Wohnungen, Wlan und ein Badeteich
Von Klaus Nissen
Vom Rebhuhn-Monitoring bis zur Schaffung kostenloser Internet-Hotspots reichte am 13. September 2024 die Themenpalette des Karbener Stadtparlaments. In zwei Stunden fällten die 37 Stadtverordneten im Petterweiler Albert-Schäfer-Haus gut 20 Beschlüsse. Entschieden wurde auch über die Jukuz-Aufwertung.Jukuz in Karben wird Treffpunkt für alle
Auf die Stadtverwaltung in Karben kommt noch mehr Arbeit zu. Sie muss ein Konzept zur Umwandlung des Jukuz-Areals in eine Begegnungsstätte für alle Generationen machen. Auch Senioren sollen dort Kurse besuchen können. Gewollt sind dort mehr Kulturevents, mehr Open Air-Kino, mehr Seminare.
Dafür soll die Stadt auf dem Areal Büros und Lagerräume bauen. Die Stadtkapelle, das Mütter- und Familienzentrum, Bläserklassen der Schumacher-Schule sollen am Selzerbrunnen Raum finden, forderte das Stadtparlament bei sechs Gegenstimmen und drei Enthaltungen.
Auch eine Gaststätte mit Biergarten sei dort, direkt neben dem künftigen Wohngebiet „Brunnenquartier“, erwünscht. Die Kosten der Erweiterungsbauten zum „Campus Karben“ könnten teils aus Fördertöpfen des Landes zum „Großen Frankfurter Bogen“ abgedeckt werden, so der CDU-Antrag.
Andere Parteien verärgert über Vorstoß der CDU
Inhaltlich scheinen alle Parteien das Großprojekt mitzutragen. Trotzdem erntete die CDU Kritik, weil sie den „Campus Karben“ als eigene Idee verkauft hatte. „Das ist ein Akt kultureller Aneignung“, schimpfte SPD-Fraktionssprecher Thomas Görlich. Denn die Idee zum „Campus Karben“ sei schon vor der Coronazeit in einer Bürgerbeteiligung entwickelt worden, erinnerte der Grünen-Abgeordnete Markus Dreßler am Freitag. Besser sei es, zum Jahresende eine Bürgerversammlung abzuhalten und das Projekt dann erst anzugehen.
Der Mehrheitsfraktion dauert das zu lange. Man habe schon jetzt das grundsätzliche Ja der jetzigen Jukuz-Nutzer eingeholt, so der Unions-Fraktionschef Mario Beck.
Eine weitere Diskussion gab es zu einem Antrag der Linkspartei. Die Stadt Karben solle leer stehende Wohnungen anmieten, forderte Gabi Faulhaber. Dann könnten Flüchtlingsfamilien aus Gemeinschaftsunterkünften und andere Karbener mit geringen Einkommen eine würdige Bleibe finden. Und die Vermieter könnten sich auf garantierte Mietzahlungen verlassen. „Die Stadt Viernheim hat so in einem Jahr 70 Wohnungen akquiriert“, berichtete Faulhaber.
Stadt will Mietwohnungen kaufen
„Wir haben das Modell zwei Jahre lang getestet“, antwortete Bürgermeister Guido Rahn. Viele Eigentümer wollten erst ab zehn Euro pro Quadratmeter vermieten. Die Stadt müsste dann zwölf Euro verlangen, um den eigenen Aufwand zu refinanzieren. Außerdem sei es leider so, dass Eigentümer Menschen aus der Ukraine in ihre Wohnungen ließen – aber niemanden aus Afrika, Afghanistan und arabischen Ländern.
Wenn mieten nicht geht, dann eben kaufen. „Bis Jahresende werden wir locker 20 Wohungen zusammenkriegen“, sagte Guido Rahn zu den Stadtverordneten. Wohnungseigentum sei für die Stadt langfristig besser. „Wir müssen auch selber bauen“ ergänzte der CDU-Sprecher Mario Beck.
Weniger Redebedarf gab es bei anderen Großprojekten. Grünes Licht bekam der Bau des Bikeparks östlich von Okarben. Laut Bürgermeister wird der Pumptrack, die Flowline, die Waschstation für verdreckte Mountainbikes und der Trinkbrunnen für die Fahrer ab 2025 entstehen.
Der Bau eines Badesees bei Okarben ist vom Tisch. Inzwischen prüft die Stadtverwaltung einen Standort hinter dem Hallenfreizeitbad. Dort könne man die Zufahrt, die Sanitär-Räume und die soziale Kontrolle besser gewährleisten, so der Bürgermeister.
Radschnellweg nach Frankfurt entlang der B§
Einstimmig war auch die Zustimmung zur Trasse des künftigen Radschnellweges durch Karben entlang der B3 und der Main-Weser-Bahn. Ebenso die zehnprozentige Erhöhung des städtischen Zuschusses an die Musikschule auf 217 000 Euro für 2025. Das gilt nur, wenn auch die Gebühren der Musikschüler um zehn Prozent angehoben werden.
Ein Stück voran kommen die Pläne für die neue Grundschule und die Wohnhäuser „Am Hang“gegenüber dem Groß-Karbener Bahnhof in Kloppenheim. Der Plan kommt bald zur letzten Öffentlichkeitsbeteiligung heraus. Auf dem 2,1 Hektar großen Areal stehen Schulcontainer und Kleingärten. Debattiert wird noch über die Größe der einzelnen Baugrundstücke.
Eine letzte Öffentlichkeitsbeteiligung wird es auch für den ersten Bauabschnitt der Waldorfschule auf dem Gelände der Kloppenheimer Baumschule geben. Weil die Anbindung an die stark befahrene B3 ihnen zu gefährlich ist, fordern die Stadtverordneten eine Zufahrt über den Heroldsrain am Berufsbildungswerk vorbei.
Weitere Neuigkeiten aus Karben
Sieben Hotspots gibt es schon. Bis zu 13 weitere öffentliche Wlan-Zugänge will die Stadtverwaltung noch einrichten. Denn die Kosten trägt das Land Hessen zu 90 Prozent, so Bürgermeister Rahn vor dem Stadtparlament.
Die Ladenzeile am Parkplatz vor dem Bürgerzentrum wird wohl städtisch. Die Stadt spreche mit dem Eigentümer über einen Kauf, berichtete Guido Rahn. Dazu gehöre auch die Gaststätte „Kärber Eck“ an der Nidda. In der Ladenzeile soll die Stadtpolizei einen Stützpunkt bekommen.
Jährliche Einbürgerungsfeier
Genau 52 Karbener mit ausländischen Wurzeln haben seit Neujahr bis zum 2. August die deutsche Staatsbürgerschaft bekommen. Im ganzen vorigen Jahr waren es 59. Anfang 2025 wird die Stadt zum ersten Mal eine Einbürgerungsfeier organisieren, teilte der Erste Stadtrat Thomas Schrage mit. So eine Feier werde es dann jedes Jahr geben.
Der rund 500 neue Wohnungen umfassende Bebaungsplan für das „Brunnenquartier“ ist laut Bürgermeister Guido Rahn fertig. Er soll Ende des Jahres vom Parlament in Kraft gesetzt werden; 2025 könne man mit der Erschließung des Acht-Hektar-Areals beginnen.
Das Richtfest für den Feuerwehrstützpunkt in Petterweil wird Ende September gefeiert, so die Stadtverwaltung. Im Frühjahr werde er fertig. Für die neue Kita in Petterweil ist das Richtfest im Oktober angepeilt, die Fertigstellung für den nächsten Sommer. Die neue Kita in Rendel soll nach den Sommerferien 2025 gebaut werden.
Ein städtisches Solarfeld zur Stromproduktion soll auf dem Gelände der früheren Gärtnerei nördlich von Okarben zwischen B3 und Bahntrasse entstehen. Dort brauche man keinen Bebauungsplan, teilte Bürgermeister Rahn mit. Bei anderen Behörden hole die Stadt gerade Genehmigungen ein.
Die Zahl der Rebhühner in Karben steigt seit 2014 an, heißt es in der Antwort auf eine Anfrage der Grünen. Westlich der B3 habe man vier bis fünf Tiere je 100 Hektar gezählt, östlich davon sogar bis zu zehn Rebhühner.
Das Foto über dem Titel zeigt eine Wiese zwischen Burg-Gräfenrode und der Nidda, die durch den von Bibern aufgestauten Scheidgraben zum Feuchtbiotop geworden ist . Mit immer neuen Dämmen wehren sich die Holznager gegen den Abfluss ihres Badewassers in die Nidda.