Lobo reloaded
„Gabriel droht Katzenbaby zu ertränken, falls SPD Vorratsdatenspeicherung nicht durchwinkt“ lautet die Schlagzeile des Internet-Satireblatts „Der Postillon“. Die Story erinnert frapant an die „Lobo“-Story, die Nina Hauer ihre Juso-Karriere versaute, ihr aber die höheren SPD-Weihen nicht verwehrte.
Nach sechs Stunden 19429 Likes
Diese Schlagzeile haut rein! „Gabriel droht Katzenbaby zu ertränken, falls SPD Vorratsdatenspeicherung nicht durchwinkt“. Nein, das ist nicht die Titelzeile der Zeitung mit den großen Buchstaben. Damit machte „Der Postillon“ auf. Das ist eine deutsche Internet-Zeitung, die immer mehr Deutsche als wichtigstes Informationsmedium nutzen. Und so wurde dieser Artikel sechs Stunden nach Veröffentlichung bereits von 19 429 Internet-Usern geliked, 805 haben einen Kommentar hinterlassen. So was schafft BILD (okay, jetzt nenne ich den Namen, das ist die Zeitung mit den großen Buchstaben) wohl kaum. Deshalb sollte sich das Springer-Blatt Sorgen machen. Denn der Postillon ist ein Satire-Blatt, das sich via Facebook ein Millionenpublikum erobert hat – und dessen Nachrichten in etwa an den Wahrheitsgehalt so mancher BILD-Story heranreichen.
Die Katzenbaby-Story erinnert übrigens frappant an einen Skandal, den einst die Wetterauer SPD-Bundestagsabgeordnete Nina Hauer los trat. Die war 1987 in die SPD eingetreten und machte zunächst als Vorsitzender der Juso Karriere im berüchtigten Bezirksverband Hessen-Süd. In diese Zeit fällt auch die „Lobo“-Affäre. In einer Pressemitteilung kündigten die südhessischen Jusos an, Lobo zu vergiften, wenn weiterhin Kurden in die Bürgerkriegsgebieten in der Türkei abgeschoben werden sollten. Das war auch als Satire gedacht, weitete sich aber zu einem veritablen Polit-Skandal aus. Die Folge war ein Shitstorm sondergleichen – damals nannte man das noch „enormes Medienecho“. Nachdem der Druck immer größer wurde, leitete die SPD ein Parteiordnungsverfahren gegen Nina Hauer ein – es endete mit einem Freispruch.
Ihrem Fortkommen hat das nicht geschadet – im Gegenteil. Unter ihrem Förderer Gerhard Schröder – das ist der, der später Bundeskanzler wurde und sich heute im diffusen Licht von Spezi Vladi Putin und anderen russischen Oligarchen die gesunde Bräune holt – wurde sie 1998 Bundestagsabgeordnete, später Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion und Mitglied im Finanzausschuss. Daneben machte sie an der University of Wales den Abschluss als Finanz- und Anlageberaterin. 2010/2011 arbeitete Nina Hauer als Managing Director bei Deekeling Arndt Advisors in der Kommunikationsberatung. War wohl nix, denn 2011 ist sie, glaubt man Wikipedia, zu ihren Wurzeln zurückgekehrt – an der Bröndby-Oberschule in Berlin.
Das ist eine Karriere! Da sollte der Postillon mal tiefer einsteigen… Aber wie komme ich jetzt von Sigmar Gabriel, dem Katzenbaby auf Nina Hauer und Lobo? Ah ja. Satire, Realsatire, Politik…