Gegen Quer-Denken

Protest gegen Kongress

Was sich wie eine Querulantenversammlung liest, ist ein brandstiftergefährliches Gebräu aus Rassismus, Nationalismus, Verschwörungstheorien und Pseudowissenschaft, ist der geistige Nährboden, der zu brennenden Flüchtlingsunterkünften führen kann. Gegen den Quer-Denken-Kongress in Friedberg (Hessen) formiert sich daher breiter Widerstand.

Geistige Brandstiftung unterbinden

Es wurde eng und enger am Mittwochabend im Gemeindesaal der Friedberger Stadtkirche. Über 70 Leute drängten in den Raum. Sie versammelten sich, um zu beraten, was gegen den Quer-Denken-Kongress unternommen werden kann, der am 31. Oktober und 1. Dezember die Stadthalle in Friedberg zum Brutkasten für allerlei nationalistische, rassistische und pseudowissenschaftliche Ideen machen soll. Der Kongress wendet sich an ein eher betuchtes Klientel: über 150 Euro muss berappen, wer an beiden Tagen dabei sein will. Vor einem Jahr kamen immerhin 700 Leute zu der extrem rechten Veranstaltung. Diesmal könnten es 1000 werden, befürchten die Gegner des Kongresses.

Ahnungslose Stadtverwaltung

Die Stadt hat ahnungslos ihre Halle vermietet, für die sie händeringend Nutzer sucht. Jetzt kommt sie vermutlich nicht mehr heraus aus dem Vertrag. Sie hat beim Verfassungsschutz nachgefragt, um eventuell eine Handhabe zur Vertragskündigung zu bekommen. Die Chancen stehen eher schlecht. Andreas Balser von der Antifaschistischen Bildungsinitiative ärgert sich, weil sich die Stadt im Vorfeld als beratungsresistent erwiesen hatte. Schon ein Blick auf den Veranstalter des Kongresses hätte ihr gezeigt, um wes Geistes Kind es sich handelt. Michael Vogt organisiert den Kongress. Er hat eine Karriere in extrem rechten Burschenschaften hinter sich, hat geschichtsrevisionistische Filme über den Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß gedreht und will nun im Projekt „Aufbruch Gold-Rot-Schwarz“ die Gruppen vereinen, die Existenz, Souveränität und Legitimation der Bundesrepublik Deutschland leugnen. Verträge für Räume könnten auch so gestaltet werden, dass eine Nutzung für extrem rechte Veranstaltungen ausgeschlossen ist, rät Balser.

Die Gegner des Kongresses planen ein umfangreiches Programm, das schon weit vor der Veranstaltung beginnen soll, um deutlich zu machen, welche Leute sich da versammeln. In seiner Studie „Querfront – Karriere eines politisch-publizistischen Netzwerks“ für die Otto-Brenner-Stiftung fasst der Sozialwissenschaftler und Publizist Wolfgang Storz dessen Position so zusammen: „Ein möglichst homogener Nationalstaat, tradierte querfrontLebensweisen und eine rigide Abwendung von heutigen wirtschaftspolitischen, repräsentativ-parlamentarischen und liberalen Gesellschaftsentwürfen in westeuropäischen Demokratien und deren Werten. Bevorzugt wird das kulturkonservative Gesellschaftsbild einer autoritären, nicht liberalen ‚Volks-Demokratie‘, die einerseits von einer starken Führung und andererseits von Plebisziten und weiteren Elementen der direkten Demokratie geprägt ist. Liberale Prinzipien wie Pluralismus und Minderheitenrechte werden bestenfalls ignoriert, meist abgewertet.“

Mondverschwörung und völkische Bewegung

Mit zwei Filmen wollen die Kongress-Gegner im Vorfeld aufklären, mit „Moderner Antisemitismus, Querfront und völkische Bewegung“ von Jutta Ditfurth und „Die Mondverschwörung“ von Thomas Frickel über Esoterik und Verschwörungstheorien. Ruppert Neudeck von Ärzte ohne Grenzen soll als Referent gewonnen werden und weitere Experten, die sich mit Pseudowissenschaften und Verschwörungstheorien beschäftigen.

Die Ideen sprudelten an diesem Mittwochabend im Gemeindesaal der Stadtkirche. Das Spektrum der versammelten Menschen war breit, reichte von der Pfarrerin über den CDU-Politiker und den SPD-Vorstand bis zur Kreisvorsitzenden der Linken, vom jungen Antifaschisten bis zum in Ehren ergrauten Flüchtlingshelfer, vom Bürger, der gekommen war, weil er von dem Treffen gehört hatte und das Thema ihn interessiert, bis zum Metallbildhauer, der zwei Meter große Flüchtlingsfiguren geschaffen hat, die er gerne für den Protest zur Verfügung stellen möchte.

Eine Demonstration soll am ersten Kongresstag, 31. Oktober, ab 10 Uhr vom Bahnhof zur Stadthalle ziehen und dort so laut sein, „dass die Redner in der Halle ihr eigenes Wort nicht verstehen“. Auf dem Europaplatz am Kreishaus soll an diesem Tag ein „Markt der Möglichkeiten“ sein, auf dem sich Vereine Organisationen und Parteien präsentieren, von den Pfadfindern über den Sportkreis bis zur Feuerwehr. Am Sonntag, 1. Dezember, dem zweiten Kongresstag, ist ein „Geh-Denken“ geplant, ein Rundgang zu den Orten der Judenverfolgung in Friedberg. Den Kongress soll zudem eine Mahnwache begleiten, die den Protest gegen die geistigen Brandstifter erneut lautstark artikulieren soll.

aktionstagefriedberg

antifabi

Querfront-Studie von Wolfgang Storz als PDF-Datei

2 Gedanken zu „Gegen Quer-Denken“

  1. Unterhalten sich zwei Schweine:
    -Ich habe gehört, der Bauer füttert uns nur so gut, weil wir geschlachtet werden sollen. Sagt das andere:
    – Du immer mit deinen Verschwörungstheorien.

    Extrem rechte Veranstaltung?
    Also wenn Kritik an dem Wirtschafts- und Zinssystem, an Pharmaindustrie, US-Regierung, und der offiziellen Darstellung von 9/11, von der EU geplantem Bargeldverbot und deutschen Waffengeschäften mit Israel rechtsextrem ist und als Verschwörungstheorie tituliert wird, steht dahinter eine sehr begrenzte und ängstliche Sichtweise.
    Wer sich ein objektives Bild von der Veranstaltung machen will, sollte sich auf Youtube Vids von den Referenten anschauen oder Publikationen lesen.

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