Gießen Picknick 2015

Schon Manet, Monet und Picasso liebten es

Von Ursula Wöllbis1980_picasso_l

Das Gießen Picknick 2015 in den Lahnwiesen ist nicht das erste, das es zu einer Berühmtheit bringen wird. Aus den Gefilden des „Savoir Vivre“ sind drei Vorläufer dieses ebenerdigen Vergnügens bekannt. Sie fanden an den Ufern der Seine und schon vor längerer Zeit statt. Zumindest auf einer Leinwand.

Frühstück im Freien

Am 1. Juni wird man beurteilen können, ob früher wirklich alles besser war oder ob man heutzutage ebenfalls noch richtig zu feiern versteht. Bereits Francisco Goya malte ein Frühstück im Freien. Dann, 1863, malte Edouard Manet „Das Frühstück im Grünen“. Das Bild wurde allerdings als zu unanständig von den Juroren abgelehnt und nicht im Pariser Salon ausgestellt. Dafür aber im „Salon des Refusés“, also im Salon der Abgelehnten, wo es beim Publikum Hohn und Spott provozierte und so zum Stadtgespräch in tout Paris und berühmt wurde. Man wird mir zustimmen, wenn ich behaupte, dass die Damen, vor allem die linke, dringend einen Kolter nötig haben.

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Edouard Manet „Das Frühstück im Grünen“

Die richtige Kleidung bei Gießen picknickt

Sein acht Jahre jüngerer Malerkollege Claude Monet fand das Thema ebenfalls reizend. Bereits wenig später, 1865, malte er seine Version, und zwar noch viel größer, so dass das Ölgemälde nicht ganz vollendet wurde. Er enthielt sich jeder Provokation, denn der erst 25jährige Maler war ehrgeizig und brauchte Anerkennung.

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Claude Monet „Das Frühstück im Grünen“

Aber auch diese gemalten Paare könnten nicht ohne weiteres an den Ufern der Lahn auftreten, denn sie wiederum sind zu dick eingemummelt. Die beiden Picknickerinnen auf dem Foto des ‚Landboten‘ dagegen haben die richtige Kleidung gewählt, fürs Hocken auf einer Wiese oder einem Kolter empfehlen sich praktische Hosen.
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Dann, fast 100 Jahre nach Manet, versucht sich Pablo Picasso an dem reizvollen Thema. Sein Ölgemälde ist von 1961. Abgesehen davon, dass seine Tafel etwas karg mit Essen gedeckt ist, hält sich der schon alternde Meister überhaupt nicht mit einer textilen Kostümierung seiner vier Figuren auf. Er malte vier Akte, im bis1980_picasso_lunverkennbaren Picasso-Stil. Nun, angesichts seiner Version darf man froh sein, dass am 31. Mai das Wasser der Lahn noch relativ kalt ist. Sonst würde vielleicht das große Nacktbaden ausbrechen und Stoff für ein Stadtgespräch bieten. Oder ist der Spruch „Anything goes?“ doch bereits Wirklichkeit?

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