Sonntagsrätsel-Moderator gestorben
von Jörg-Peter Schmidt
Erst vor wenigen Tagen hatte Christian Bienert angerufen und mit mir lange geplaudert: Er habe sich über den „Landbote“-Artikel gefreut, in dem über die Radio-Sendung „Das Sonntagsrätsel“ berichtet worden war. Um so trauriger ist die Nachricht, dass der langjährige geschätzte und beliebte Moderator jetzt gestorben ist.Radiobrücke zu DDR-Hörern
Der Sohn des Kapellmeisters und Komponisten Olaf Bienert hatte direkten Bezug zu dem jeden Sonntag auf Deutschlandradio Kultur ausgestrahlten „Sonntagsrätsel“, bei der Lösungswörter beispielsweise aus verschiedenen Musikrichtungen oder auch aus Geographie und Geschichte erraten werden müssen. Von diesen diesen Wörtern wird jeweils ein Buchstabe (manchmal zwei) aufgeschrieben. Die Buchstaben ergeben zusammengesetzt die Lösung. Man kann ein „Überraschungspaket“ gewinnen.
Dieses erfolgreiche Konzept gab es bereits beim damaligen Sender RIAS, als Bienert 1987 das „Klingende Sonntagsrätsel“, wie es damals hieß, von Hans Rosenthal übernahm. Über diese Zeit plauderte der 72-Jährige mit dem „Landboten“, schwelgte in Erinnerungen. Ein Thema war dabei die Verbindung zu Hörerinnen und Hörern in der DRR, die mehr oder minder heimlich das „Sonntagsrätsel“ zu ihrem Frühstücksritual machten. Wie sich nach dem Fall der Mauer herausstellte, fing die Stasi die meisten Karten mit den Lösungen aus der DDR ab.
Fußstapfen Hans Rosenthals
Ein Vierteljahrhundert war Bienert für die Kultsendung zuständig, bereitete sich liebevoll vor, ließ sich vom Deutschen Rundfunkarchiv in Frankfurt/Main historische Aufnahmen schicken, die er dann für Rätselaufgaben verwendete. Darunter waren so manche musikalische Schätze ehemaliger Kabarett-, Oper- oder Schlagerstars bis hin zu den 1920er Jahren. Aber auch Rock- und Popsongs sind beim „Sonntagsrätsel“ zu erraten, das es, wie erwähnt, noch immer jeden Sonntag um 9.30 Uhr auf Deutschlandradio Kultur gibt, mittlerweile von Ralf Bei der Kellen moderiert.
Dass sich diese Sendung schon so lange hält, ist auch Christian Bienert zu verdanken, der die schwierige Aufgabe meisterte, in die Fußstapfen eines Hans Rosenthal zu schlüpfen, der unter anderem wegen „Dalli, Dalli“ zu einem der beliebtesten Fernsehstars wurde. Bienert, den seine sonore, beruhigende Stimme auszeichnete, meisterte seine Aufgabe auch dank seines vielseitigen Wissens: Er hatte, bevor er beim RIAS landete, in Berlin unter anderem Germanistik und Jura studiert, sich mit Begeisterung immer weiter gebildet. Seine Rundfunkstationen waren neben dem RIAS beispielsweise der WDR und der NDR.
Wie bereits erwähnt: Seine allerliebste Sendung war halt das „Sonntagsrätsel“. Als er kürzlich mit mir am Telefon über seine Erinnerungen plauderte, saß er vor Zeitungsausschnitten, in denen über frühere Rundfunksendungen berichtet wurde. Es war spannend, von diesen Jahren zu hören, in der Rätselsendungen noch vor der Internetzeit entstanden: Dicke Lexika und Expertenratschläge waren die wichtigsten Hilfsmittel beim Recherchieren für die Lösungen. Fest steht: Das „Sonntagsrätsel“ wird immer mit dem Namen Christian Bienert verbunden bleiben.
Titelbild: Christian Bienert im Jahr 2004. (Fotoquelle: Deutschlandradio/Sabine Sauer )