Gefühl für interessante Motive
Die Gießener Künstlerin Dagmar Miklau Bolterauer zeigt derzeit aktuelle Radierungen, Collagen und digital bearbeitete Fotografien im Rahmen der Reihe „Kunst am Riversplatz“ in der Gießener Kreisverwaltung. „Jede Ausstellung hier in der Kreisverwaltung zeigt eine spannende neue Facette der regionalen Kunst“, unterstrich Landrätin Anita Schneider bei der Eröffnung der Ausstellung.
Zugang zum Unbewussten
In ihren Arbeiten setzt die Künstlerin unter anderem auch Zitate prominenter Personen ein. Darunter die surrealistische Künstlerin Meret Oppenheim: „Das ist das Beste, was Künstler und Dichter überhaupt erreichen können: Sie halten den Zugang zum Unbewussten offen.“ Ein Zitat, das Anita Schneider beim Gang durch die Ausstellung direkt angesprochen hat, da es „auf diese Ausstellung sehr gut zutrifft.“ Zudem verwies die Landrätin auf die bemerkenswerte Biografie der Künstlerin: Dagmar Miklau Bolterauer wurde 1939 in Trenton, New Jersey, geboren und absolvierte ihre künstlerische Ausbildung in den USA, Österreich, Deutschland und Kanada. 1961 schloss sie ihr Studium im Fach Textildesign unter Jack Lenor Larsen ab. Daher gilt ihre künstlerische Auseinandersetzung meist dem Textilen in unterschiedlichster Form. Sie nutzt in ihrer Arbeit vielfach Fotografie, sieht sich aber nicht als Fotografin. Vielmehr sei sie eine Künstlerin, die fotografiert und dadurch ihre Umgebung anders wahrnimmt. Neben ihrer eigenen künstlerischen Tätigkeit unterrichtete sie an der Volkshochschule und der evangelischen Familienbildungsstätte Gießen. Sie ist Mitglied im Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler und dem Oberhessischen Künstlerbund. Mit ihren Werken ist sie in zahlreichen bedeutenden Sammlungen und Museen vertreten.
Textiles on the Road
In der Kreisverwaltung am Riversplatz sind unter anderem Werke aus der Serie „Textiles on the road“ zu sehen. Sie sind entstanden durch Fotos der Besucher bei „Fluss mit Flair“ an der Wieseck in Gießen. Fotografiert hat die Künstlerin nicht die Gesichter der Besucher, ihr Augenmerk galt deren Kleidung. „An diesem sonnigen Tag hat es mir viel Spaß gemacht die vorbeiziehenden Menschen und den Trubel zu beobachten. Mich hat dabei die Bekleidung der Besucher besonders fasziniert und die Veränderung der Schatten im Verlauf des Tages, die auch auf meinen Arbeiten zu sehen sind“, erklärte die Ausstellerin . Anita Schneider fügte hinzu: „Hier zeigt sich, wie Formen und Farben der Kleidung im Unbewussten eine Wirkung erzielen.“
Zu der Serie „Spielräume“ wurde Miklau Bolterauer durch ihre fünf Enkelkinder inspiriert. Diese Arbeiten beschäftigen sich mit den Frei- und Spielräumen der Kinder. „Spielende Kinder in der Natur, auch ohne Aufsicht, sind eine Seltenheit geworden“, sagt die Künstlerin.
Die Ausstellung „Something Old, Something New, Something Borrowed, Something Blue” ist noch bis Freitag, 28. Juli 2017 in der Kreisverwaltung am Riversplatz 1-9 im ersten Stock von Gebäude F in Gießem zu sehen. Geöffnet ist von Montag bis Donnerstag 8-16 Uhr und Freitag 8-14 Uhr.