Samba und Caipirinha

Schelin spielt Música Popular Brasileira

von Jörg-Peter Schmidt

Dort, wo sonst Bücher ausgeliehen werden, wurde Caipirinha zu Samba-Rhythmen serviert: Die Wetzlarer Phantastische Bibliothek hatte  zum Brasilienabend eingeladen und einen Volltreffer gelandet, denn die Stimmung bei den rund 90 Zuhörerinnen und Zuhörern war großartig. Der Sänger und Gitarrist Dago Schelin (Foto) aus Marburg, der aus Sao Paulo stammt und in Curitiba (Paraná / Südbrasilien) als Nachfahre deutscher Einwanderer aufgewachsen ist, brachte mit Música Popular Brasileira die Bibliothek und das Publikum zum Schwingen.

Mädchen von Ipanema

Dago Schelin hatte das Publikum rasch gewonnen. (Fotos: Schmidt)

Im typischen Stil seines Heimatlandes trug Schelin zudem deutsche Volkslieder vor, die er bereits von seine Mutter gehört hatte. In den Pausen rezitierte Edmund Wild (Wettenberg-Krodorf-Gleiberg) aus Texten brasilianischer Schriftsteller.
Zurück zur Musik: Dago Schelin und sein Publikum wurden schnell Freunde; und zwar bereits in dem Moment, als er „Garota de Ipanema“ („Mädchen von Ipanema“) anstimmte. Diesem Klassiker aus dem Jahr 1962 folgten Songs im Takt des Samba oder auch Bossa Nova wie das fröhliche „O Pato“ („Die Ente“). Auch nachdenklich stimmende Beiträge erklangen wie beispielsweise „Samba von Orly“. Hierbei handelt sich um ein Protestlied, das während der unseligen Zeit der brasilianischen Militärdiktatur entstand. Aus seinem großen Repertoire von deutschen Volksliedern hatte der Medienwissenschaftler, der mit seiner Frau und seinen beiden kleinen Töchtern in Marburg lebt, „Kein schöner Land“, „Kommt ein Vogel geflogen“ und „Guten Abend, gute Nacht“ ausgesucht. Wie er erläuterte, hatte bereits seine aus Leipzig stammende Urgroßmutter Rosa Volkslieder und Gedichte aus ihrer Heimat aufgeschrieben. So wie Dago diese traditionellen Lieder interpretiert, bleibt zwar die ursprüngliche Melodie in ihren Grundzügen erhalten, aber es fließen in die Musik Elemente des Jazz, Samba oder Bossa Nova ein.

Wild rezitiert brasilianische Autoren

Edmund Wild.

Nahtlos zu den musikalischen Beiträgen des Deutsch-Brasilianers fügten sich die Texte ein, die Edmund Wild vorlas. Mit seiner Frau wohnte er 13 Jahre lang in der brasilianischen Stadt Stadt São Paulo und im Staat Rio Grande do Sul, in dem viele Nachfahren deutscher Einwanderer vorwiegend aus dem Hunsrück leben. Wild unterrichtete dort im Rahmen des Auslandsschuldienstes Deutsche Sprache und Literatur. Er rezitierte in der Phantastischen Bibliothek aus Stefan Zweigs Brasilienbuch sowie aus Texten der brasilianischen Autoren Luis Fernando Veríssimo und João Ubaldo Ribeiro. Auch berichtete er über persönliche Erlebnisse. Seine eigenen Schilderungen und die der Schriftsteller beschäftigten sich mit der positiven Charaktereigenschaft der Brasilianer, in schwierigen Situationen in der von großen sozialen Problemen gebeutelten Nation ihren unerschütterlichen Humor und ihre verbale Schlagfertigkeit zu bewahren und über sich selbst lachen zu können. Zudem mögen – trotz mancher Mentalitätsunterschiede – viele Brasilianer die Deutschen (und umgekehrt), wie aus den Texten der Autoren hervorging.

Die Zuhörer im vollbesetzten Foyer erlebten dank des abwechslungsreichen Programms einen vergnüglichen Abend..

Die rund zwei Stunden des literarisch-musikalischen Programms gingen schnell zu Ende und die Bibliotheksleiterin Bettina Twrsnick dankte unter großem Applaus Dago Schelin und Edmund Wild dafür, dem Publikum einen so vergnüglichen Abend beschert zu haben.

Ein Gedanke zu „Samba und Caipirinha“

  1. Dago Schelin ist ein toller Mensch und begnadeter Musiker ich liebe seine Musik 🎶 die er super darbietet und interpretiert der Rhythmus seiner Heimat lässt ein mitgehen in einer fernen Welt wo man diese Musik 🎶 liebt und die von diesem Land erzählt wenn man die Augen schließt und mit den Rhythmus mit singt oder summt weis man wie Dago seine Heimat und sein deutsches erbe vereint.

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