Der Kampf ums Grundwasser
von Jörg-Peter Schmidt
Seit einigen Wochen erleben die Menschen in Deutschland wieder, wie aufgrund geringer Regenmengen das Wasser knapper wird. Hat mancher bisher über Regen geschimpft, wird das Nass vom Himmel sehnlichst herbeigewünscht, beispielsweise zur Nutzung in Landwirtschaft, Parks und Gärten und für die Natur. Die Grundwasserspiegel sinken. Um so aktueller ist der öffentliche Vortrag geworden, den am Montag, 15. Juli 2019, Dr. Anne Archinal (Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft „Rettet den Burgwald“) und der Umweltwissenschaftler Dr. Hans Otto Wack (Schotten) von der Schutzgemeinschaft Vogelsberg an der Uni Marburg halten werden.Grundwasserentnahme für Frankfurt steigt
Hintergrund: Im Burgwald-Gebiet der Kreise Waldeck-Frankenberg und Marburg-Biedenkopf mit seinen Mooren wird es immer trockener, während die Grundwasserentnahme für Frankfurt gesteigert wird. Ausgerichtet wird die Veranstaltung im Rahmen der Ringvorlesungen unter der Titel „Konflikte in Gegenwart und Zukunft“, zu denen das Zentrum für Konfliktforschung der Philipps-Universität Marburg einlädt.
Auf Anfrage des „Landboten“ erläuterte Dr. Wack die Hintergründe der Burgwald-Problematik. Zunächst beschreibt er die historische Entwicklung: „Seit 1879 importiert Frankfurt/Main in steigendem Maße Grundwasser aus dem Umland und tritt damit in Konkurrenz zum dortigen Naturraum. Seit 2015 speisen sogar die über 100 Kilometer entfernten Wasserwerke Wohratal und Stadtallendorf aus dem Burgwaldbereich in das gewaltig gewachsene Fernwassernetz ein. Und der Durst des expandierenden Ballungsraums nimmt weiter zu. Damit droht im Zuge des Klimawandels vielen betroffenen Gewinnungsgebieten ein verhängnisvoller Raubbau. Was nicht sein müsste, da der Ballungsraum Rhein-Main eigentlich über genügend eigenes Wasser verfügt. Doch das dortige, oft verschmutzte Grundwasser aufzubereiten ist teuer. Und so hat sich im Laufe der Jahre ein profitabler, aber auch risikoreicher Handel mit Fernwasser etabliert, der bei genauem Hinsehen gesetzwidrig ist.“
Es fehlen die Taten
Der Ökologe unterstreicht, dass seit den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts viele Menschen in Fernwasser-Gewinnungsgebieten heftigen Widerstand gegen das Ausbeuten ihrer Wasserressourcen leisten. Er fährt fort: „In den letzten Jahren zeichnen sich echte Lösungen für diese vordergründig als klassischer Stadt-Land-Konflikt apostrophierten Auseinandersetzungen ab. Allerdings nur auf dem Papier. Es fehlen die Taten.“ Die logische Konsequenz, so Wack weiter, sei, dass damit das Burgwaldwasser, das nach Rhein-Main fließt, für den der heute alles beherrschende Grundsatzkonflikt zwischen existentieller Daseinsvorsorge und dem kurzsichtigem betriebswirtschaftlichem Gewinnstreben, zwischen klaren Handlungsnotwendigkeiten und mangelnder Umsetzung stehe. Anhand der nur scheinbar trivialen Frankfurter Wasserversorgung erschließe sich aber auch, wie verblüffend einfach solche Konflikte gelöst werden könnten. Wenn denn eine Lösung überhaupt gewollt werd. Weitere Fakten werden am 15. Juli bei dem Vortrag von seiner Kollegin und ihm beleuchtet.
Der Vortrag von Dr. Anne Archinal (Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft „Rettet den Burgwald“) und des Umweltwissenschaftler Dr. Hans Otto Wack (Schotten) von der Schutzgemeinschaft Vogelsberg ist am Montag, 15. Juli, um 18.30 Uhr im Raum +1/0010 (1. Stock) im Hörsaalgebäude der Uni Marburg (Biegenstraße 10).
Hallo,
bei meinenSpaziergängen im Waldgebiet von Unterrosphe/Oberrosphe fallen mir immer mehr verdorrte und abgestorbene Bäume auf, und zwar in einer Anzahl, die sehr außergewöhnlich ist.
Kann dieses Phänomen eine Folge der ständigen Wasserentnahme sein?
Geregnet hat es doch im Frühjahr genug.
Freundliche Grüße:
H. Sohn
Sehr geehrter Herr Sohn,
die anhaltende Trockenheit hat gravierende Auswirkungen auf den Wald. Am 7. Juli 2019 haben wir darüber berichtet: https://landbote.info/trockenheit-im-wald
Mit freundlichen Grüßen
Bruno Rieb