Friedensnobelpreis

 ICAN feiert in Darmstadt

von Ursula Wöll

Nur vier Personen arbeiten im Genfer Büro der ICAN (International Campaign to abolish Nuclear Weapons). Die Schwedin Beatrice Fihn (2. von links) ist Mitte dreißig und Geschäftsführerin. Sie wird am 10. Dezember in Oslo den Friedensnobelpreis entgegennehmen, gemeinsam mit einer alten Überlebenden der Atombombenabwürfe über Hiroshima und Nagasaki. Die Internationale Kampagne gegen Atomwaffen ICAN erhielt den Friedensnobelpreis, weil sie maßgeblich daran beteiligt war, dass am 7. Juli in der UN 122 Staaten für den Atomwaffen-Verbotsvertrag stimmten. ICAN hat auch Unterstützergruppen in Deutschland. In Berlin, aber auch in Darmstadt wird daher am 10. Dezember der Preis mit einem großen Fest gefeiert und seine Überreichung in Oslo direkt übertragen.

Atomkrieg droht nach wie vor

Erst 2007 wurde ICAN in Australien gegründet. Heute hat die Nichtregierungs-Organisation über 400 Unterstützergruppen in etwa 100 Ländern. In Deutschland sind das unter anderem die IPPNW (Ärzte zur Verhütung eines Atomkriegs) und „Büchel ist überall – atomwaffenfrei jetzt“. Weltweit lagern in den Arsenalen 15000 Atombomben, die sogar modernisiert werden sollen. 20 dieser furchtbaren Waffen lagern in Büchel in der Eifel. Falls sie eingesetzt werden, fliegen diese US-Bomben mit Bundeswehr-Bombern an ihre Ziele. Die Gefahr eines Atomkriegs schwebt also nach wie vor über den Köpfen der Menschheit. In letzter Zeit ist sie sogar gestiegen durch den Konflikt zwischen Trump und Kim Yong-un.

Der Nuclear Weapon Ban Treaty, der Atomwaffenverbots-Vertrag, der am 7. Juli in der UN von 122 Staaten beschlossen wurde, war also überfällig. Bis heute haben sich 127 Staaten zu ihm bekannt, und 53 von ihnen haben ihn bereits ratifiziert. Ohne die Überzeugungs- und Organisationsarbeit von ICAN wäre er nicht zustande gekommen. Das honorierte das Osloer Komittee und wählte unter mehreren hundert Vorschlägen ICAN für den Friedensnobelpreis aus. Es war sich wohl auch des Ernsts der Weltlage bewusst und wollte das Atomthema stärker ins Bewusstsein rücken. Denn viel bleibt noch zu tun. Der Vertrag hat einen Schönheitsfehler: Die Staaten. die Atombomben besitzen und die NATO-Staaten halten sich bislang fern. Auch die Bundesrepublik hat also den Vertrag noch nicht unterschrieben. So wurde er von den hiesigen Medien auch wenig gefeiert, obwohl das seiner großen Bedeutung nicht entspricht.

Das Preisgeld von 940000 Euro ist also gut angelegt, denn ICAN geht die Arbeit nicht aus. Der deutsche ICAN-Zweig sammelt bereits online Unterschriften, um die neue Bundesregierung zu einer Unterzeichnung zu bewegen. Die Petition kann unterschrieben werden bei

aktion.nuclearban.de

Der Friedensnobelpreis wird jährlich am 10. Dezember überreicht. Es ist der Todestag des Stifters im Jahr 1896. Zugleich ist er der Internationale Menschenrechtstag, denn am 10. Dezember 1948 bekannte sich die UN zur Erklärung der Allgemeinen Menschenrechte. Artikel 1 lautet: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde geboren“.

Obwohl auch das noch immer eine Utopie ist, wird am 10. Dezember der Friedensnobelpreis gefeiert. Das Fest beginnt um 12 Uhr im Theater HoffArt in Darmstadt, Lautenschlägerstr. 28a. Es schließt um 13 Uhr ein Public Viewing der Verleihung in Oslo ein. Der Eintritt ist frei.

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