Anforderungen an die beteiligten Kolleginnen und Kollegen bei der SG und in unserem Hause gestellt“, zieht Thomas Platte, Direktor der Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH) in der PM Bilanz. „Baufachtechnische Handwerkskunst und modernste Technik sind hier in gelingender Weise zusammengekommen.“ Und das hat gekostet: Insgesamt rund sechs Millionen Euro hat das Land seit 2016 investiert.

Ausstellung informiert über das Kloster

Die Ausstellung: Ohne die Sanierung der Gebäude zu schmälern – auch wenn mancher den maroden Charme vermissen mag -, ein „Erlebnisort staufischer Kultur“ wird das Ensemble erst durch die Ausstellung. Denn weder Säulenkapitelle oder Malereifragmente waren bislang sichtbar. Und wer mag von dem Beinhaus an der Ostseite Kenntnis gehabt haben? Wer von den Grab der Familie Breuberg? Wer von den Erkenntnissen, dass es sich in der Propstei einmal „gut leben“ ließ mit Kamin und einer sehenswerten Aussicht auf die heute unter Naturschutz stehenden Salzwiesen. Es lohnt, sich Zeit zu nehmen für die Betrachtung der Artefakte und die dazugehörigen Texte. Sie vertiefen die Informationen auf den Tafeln am Gatter vor dem Ensemble.

Grabplatten derer von Breuberg in der Ausstellung der Propstei.

Vor diesem parken indes wenig sensible Besucher ihre Autos, die damit nicht nur den Blick auf das Ensemble versperren, sondern es gar nicht tun dürften. Denn das Areal gehört zur verpachteten Staatsdomäne, einem landwirtschaftlichen Betrieb. Dötsch weiß um die Parkplatzsituation. „Wir sind in Gesprächen mit Landrat Jan Weckler, ob es möglich ist, am Wochenende einen teil der Abstellplätze an der Gesamtschule Konradsdorf zu nutzen. Der Kreis als Schulträger müsse das genehmigen. Auch eine öffentliche Toilette fehlt bislang. Dötsch: „Uns gehören nur die Gebäude, nicht das Areal um diese.“ In Kürze soll das Versäumnis nachgeholt werden, dass man die Öffnungszeiten (donnerstags bis sonntags 10 bis 17 Uhr) auch vor Ort erfährt.

Ob es auch eine Nachbesserung zur Historie der Gebäude gibt? Denn sowohl Klosterkirche wie Propstei wurden in den beiden vergangenen Jahrzehnten für Kulturveranstaltungen genutzt. Vornehmlich durch das Theater des Fresche Keller von Hans Schwab zu Aufführungen, aber auch in der Reihe des Wetteraukreises „Kunst in Kirchen“.

Für die zweite Jahreshälfte kündigt Dr. Anja Dötsch „ein Angebot an Expertenführungen und -vorträgen“ an. Die Projektleiterin und Denkmalschützerin selbst wird den Auftakt machen. Zum Vormerken für den Tag des offenen Denkmals:

Am Sonntag, 10. September, wird Architekt Macholz Kummer eine Führung anbieten. Die genauen Zeiten werden auf der Homepage schloesser-hessen.de bekanntgegeben.

Titelbild: Das Kloster Konradsdorf.

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