Neue Projekte in Sicht
Die Mittelhessische Energiegenossenschaft profitiert von der Fahrt aufnehmenden Energiewende. Sie nimmt nun auch Windkraft und Agro-Photovoltaik ins Visier. Die Finanzen sind solide, hieß es bei der Hauptversammlung im Dezember 2022 in Bönstadt. Trotzdem bekommen die Mitglieder dieses Jahr keine Dividenden.Mittelhessische Energiegenossenschaft im Aufwind
Es ist still geworden um die 2010 gegründete Mittelhessische Energiegenossenschaft. Jahrelang lohnte es sich immer weniger, neue Photovoltaikmodule auf die Dächer von Bürgerhäusern, Kitas und Schulen zu montieren und den erneuerbaren Strom zu verkaufen. Die Zahl der 39 Anlagen und der Mitglieder stagnierte. Die Idee des früheren Vorstands versandete, aus dem Strom von mehr als 20 Jahre alten Windrädern Wasserstoff zu machen. Es gab zu viele Hindernisse.

Nun geht es wieder aufwärts, berichtete der Vorstandssprecher Achim Parbel bei der Hauptversammlung im Bönstädter Bürgerhaus. Ab 2023 muss für den Bau und Betrieb kleinerer Photovoltaikanlagen keine Einkommen- und Umsatzsteuer mehr bezahlt werden. Das mache die Anlagen attraktiver: „Im Moment rennen uns die Kommunen die Tür ein“, sagte Parbel. Man prüfe gerade etwa 40 vorgeschlagene Solarstrom-Projekte. „Das sind deutlich mehr als früher.“
Zwei Anlagen sollen hinzu kommen
Für 2023 hat sich die Energiegenossenschaft die Installation einer mindestens 60 Kilowatt leistenden Anlage in Rockenberg vorgenommen. Weit vorangekommen ist laut Parbel auch die Planung für eine 19-Kilowatt-Anlage am Rosbacher Pumpwerk Pfingstborn.
Für die weitere Zukunft prüft die Genossenschaft den Bau oder die Beteiligung an einer Solaranlage über landwirtschaftlich genutztem Boden (Agro-Pv), hieß es bei der Hauptversammlung.
Auch am geplanten kommunalen Windpark auf dem Winterstein im Taunus will sich die Genossenschaft beteiligen. Sie machte gute Erfahrungen mit ihrer Beteiligung an einem Windpark in Gedern: dort wurde mehr Gewinn erzielt als aus dem Verkauf von Solarstrom. Denn die Erzeuger von Windstrom profitieren vom hohen Marktpreis für die Energie.
Für Stromproduzenten ist das erfreulich – „aber hohe Preise sind für die Verbraucher nicht fair“, meinte das Genossenschaftsmitglied Kurt Miller in der Aussprache. „Wir sollten Habeck einen Brief schreiben, damit er den von 30 auf 50 Cent wachsenden Preis für eine Kilowattstunde begrenzt.“ Doch Miller blieb mit dieser Forderung allein. Achim Parbel entgegnete: „Ich bin mir sicher, dass die Bundesregierung sich der Lage bewusst ist.“
Die Finanzen der Genossenschaft haben sich laut Bericht gut entwickelt. Seit 2021 konnte sie alte Bankkredite herunterfahren. Kleinere neue Projekte kann man laut Aufsichtsratschef Ralf Krause aus eigenen Guthaben finanzieren. Der Überschuss aus dem Jahr 2021 wurde auf 34000 Euro beziffert. Für 2022 dürfte er eher noch wachsen, hieß es.
Trotzdem beschlossen die Genossen einstimmig, die Ausschüttung einer Dividende auf das Jahr 2023 zu verschieben. Man will den Aufwand sparen, für jedes der 669 Mitglieder eine Gewinnberechnung zu machen. Deren Zahl wächst übrigens um etwa 30 Köpfe pro Jahr, obwohl die Genossenschaft jede Werbung für sich eingestellt hat und die Webseite
www.mittelhessische-energiegenossenschaft.de
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