Schlechte Verbindung nach Frankfurt
Pendler benötigen eine möglichst problemlose Bahnverbindung. Leider ist dies nicht überall der Fall. Dies wird am Beispiel der Bahnfahrer aus Linden und Lang-Göns (Kreis Gießen) deutlich, die ins Rhein-Main-Gebiet pendeln. Für sie gibt es morgens zurzeit nur noch wenige direkte Verbindungen bis Frankfurt/Main. Die Landrätin des Kreises Gießen, Anita Schneider, hat sich deshalb schriftlich an an Staatsminister Tarek Al-Wazir gewandt. Und auch von Thomas Kraft, Landesvorsitzender von „PRO BAHN“, kommt heftige Kritik.
Anschluss an Rhein-Main
Zunächst die Stellungnahme der Landrätin, die in einer Pressemitteilung des Kreises Gießen zusammengefasst ist: Schneider weist darauf hin, dass es mehrere Gespräche gab, bei denen klar geworden sei, dass nur ein viergleisiger Ausbau der Main-Weser-Bahn zwischen Frankfurt und Friedberg für mehr Flexibilität beim Einsatz von Zügen sorgen könne. In dem Schreiben an den Minister macht die Landrätin auf die Notwendigkeit des Ausbaus der Schienen aufmerksam: „Der mittelhessische Raum braucht diese Verkehrsinfrastruktur, um an das Rhein-Main-Gebiet angeschlossen zu bleiben. Auf dem Abschnitt zwischen Gießen und Frankfurt herrscht ein hohes Verkehrsaufkommen und es wird weiter an Bedeutung gewinnen“.
Vorausgegangen war ein Schriftwechsel zwischen der Landrätin und Dr. André Kavai, Geschäftsführer des Rhein-Main-Verkehrsverbunds. Darin umreißt er unter anderem, dass mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2015 zahlreiche Verbesserungen im Nahverkehr im mittelhessischen Raum umgesetzt werden konnten. Die Kapazität zwischen Gießen und Frankfurt sei erhöht worden und Angebotslücken zwischen Lang-Göns, Linden und Gießen in der morgendlichen Rush-Hour seien geschlossen worden. Allerdings musste zugleich eine Direktverbindung nach Frankfurt der Stationen Linden und Lang-Göns durch eine Umsteigeverbindung ersetzt werden. Zum Ersatz wurden zwei alternative Umsteigeverbindungen in Butzbach ohne Verlängerung der Reisezeit eingerichtet, erläutert der RMV-Geschäftsführer.
Pendler fordern viergleisigen Ausbau
Als Fazit hält André Kavai fest: „Größerer Spielraum in der Fahrplangestaltung ist nur mit der Erweiterung der Schieneninfrastruktur möglich.“ Als Maßnahme nennt er den viergleisigen Streckenausbau zwischen Frankfurt/West und Friedberg mit eigenen Gleisen für den S-Bahn-Verkehr. Nur mit diesem Ausbau sei es möglich, zusätzliche Kapazitäten auf der hoch ausgelasteten und verspätungsanfälligen Strecke der Main-Weser-Bahn einzurichten. Eine stündliche Direktverbindung von den Stationen Linden, Lang-Göns und Butzbach-Kirch-Göns könne erst mit zusätzlichen Gleisen eingerichtet werden. Diesen Ausbau der Strecke umsetzen zu können, sei die Unterstützung des Landes Hessen notwendig, schildert der RMV-Geschäftsführer bestehende Komplikationen.
Landrätin Schneider nahm dies sofort zum Anlass, um bei der Landesregierung um Unterstützung zu bitten. Im Schreiben an den Verkehrsminister legt sie Prognosen dar, die Steigerungen im Güterverkehr und auch im Personenverkehr ankündigen. Durch Fahrgastzuwächse auch auf anderen Strecken werde die Main-Weser-Bahn als Verbindung zwischen Mittelhessen und dem Ballungsraum um Frankfurt an Bedeutung gewinnen. Schon jetzt weise die RMV-Statistik rund 215.000 Zugabfahrten im Landkreis Gießen pro Jahr aus.
Direktverbindung nach Frankfurt
„Für Pendler sind Verbindungen mit Umstieg in Butzbach unattraktiv. Auch ein Ausbau der Zugverbindung zwischen Gießen und Hungen ist erst dann zweckmäßig, wenn ausreichend Bahntrassen für regelmäßige Direktverbindungen nach Frankfurt existieren“, sagt Landrätin Schneider. Sie appelliert an Tarek Al-Wazir: „Der Bau zusätzlicher Fahrwege im Abschnitt zwischen Friedberg und Frankfurt ist eine zentrale Anforderung an die Schieneninfrastruktur. Diese Aufgabe muss alsbald angefasst werden.“
In einem Arbeitsgespräch wollen die Befürworter des Ausbaus der Strecke Friedberg-Frankfurt demnächst die nächsten Schritte besprechen. Der Zweckverband Oberhessische Versorgungsbetriebe (ZOV) hat dazu eingeladen, auch Landrätin Schneider wird am 16. Februar an der Sitzung teilnehmen und ihre Bemühungen darlegen. Der Brief nach Wiesbaden ins Ministerium wird dann auch Gegenstand der Beratungen sein.
Auf Anfrage des „Landboten“ nahm auch Thomas Kraft Stellung: Der Fahrgastverband PRO BAHN spreche sich gegen Einschränkungen für die kleineren Unterwegshalte, so gerade auch in Bezug auf die Bahnstationen Linden, Lang-Göns und Kirch-Göns aus. Alle drei Stationen hätten jeweils einen Einzugsbereich von bis zu 15.000 Einwohnern. „Die Parkmöglichkeiten in Gießen und Butzbach sind wochentags in Bahnhofsnähe völlig erschöpft, so dass es unabdingbar isti, die Pendler auch auf die Unterwegshalte zu lenken.“ PRO BAHN schlägt vor, das Flügelungskonzept wie es aktuell z.B. für den Mittelhessen-Express in Gießen praktiziert werde, auf der gesamten Main-Weser-Bahn noch auszubauen. Bei der Nachrüstung von Gleis 1 in Friedberg könne ein Nahverkehrstriebwagen, welcher vorher alle Unterwegshalte mitgenommen habe, auch mit den Triebwagen eines schnelleren Regional-Express gekoppelt werden. So werde der Engpass südlich von Friedberg überwunden, wo in der Tat keine Kapazitäten mehr frei sind. Für PRO BAHN ist es ein unmöglicher Zustand, dass nun gerade zwischen 6 und 8 Uhr in der Hauptlastzeit kein durchgängiger Zug von Linden und Kirch-Göns nach Frankfurt fährt. Im Anbetracht der prekären Wohnungssituation in der Mainmetropole seien die Menschen darauf angewiesen, sich entlang der Main-Weser-Bahn niederzulassen und zu pendeln. Kraft abschließend: „Über 30.000 Einwohner zwischen Gießen und Butzbach sind nun abgehängt und die Pendler unter ihnen werden künftig sicher mindestens teilweise den Weg zur Arbeit oder zum Studium mit dem PKW zurücklegen.“
Ein Gedanke zu „Ärger für Pendler“