Masken eingetroffen!

Trotzdem kein Ende der Mangelwirtschaft

Ein Bericht und Kommentar von Klaus Nissen

Was eigentlich selbstverständlich wäre, muss in Zeiten des Mangels als grandiose Erfolgsmeldung herhalten: die Lieferung von 45 000 Mundschutzmasken an Wetterauer Pflegedienste. Andreas Haas (links) und Landrat Jan Weckler bewachen den Schatz. Foto: Kreisverwaltung.
Nun sind sie tatsächlich da: 45 349 Schutzmasken, die aus einer Lieferung des Landes Hessen dem Wetteraukreis zustehen. Sie wurden Anfang der Woche schon angekündigt. Als sie schließlich unter polizeilicher (!) Bewachung in Gießen lagerten, wurden sie eiligst abgeholt. Seit dem 3. bis zum 5. April läuft die Verteilung an ambulante Pflegedienste, meldet der Pressedienst des Kreises. Den Betreuern alter und kranker Menschen steht kaum noch Material zum Schutz vor dem Corona-Virus zur Verfügung.

Die Epidemie muss Konsequenzen haben

„Dreitausend weitere chirurgische Schutzmasken gehen an die Rettungsdienste, deren Material ebenfalls zur Neige geht“, sagte Landrat Jan Weckler. Weitere Schutzmasken oder Schutzkleidung seien derzeit weder vom Bund noch vom Land angekündigt, auch wenn auf allen Ebenen nach Lieferwegen gesucht werde. Weckler: „Wenn weitere Lieferungen kommen, werden wir diese sofort an die entsprechenden Einrichtungen weiterleiten. Ich hoffe, dass alsbald auch die Produktion in Deutschland und Europa anläuft und die internationalen Lieferketten wieder besser funktionieren, um den hohen Bedarf zu erfüllen“.

All das erinnert ältere Semester vielleicht an die DDR. Dort herrschte ebenfalls eine Mangelwirtschaft. Sie führte zu dröhnenden Erfolgsmeldungen, wenn in Schkopau wieder mal mehr Plaste und Elaste produziert wurde, als der Plan vorgesehen hatte. Oder wenn in den Obstgeschäften tatsächlich mal Orangen und Bananen auftauchten. Die waren freilich nicht so überlebenswichtig wie Schutzmasken, die wirksam eine Viren-Infektion vermeiden können.

Wir lernen daraus: Der Kapitalismus produziert viele schöne bunte Dinge für Leute, die sie sich leisten können. Aber nicht unbedingt die Sachen, die man wirklich braucht. Nach der Epidemie müssen wir alle intensiv darüber reden.

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