Culcha Candela in Friedberg
Culcha Candela feiern Geburtstag. Am 7.7.17 wird die Band 15 Jahre alt und bevor sie im Oktober und November durch Deutschland, die Schweiz und Österreich touren, stellen sie ihr Jubiläumsalbum am 18. August 2017 in Friedberg (Hessen) vor. Die Band aus Berlin mixt erfolgreich Reggae, Dancehall und Hip-Hop. Was die Konzertbesucher erwarten darf, warum Culcha Candela jetzt ein eigenes Label hat und warum bei ihnen auch nach 15 Jahren der Spaß an erster Stelle steht, steht hier im Interview mit Bandmitglied Mateo Jaschik:
Texte mit politischer Haltung
Landbote: Ihr habt ein neues Album für Juli dieses Jahres angekündigt. In welche musikalische und inhaltliche Richtung wird das Album gehen?
Mateo Jaschik: Wir bleiben unserem Stil treu. Musikalisch eine Mischung aus Reggae, Dancehall, Latin und Hip-Hop und Texte mit einer gewissen moralischen und politischen Haltung, die viel gute Laune verbreiten sollen. Das ist für uns kein Widerspruch. Aber dieses mittlerweile siebte Album (ohne Live-CD und Best of) wird trotzdem ein Besonderes sein: Wir feiern in diesem Jahr unser 15-jähriges Bandjubiläum und das spiegelt sich auf unserem neuen Album wieder. Viele neue Songs, aber auch große Hits, die wir noch mal völlig neu interpretieren und präsentieren. Also ein Album voller Überraschungen.
In diesem Jahr feiert ihr Euren 15. Geburtstag und geht im Oktober auf Jubiläumstour „Berlin 717“. Was steckt hinter der Zahl 717?
Das ist im Moment noch unser Arbeitstitel. Obwohl er uns eigentlich schon richtig gut gefällt. Tatsächlich steckt die Zeitspanne 2007 bis 2017 dahinter. 2007 hatten wir mit „Hamma“ unseren erfolgreichsten Hit, also auch ein Jubiläum. Auf dem Album findet man eben zu den neuen Titeln auch Songs aus den letzten 10 Jahren von Culcha Candela.
Eure offizielle Tour, die durch Deutschland, Österreich und die Schweiz führt, startet ja erst im Oktober. Zuvor aber seid ihr mit Eurer Live-Show am 18. August beim Kreisstadtsommer in Friedberg. Dürfen sich die Fans auch schon auf die Songs des neuen Albums freuen?
Definitiv. Das Album erscheint ja offiziell am 7. Juli. Wenn wir am 18. August in Friedberg aufspielen, ist das der zweite Auftritt mit dem neuen Album. Also die Chance für alle Culcha Candela Fans aus Hessen, uns in Friedberg mit dem brandneuen Album live zu erleben.
Eure Konzerte sind große Partys. Zu einer gelungenen Party gehört, dass nicht nur die Gastgeber sich einiges einfallen lassen, sondern auch die Gäste sich auf Partyfeeling einlassen müssen. Was tut ihr auf der Bühne dafür und was wünscht ihr euch von den Friedbergern Konzertbesuchern.
Unser Wunsch ist, dass unsere Fans einfach mal für 90 Minuten ihren Alltag und ihre damit verbundenen Sorgen und Nöte vergessen können. Einfach eine gute Zeit haben, ähnlich einem Kurzaufenthalt in einem Spa. Wir erleben immer wieder, dass bei unseren Konzerten die unterschiedlichsten Menschen zusammenkommen, also ein richtig buntes Volk. Unsere Musik ist das verbindende Element. Das finden wir besonders schön.
Ich will doch noch mal darauf zurückkommen, was ihr euch vom Publikum wünscht und wie ihr sie einbindet.
Wir wünschen uns einfach, dass die Besucher sich auf unsere Musik einlassen. Wir wissen von Leuten, die auf unsere Konzerte „mitgeschleppt“ wurden, dass sie am Ende genauso getanzt und sich von dem „Gute-Laune-Virus“ anstecken haben lassen, wie unsere langjährigen Fans. Wir suchen natürlich bei unseren Live-Konzerten den unmittelbaren Kontakt zum Publikum. Wie das genau aussieht, verraten wir jetzt nicht. Aber da wird es einige Überraschungen geben.
Ihr habt seit Kurzem ein eigenes Label: „Culcha Sound“. Welche Gründe sprachen für diesen Schritt, der ja auch mehr Risiko bedeutet kann?
Wir sind jetzt 15 Jahre im Business. Da haben wir natürlich schon eine Menge mitbekommen und gelernt. Ein eigenes Label zu führen, ist ja kein Hexenwerk. Wir haben die Alben schon immer eigenständig gemacht und der Plattenfirma angeliefert. Natürlich bedeutet ein eigenes Label mehr Arbeit und vielleicht auch kleinere Geldtöpfe. Gleichzeitig ist es aber auch so, dass wir viel flexibler reagieren können. Wenn alles über die Plattenfirma läuft, sind die Wege natürlich zwangsläufig zeitraubender, weil man sich mit vielen abstimmen muss. Außerdem hat sich die Branche sehr verändert. Der Verkauf von CDs geht zurück, es läuft immer mehr über online. Alles ist schnelllebiger und man macht dann nicht mehr alle zwei Jahre ein Album, sondern bringt in kürzeren Abständen neue Sachen raus. Darauf wollten wir auch reagieren und uns ebenfalls schneller bewegen. Die Gewinner sind am Ende unsere Fans, weil wir viel näher an ihnen dran sein können.
Ihr sagt, dass ihr eure Texte und Geschichten erlebt oder zumindest inspiriert durch eure Umgebung sind. Wie werden aus diesen Geschichten schließlich Songtexte? Wer schreibt die Texte?
Das kann ganz schnell gehen, innerhalb von wenigen Minuten. Kann aber auch Tage oder Wochen dauern. Das ist absolut unterschiedlich und es gibt keine Blaupause dafür. Es gibt auch bei uns nicht den einen Texter. Wir machen das in der Regel zusammen. Einer liefert einen Impuls, einen Satz oder was auch immer und dann entwickelt es sich. Manchmal zur viert, aber auch mal zu zweit oder zu dritt. Und hin und wieder holen wir uns andere Musiker oder Texter hinzu. Wir probieren einfach gerne aus.
Ist zuerst der Text da und ihr vertont oder umgekehrt?
In erster Linie ist zuerst die Musik, der Rhythmus fertig und dann texten wir. Ich glaube, das ist auch ein Markenzeichen für urbane Popmusik: erst das Instrumental, dann der Text.
Für ein für ein offenes, buntes Deutschland
Ihr sagt von Euch selbst, ihr seid das beste Beispiel für eine gelungene Integration. Glaubt ihr, dass Eure Konzertbesucher, das wahrnehmen und auch ein Stück in den Alltag mitnehmen. Also sich bewusst sind, das eure Musik genau das Ergebnis von unterschiedlichen sozialen und kulturellen Einflüssen ist.
Es hat damit zu tun, wie man Musik erlebt. Wenn man sich einlässt und locker lässt, dann schwingt man die Hüfte und macht Party. Es gibt aber auch Konzertbesucher, die ihre Aufmerksamkeit mehr auf die Texte lenken und darin ihren Genuss finden. Ich glaube aber, dass die Mehrheit der Fans unsere Message checkt, dass wir für ein offenes, buntes Deutschland stehen.
In euren Songs „Scheiße aber happy“ oder „Traumwelt“ zeigt ihr euch sehr selbstironisch. Wie schafft man es, einerseits große Leidenschaft für das zu haben, was man tut und trotzdem eine gute Portion Abstand dazu, so dass man sich auch auf die Schippe nehmen kann?
Ich glaube, das kommt mit der Zeit automatisch. Wenn man so viele Jahre im Business ist und so viel erlebt und „überlebt“ hat, dann kann auch ganz selbstbewusst nestironisch über sich reden bzw. texten. Für uns ist das eher ein Zeichen von Stärke und ein Prozess, eine Art Selbstreinigung. Abgesehen davon ist es immer ein großer Vorteil, wenn man über sich selbst lachen kann und sich nicht so ernst nimmt: Dann bietet man auch nicht so eine große Angriffsfläche.
Wie wichtig ist für Euch Berlin? Hättet ihr euch auch in einer anderen deutschen Stadt, z. B. Friedberg, treffen und so entwickeln können?
Das wissen wir natürlich nicht, ob wir uns hätten auch woanders treffen können. Aber Berlin ist schon für uns alle sehr wichtig. Das Multikulturelle dieser Stadt hat uns geprägt, auch wenn wir alle an anderen Orten in Berlin aufgewachsenen sind und heute wohnen. Berlin ist unser Lebensmittelpunkt, unsere Heimat, einfach unsere Stadt.
Ursprünglich wart ihr sieben Bandmitglieder. Spätestens seit 2014 seid ihr zu viert. Was hat sich für Euch musikalisch aber auch persönlich verändert.
Na ja, es sind positive und negative Aspekte dabei. Lafrotino, Laristo und Mr. Reedoo sind ja coole Musiker und es ist immer auch traurig, wenn sich Wege trennen. Aber Veränderungen gehören einfach dazu und man muss Menschen auch ziehen lassen können. Jetzt liegt die Verantwortung auf weniger Schultern, dafür hat man für manche Sachen auch mehr Raum. Letzteres gilt tatsächlich auch im wahrsten Sinne des Wortes. Mit sieben Leuten wurde es manchmal ganz schön eng.
Hat sich nach dem Weggang der drei Musiker auch musikalisch etwas verändert?
Musikalisch und inhaltlich hat sich nichts geändert. Dafür sind wir alle in den unterschiedlichsten Musikrichtungen zu Hause, dass das keinen wirklichen Einfluss hatte.
Ihr seid sozial sehr engagiert. Kannst Du mal einmal ein Projekt herausheben und uns mal schildern, wie dieses Engagement entstand und was ihr konkret dafür tut?
Grundsätzlich haben alle unsere Projekte etwas mit Kindern und Jugendlichen zu tun, weil unsere gerade die sehr am Herzen liegen. Ein lokales Projekt, also direkt vor Ort, ist die Arche in Berlin. Sie wurde 1995 in Berlin-Hellersdorf gegründet und ist eine Anlaufstelle für sozial benachteiligte Kinder in verschiedenen deutschen Städten. Die Kinder können hier kostenlos Mittagessen, es gibt eine Kleiderkammer, sie bekommen Hausaufgabenhilfe und haben immer einen Ansprechpartner. Zuwendungen, die Kinder in einer gut funktionierenden Familie bekommen. Doch wir sind immer wieder schockiert, wie viele Kinder, in einem so reichen Land wie Deutschland, dies alles nicht haben. Wir sind offizielle Arche-Botschafter und sammeln zum einen Geld für die Arche, damit sie sich finanzieren können, aber sind auch immer wieder vor Ort: Feiern gemeinsame Sommerfeste, geben exklusive Autogrammstunden für die Kids oder begleiten sie bei Ausflügen. Das verbindet.
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Tickets für das Konzert von Culcha Candela am 18. August 2017 in Friedberg (Hessen) gibt es für 36,- € (inkl. Gebühren).
Eintrittskarten sind erhältlich an allen bekannten Vorverkaufsstellen, sowie unter den Tickethotlines: 069 – 407 662 580 (adticket.de) und 069 – 1340 400 (frankfurtticket.de). Tickets online buchen und selbst ausdrucken unter shooter.de oder unter: reservix.de