Von der Einsamkeit Homosexueller
In vielen Ländern müssen homosexuelle Menschen unter erheblichen Diskriminierungen leiden. Über diese erniedrigende Situation berichteten jetzt im Rahmen einer Vernissage in der Universitätsbibliothek in Gießen vor etwa 50 Zuhörern die Journalistinnen Nazik Armenakyan und Amy Mackinnon am Beispiel der Lage in Armenien und Russland. In der Unibibliothek ist noch bis zum 28. Februar 2017 die Ausstellung „The Stampf of Loneliness“ („Der Stempel der Einsamkeit“) von Nazik Armenakyan zu sehen.
Geächtete Außenseiter
Nazik Armenakyan hat in ihrem Heimatland Armenien in der Hauptstadt Jerevan Transgender (Menschen, die sich im falschen Körper empfinden) fotografisch in ihren Alltag begleitet. Bewusst hat die Journalistin bei ihren Aufnahmen darauf geachtet, dass ihre Fotos nicht voyeuristisch gestaltet sind. Vielmehr verleiht sie den Menschen, die zu den geächteten Außenseitern der Gesellschaft gehören, Würde. Oft müssen diese Armenier ihren Lebensunterhalt durch Prostitution verdienen; es ist sehr schwer bis unmöglich für sie, einen anderen Beruf zu finden. Zudem haben meistens die Angehörigen den Kontakt zu ihnen abgebrochen.
Im Anschluss an den Situationsbericht ihrer armenischen Kollegin schilderte die Schottin Amy Mackinnon, dass in Russland zwar Homosexualität „offiziell“ legalisiert ist, allerdings weiterhin schwule, lesbische und bisexuelle Menschen sowie Transgender gesellschaftlich missachtet werden. Im Putin-Land gibt es keine staatliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Ehen. Amy Mackinnon stellte Ausschnitte aus ihrem Dokumentarfilm mit dem Titel „Transmoskva“ vor, den sie zusammen mit Pascal Dumont gedreht hat: Die „Transfrau“ Vika, die in einem männlichen Körper geboren wurde, hatte dem Filmteam erlaubt, sie in ihrem Beruf als Fahrerin und nach einer Operation zu begleiten, durch die ihr Gesicht weiblicher aussehen sollte.
Zu Beginn der Vernissage war Dr. Franz Schindler (Slavist an der JLU Gießen) auf die Lage Homosxueller nicht nur in der ehemaligen Sowjetunion sowie im heutigen Russland und Armenien, sondern auch in Deutschland eingegangen, wo es – trotz gesetzlicher Erlaubnis zur gleichgeschlechtlichen Ehe – bei zahlreichen Bürgern noch immer Vorurteile gibt. Dr. Schindler erinnerte daran, dass vor gar nicht langer Zeit (1987) ein Kuss zwischen Männern in der Fernsehserie „Lindenstraße“ helle Empörung gebracht hatte. Ein weiterer Kuss zwischen Männern in der Serie im Jahre 1990 hatte dann dafür gesorgt, dass der bayerische Rundfunk die Wiederholung dieser „Lindenstraßen“-Folge aus seinem Programm strich.
Ausstellung bald auch in Jena und Passau
Am Ende der Vernissage gab es langen Applaus der Zuhörer und großes Lob für die bundesweite Eröffnung der Ausstellung, die in Kürze auch an den Universitäten in Jena und Passau gezeigt wird.
Die Ausstellungseröffnung in Gießen, die in englischer und deutscher Sprache gehalten wurde, haben Alina Jasina und Katharina Kühn (Doktorandinnen am International Graduate Centre for the Study of Culture) an der JLU Gießen organisiert, unterstützt von der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten der JLU, Dr. Nadyne Stritzke sowie dem Gießener Zentrum Östliches Europa (GiZo), der Hessische Landeszentrale für politische Bildung und der Universitätsbibliothek Gießen. Die Fotos, die alle von Nazik Armenakyan stammen, sind noch bis zum 28. Februar 2017 in der Unibibliothek Gießen (Otto-Behaghel-Straße 8) montags bis sonntags von 7.30 Uhr bis 23 Uhr zu sehen (Eintritt frei). Die Aufnahmen hat die Armeniern zudem in einem Buch unter dem Titel „The Stamp of Loneliness“ (edidiert bei Marc Prüst) zusammengefassst.
Weitere Infos übe Nazik Armenakyan unter nazikarmenakyan.com