Hessenpark

Handbuch für Entdecker

Von Corinna Willführ

Waren Sie schon einmal im Hessenpark? Noch nie. Gelegentlich. Regelmäßig. Wie auch immer Ihre Antwort ausfällt: Das Entdeckerhandbuch des Freilichtmuseums bietet all seinen Gästen einen Einblick in die Geschichte der Gebäude, die Bedingungen im Arbeits- und Familienleben der ländlichen Bevölkerung der vergangenen Jahrhunderten und – nicht zuletzt- in die Aufgaben, denen das Freilichtmuseum heute als anerkannter Bio- und Arche-zertifizierter Betrieb sowie als touristisches Ziel gerecht werden muss.

Entdeckerhandbuch des Freilichtmuseums

Die Synagoge aus Nentershausen im Hessenpark. (Fotos: Willführ)

Sieben Baugruppen mit mehr als 100 Gebäuden gibt es im Freilichtmuseum Hessenpark zu erkunden. Die Baugruppe Marktplatz ist die bekannteste. Schließlich finden auf dem zentralen Areal alljährlich große Veranstaltungen statt. Zudem reihen sich um den Brunnen in dessen Mitte Läden und Gaststätten. Außerdem befinden sich im Haus Rauschenberg die Dauerausstellung „Kommunikation im Wandel der Zeit“, im Haus aus Melgershausen Exponate aus der aufgelösten Druckerei Lang in Friedberg, im einstigen Mühlengebäude aus Rörshain das Standesamt und unweit der „Sechs Häuser aus Gießen“, die Turmuhrmacherwerkstatt, ein Kolonialwarenladen und eine historische Apotheke.
Auch die Schulhofreite aus Münchhausen in der Baugruppe Mittelhessen mag manchem bereits bekannt sein. „Sie besteht aus einem Schulhaus mit Betsaal, einem Schulgarten und auch der im alten Standort gegenüberliegenden Scheune“, so die Information aus dem Entdeckerhandbuch. Für viele Besucher aus dieser Baugruppe ein beliebtes Motiv: die Kirche aus Niederhörlen mit ihrem Kirchhof, dessen Grabmale aus Christenberg und Niederasphe stammen.
Aber wer hat sein Augenmerk schon einmal auf das Haus aus Holzhausen in der Baugruppe Nordhessen gelegt? Sich den Plappertschen Bildstock genauer betrachtet oder die Kanzel der Kirche aus Kohlgrund? Gar einmal das Depot des Freilichtmuseums bei einer Führung besucht?

Sehenswertes auf 65 Hektar

Plappertscher Bildstock.

An den Rhönschafen, den Thüringer Waldziegen oder den Vorwerkhühnern, haben Besucher des Freilichtmuseums, ob jung oder alt, ihre Freude. Dass neben dem Erhalt von Gebäuden und der Zucht alter Haustierrassen auch die Fürsorge einst in vielen hessischen Landschaften angebauter Pflanzen wie Tabak oder Flachs gilt, mag manchem weniger bekannt sein. Auch welche Rolle einst Zigarrenfabriken für die Bevölkerung hatten. Welche Bedeutung die Handwerke der Schmiede, Köhler oder Seiler: An sie – und die harte Arbeit, die sie verrichten mussten, um ein Auskommen für sich und ihre Familien zu haben, erinnern nicht nur Gebäude im Hessenpark, sondern auch regelmäßige Schauvorführungen in den entsprechenden Stätten. In den protestantischen Kirchen aus verschiedenen hessischen Regionen, können sich im Hessenpark, heute wieder Paare trauen lassen.
65 Hektar groß ist das Gelände, auf dem all diese Sehenswürdigkeiten zu sehen sind. In drei Ausstellungsgebäuden zeigt der Hessenpark regelmäßig Sonderausstellungen. In Theaterpräsentationen und Führungen werden historische Erlebnisse und Ereignisse dargestellt beziehungsweise erläutert.

Museumsplan gibt Orientierung
Museumsleiter Jens Scheller.

320 Seiten zum Stöbern, zum Blättern zum Bilderansehen, dennoch: „In diesem Museumsführer benennen wir auch Probleme und Defizite, so bei einigen Gebäuden, die nicht den heutigen Ansprüchen an einen möglichst authentischen Wiederaufbau entsprechen…….Eine weitere Herausforderung stellen die mehr als hundert überdachten Hausstapel dar, welche Sie an vielen Stätten auf dem Gelände entdecken werden. Dahinter verbergen sich historische Gebäude, die ursprünglich alle für den Wiederaufbau vorgesehen waren. Inzwischen ist jedoch klar, dass sich die ehrgeizigen Pläne aus den Anfangsphasen des Museums nicht realisieren lassen“, so Museumsleiter Jens Scheller im Vorwort zum Entdeckerhandbuch.

Ein Museumsplan gibt Orientierung in dem nach den sieben Baugruppen strukturierten Paperback-Buch. 480 Abbildungen und gut verständliche Texte plus einem ausführlichen Glossar machen Lust, den Hessenpark auch einmal auf eigene Faust zu erkunden. Schade indes ist, dass man über die Menschen, die derzeit mit ihrer täglichen Arbeit dafür sorgen, dass der Hessenpark seinem Auftrag als Museum, seinen Anliegen als Bio- und Archebetrieb und seinem Anspruch, ein attraktives touristisches Ziel über die Region hinaus zu sein, wenig erfährt.

Freilichtmuseum Hessenpark GmbH (Hg): Entdeckerhandbuch. Freilichtmuseum Hessenpark. Kromsdorf/Weimar: Jonas Verlag, 2016, 320 Seiten, mehr als 480 Farbabbildungen, 8,90 Euro. Bestellung auch per E-Mail: service@hessenpark.de, dann kostet das Entdeckerhandbuch inklusive Verpackung und Versand 12,85 Euro.

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