Frühlingsmode vom DRK

Günstig im Kleiderladen einkaufen

Von Corinna Willführ

In 2007 eröffnete der ersKleiderte Kleiderladen des DRK-Kreisverbandes Friedberg. Heute betreibt er vier Dependancen in Butzbach, Friedberg, Karben und Reichelsheim. Im Kleiderladen kann jeder für einen guten Zweck ein T-Shirt oder ein Hochzeitskleid günstig einkaufen. Das Depot in Butzbach ist riesig.

1,50 Euro für drei Kuscheltiere

Gleich am Eingang links in der Limes-Galerie der Butzbacher Kleider2Altstadt. Eine Frau um die 60 betritt den Kleiderladen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in der Jakob-Rumpf-Straße 2. Sie sagt nur „Guten Morgen“, sonst nichts. Ohne weitere Worte reicht sie eine schwarze Handtasche über den Verkaufstresen. Mit samt ihrem Inhalt: einem Buch und Groschenromanen. Eine Spende. Neben ihr zahlt eine Kundin 1,50 Euro in die Kasse. 1,50 Euro für drei Kuscheltiere. „Der Eisbär sieht sicher noch besser aus, wenn er noch einmal gewaschen wird“, sagt Renate Aischmann. Die 63jährige gehört zum Team der Frauen, die für die Kleiderläden des DRK-Kreisverbandes Friedberg arbeiten. Läden, in denen es Blusen, Kostüme und Röcke für Damen, Hemden, Krawatten und Anzüge für Herren, Overalls, Anoraks und Strampler für Kinder gibt. Dazu Schuhe, Handtaschen und allerlei Accessoires. Für wenig Geld. Für jedermann. Für einen guten Zweck.

Treffpunkt für soziale Kontakte

Als 2007 der erste der heute vier Läden des DRK-Kreisverbandes Kleider4Friedberg (Wetteraukreis) in der Homburger Straße der Kreisstadt eröffnete, war Ingrid Jung eine der ehrenamtlichen Helferinnen. Heute ist die 54-Jährige Leiterin der vier Dependancen in Friedberg, Butzbach, Karben und Reichelsheim. Die ausgebildete Hauswirtschafterin war zuvor unter anderem in der Seniorenarbeit tätig. „Aber als ich diese Arbeit kennenlernte, wusste ich, dass das meine Berufung ist“, sagt Ingrid Jung. Warum: „Bis heute ist es der soziale Kontakt, den ich mit so unterschiedlichen Menschen habe.  Junge und Ältere, Bedürftige und Wohlhabendere. Viele kommen nicht nur, um Kleidung abzugeben oder zu kaufen, sondern, weil sie Gesprächsbedarf haben.“ Ein kleiner Plausch mit dem Mann, der seine kaum getragene Lederjacke abgibt oder der jungen Mutter, die nach einer modischen Jeans sucht, die sie sich sonst nicht leisten könnte. „Man muss mit den Menschen reden“, findet Ingrid Jung.

T-Shirts für einen, ein Kostüm für 7,50 Euro

Unter dem Verkaufstresen zieht sie einen Ordner hervor. Er enthält die Bonuskarten für alle, die als kleines Dankeschön nach einem zehnmaligen Einkauf fünf Euro extra enthalten. Vor allem aber die „Preislisten“: Gummistiefel 2,50 bis 5 Euro, Kostüme 7,50 bis 12,50 Euro, T-Shirts liegen weit darunter, ein Leder-Trachten-Janker mit 35 Euro rangiert ganz oben auf der Skala.

Ob 50 Cent oder zehn Euro in die Kasse kommen: Profit machen die DRK-Kleiderläden weder mit dem Verkauf von Wintermänteln noch Kleider3mit dem von Sommersandalen: „Der Erlös aus dem Verkauf nach Abzug der Kosten“, so Ingrid Jung, „kommt sozialen Projekten zu Gute.“ Beispielsweise Projekten der Krebs-Hilfe oder auch der Butzbacher Tafel. „Ein Teil unserer Erlöse ist auch in die Anschaffung eines XXL-Krankenwagens des DRK geflossen, der für extrem übergewichtige Menschen angeschafft werden musste.“ Unbürokratische und kostenlose Hilfe boten die DRK-Läden im vergangenen Jahr den Flutopfern in Nidda an. „Wir haben uns sofort gemeldet, dass die Betroffenen sich bei uns mit Kleidung versorgen können.“

Wer Hartz-IV bezieht, erhält gegen Vorlage eines Berechtigungsscheins 20 Prozent Ermäßigung auf die Preise. Obdachlose erhalten Hemd und Hose kostenlos. Oder auch mal eine Motorrad-Combi. „Wenn Sie mich nach meinen schönsten Erlebnissen in meiner Zeit als Mitarbeiterin in einem DRK-Laden fragen, dann gibt es Zwei: Ein junger Mann, der hier in Butzbach im strömenden Regen und völlig durchnässt mit seinem Motorroller vor der Tür stand und fragte, ob wir nicht was Wasserdichtes zum Anziehen hätten. Wir hatten: eine komplette Motorrad-Combi. Zum anderen die junge Frau, die sich selbst geschworen hatte, dass sie erst heiraten würde, wenn sie sich ein Hochzeitskleid leisten könnte. Hier fand sie das Kleid und außerdem Anzug und Schuhe für ihren Mann.“

Kisten voller Kleidung

Szenenwechsel – für Ingrid Jung bedeutet dies den Gang zu ihrem „zweiten“ Arbeitsplatz: der Sammelstelle für alle direkt abgegebenen Spenden an die vier Läden im Kreisverband Friedberg. Denn, was hier im ersten Stock einer ehemaligen Schuhfabrik lagert, stammt nicht aus den Kleider5Altkleider-Containern des DRK. Bis unter die Decke ist der rund 400 Quadratmeter große Raum an einigen Stellen mit Kisten bis unter die Decke zugestellt. Kisten, die für die anderen Kleiderläden des DRK-Kreisverbandes bestimmt sind – oder aus diesen kommen.

Mit Hosen, Jacken, Jeans, Hemden, Schuhen für Frühling, Sommer, Herbst und Winter. In den Kisten lagert, was schon sortiert ist. Auf Metallregalen an den Wänden sind Anzüge, Mäntel und Kostüme aufgehängt. Am Eingang stapeln sich noch Dutzende blauer Säcke mit Kleidung, die vorsortiert werden muss. „Rund 80 Prozent der Kleidung können wir nicht in den Verkauf geben“, sagt Ingrid Jung. „Weil sie zu verschlissen oder verschmutzt ist.“ Denn in die DRK-Kleiderläden soll nur gelangen, was gereinigt ist und keine Gebrauchsspuren wie Achselschweißreste unter den Ärmeln hat.

Rund 90 ehrenamtliche Helferinnen sind neben den Hauptamtlichen für die vier Kleiderläden des DRK-Kreisverbands Friedberg aktiv.  Mit Ingrid Jung mögen sie die Erfahrung teilen: „Jeder kommt hierher, sozial schwach oder gut situiert.“ Mitunter verlässt er oder sie den Kleiderladen nur nach einem Plausch, manchmal mit einem Einkauf, immer mit einer neuen Erfahrung.

Adressen und Öffnungszeiten der Kleiderläden des DRK in der Wetterau unter der Rubrik Einkaufsservice www.drk-friedberg.de

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