JOHNNY-CASH-ABEND

Hommage an großen Künstler

von Jörg-Peter Schmidt

Der Gießener Kulturkeller Ulenspiegel war beim Johnny-Cash-Abend voll besetzt. Ob es junge oder ältere Gäste waren: Sie hatten ihre Freude an dieser wunderbaren literarisch-musikalischen Mischung.

Country-Klasssiker erklingen

Das Literarische Zentrum Gießen (LZG) hatte den Fernseh-Journalisten und Schriftsteller Matthias Huff zur Vorstellung seines Buches mit dem Titel „Johnny  Cash – Meine Arme sind zu kurz, um mit Gott zu boxen“  eingeladen. Der gebürtige Kölner (Jahrgang 1962) war nicht allein nach Oberhessen gekommen. Er hatte seinen Sohn, den Leipziger Gitarristen Elias Huff und dessen Freundin, die Berliner Sängerin Emma Bombach, mitgebracht. Das Duo interpretierte Cash-Klassiker, angereichert mit einer Prise Swing und Jazz. Beispielsweise „I walk the line“ oder „It ain’t me babe“ (ursprünglich ein Song von Bob Dylan, mit dem Cash befreundet war) erklangen im Ulenspiegel auf wunderschöne Weise.

Beim Schlussapplaus des begeisterten Publikums: von links: Elias Huff, Emma Bombach und Matthias Huff. (Foto: Jörg-Peter Schmidt). Vorn ein Plakat, das Johnny Cash hier mal in provozierender Pose zeigt.  

Matthias Huff stellte Cash-Buch vor

Was sind die Schwerpunkte der im Adeo-Verlag erschienenen Dokumentation? Matthias Huff, der von LZG-Geschäftsführerin Dr. Anika Binsch vorgestellt wurde, berichtete: Es geht vorwiegend um den christlichen Glauben Johnny Cashs, der  von 1932 bis 2003 lebte, und die Liebe zu seiner zweiten Frau June. Johnnys Liebe zu June war sehr emotional, aber nicht unkompliziert. Denn beide späteren Eheleute waren bereits verheiratet. Das Buch beleuchtet auch den Schmerz von Johnnys erster Ehefrau Vivian (mit ihr hatte er vier Töchter), von einem geliebten Menschen verlassen zu werden. Vivian heiratete ein zweites Mal, was auch ihren früheren Ehemann „tröstete“, denn auch ihn beschäftigte, sich von seiner früheren Familie getrennt zu haben. Nach und nach wurde ihm auch wohl bewusst,  dass er sich intensiver um seine Töchter kümmern muss.

Liebe zu June nicht unkompliziert

Die ganz große Liebe seines Lebens war June, die bereits als Mitglied der Carter-Family Country-Lieder gesungen hatte. Ihre vielen Jahre mit Johnny (aus der Ehe ging ein Sohn hervor) waren leider auch von der immer wieder kehrenden Drogensucht des Mannes geprägt, dessen Heiratsantrag sei 1968 annahm. Insgesamt müssen die beiden aber miteinander  sehr glücklich miteinander gewesen sein, was auch ihre gemeinsamen gesungenen Songs prägte.

June Carter. (Fotoquelle: Wikipedia,  Larry D. Moore).
Cash und die Nächstenliebe

Autor Matthias Huff beschäftigt sich in seinem Buch, wie eingangs erwähnt, eingehend mit dem christlichen Glauben von Johnny  Cash, den er in seinem Lebensstil, in der Verbindung zu seinen Mitmenschen und seiner Musik weiter vermittelte. Zu der jeweiligen Beschreibung von verschiedenen Lebensstationen von Cash, der außer den Country-Liedern auch Blues, Gospel und Blues sang, sind in das Buch passende Bibelzitate eingeflochten. Zur religiösen Einstellung Cashs gehörte, dass er sich für ungerecht behandelte Menschen, darunter Indianer, einsetzte. Er  empfand Sympathie für die Hippie-Bewegung, ließ sich allerdings politisch nicht vereinnahmen. Und er trat mit seiner Band in Gefängnissen (Folsom und San Quentin) Ende der 1960er auf, setzte sich für Gefängnisreformen ein.

Vorbilder Jimmie Rodgers und Hank Wiliams 

Matthias Huff geht noch auf ein anderes interessantes Thema ein: Johnny Cash war ein sehr gründlicher Rechercheur der Historie der Countrymusik, die oft in den sogenannten Honky-Tonk-Bars zu hören war. „The Man in Black“ begeisterte sich für beispielsweise für die Songs von Jimmie Rodgers  (1897 ­–­ 1933), was sich in einigen Songs von Cash widerspiegelt. Rodgers, der ursprünglich ein Bahnarbeiter war, sang von den bitterarmen, in den Güterzügen schwarz fahrenden Wanderarbeitern. Auch Hank Williams (1923 – 1953) war  eines  der Vorbilder von Johnny Cash.

Johnny Cash singt Depeche Mode

Kurz vor seinem Tod flackerte seine Fähigkeit, Menschen mit seiner Musik zu begeistern, noch einmal auf – so wie die Flamme einer Kerze noch einmal in die Höhe schießt, bevor sie erlischt. 2002 erschien das Album „American IV: The Man Comes Around“,  auf dem Johnny Cash mit brüchiger Stimme unglaublich gute Versionen auch anderer Musiker interpretiert, beispielsweise „Personal Jesus“, ursprünglich ein Song von „Depeche Mode“.  Und auch an Hank Wiliams wird auf dieser Platte noch mal erinnert mit einer wunderbaren Interpretation von „I’m so Lonesome“. Der Johnny-Abend im Ulenspiegel verging im Fluge – und der Schlussapplaus war lange.

Das Buch von Matthias Huff  „Johnny Cash –  Meine Arme sind zu kurz, um mit Gott zu reden“ ist im Adeo-Verlag erschienen und kostet 22 Euro.

Titelbild: Johnny Cash 1972 in  Bremen. (Quelle:  Wikipedia, CC-BY-SA, Heinrich Klaffs)

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