Autoren werden Verleger
Von Bruno Rieb und Klaus Nissen
Fischer, dtv, Suhrkamp, Rowohlt oder DuMont? Vergesst sie. Immer mehr Autoren suchen ihr Glück nicht mehr bei den Verlagen sondern werden ihre eigenen Verleger. Das wird immer einfacher. Der Trend zum Selfpublishing spiegelt sich bei der laufenden Frankfurter Buchmesse: Die Vorträge und die Stände zu diesem Thema sind stark gefragt.
Self-Publisher liegen vorne
Die von Autoren selbst veröffentlichten Werke übersteigen mit 100.000 Titeln im Jahr die von Verlagen auf den Markt geworfenen, die bei rund 87.000 liegen, sagt Thorsten Simon von Book on Demand (BoD). Meist sind es noch E-Books, die die Selbstpublizisten veröffentlichen. Rund 90 Prozent der selbstpublizierten Werke sind die elektronische Variante, wurde in der Diskussion „Selfpublishing als Trend“ gesagt, die vom Studiengang Buchwissenschaft der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen organisiert worden war. 20 Prozent des Buchmarktes haben die digitalen Werke bereits erobert, sagt Hartmut Harfensteller von Joy Edition, einem Verlag der Buchproduktionen in kleinen und mittleren Auflagen anbietet.

Weil der Hauptabsatz aber noch immer mit gedruckten Büchern erzielt wird, streben die selbstpublizierenden Autoren den Druck ihrer Werke an. Der Weg dahin wird immer leichter, weil der Druck durch digitale Technologien immer preiswerter wird und weil sich einige Verlage auf diese Variante der Veröffentlichung spezialisiert haben. Ein Taschenbuch lasse sich schon für weniger als zehn Euro herstellen, sagt Simon.
Der Weg in die Buchhandlungen
Die Autoren müssen sich entscheiden, ob sie auf Book on Demand oder einen anderen Verlag zurückgreifen oder ob sie alles selbst in die Hand nehmen, vom Druckauftrag bis zum Vertrieb. Wichtig ist es, in die Buchhandlungen zu kommen, denn dort wird noch immer der Löwenanteil der gedruckten Bücher verkauft: 49 Prozent laut Simon. Nur 19 Prozent werden übers Internet und den Versandhandel unters Lesevolk gebracht.
Die ISBN (Internationale Standard-Buch-Nummer), die das Werk für die Buchhandlungen interessant macht, ist laut Simon für 99 Euro zu haben. Die Listung im Verzeichnis Lieferbarer Bücher (VLB) ist genauso wichtig und kostet 69 bis 99 Euro plus 99 Euro Jahresgebühr. Die Buchhandlungen tun sich noch schwer mit den Werken selbstverlegender Autoren. Book on Demand sei es gelungen mit Hugendubel und Osiander Kooperation mit zwei großen Buchhandelsketten einzugehen, sagt Simon.

Wer sein Buch selbst verlegen möchten, muss auf der Hut sein, denn es gibt Unternehmen, die im Trüben fischen. „Verlage, die sich von den Autoren alles bezahlen lassen, sei es die Präsentation auf Messen, Kostenbeteiligung für Werbeanzeigen etc., sind zumindest mit Vorsicht zu genießen“, schreibt Verleger Harfensteller in seinem Büchlein „Basiswissen für Buchautoren“.
Wer erfolgreich sein Werk selbst publiziert hat, kann damit rechnen, dass ein renommierter Verlag an seine Tür klopft, sagt der Krimi-Autor Lutz Kreutzer, dem genau das passiert ist. Matthias Matting bestätigt das. Die Suche nach guten Autoren gehörte zu den Aufgaben des früheren E-Book-Programmleites bei der Münchner Verlagsgruppe. Nun hat er sich auf die andere Seite geschlagen, ist Vorsitzender des Selfpublisher-Verbandes und betreibt im Internet die Selfpublisher-Bibel.
Der gelernte Naturwissenschaftler Lutz Kreutzer hat zahlreiche eigene Krimis und Thriller selbst veröffentlicht. Er glaubt, dass es auf Dauer viele neue Bücher geben wird, die ohne Verlag erscheinen. Um Erfolg zu haben, müssten die Autoren aber viel mehr Marketing in eigener Sache machen. Also Lesungen organisieren, in den sozialen Netzwerken Fan-Gruppen aufbauen. Und vielleicht sogar in der passenden Buchhandlung ein Regal kaufen, in das sie die eigenen Werke einstellen. Das sei bislang aber noch schwierig, weil die meisten Buchhandlungen noch daran gewöhnt sind, Bücher von Verlagen zu verkaufen. Das sei organisatorisch am einfachsten. selfpublisherbibel.de