Bodenschutz

Kampf gegen Logistikzentrum

Das Aktionsbündnis Bodenschutz Wetterau kämpft seit fünf Jahren gegen den Bau des Rewe-Logistikzentrum bei Wölfersheim-Berstadt – bislang recht erfolgreich: Ein Baustopp wurde erreicht.

Der Lebensmittelhändler Rewe will auf gut 26 Hektar bestem Ackerboden ein Zentrallager bauen. Dagegen wurde 2017 auf Initiative des Evangelischen Dekanats Wetterau das Aktionsbündnis Bodenschutz Wetterau gegründet. Organisationen aus Kirchen, Landwirtschaft und Umweltschutz schlossen sich zusammen, um den wertvollen Boden zu retten: Der Kreisverband des Bund er für Umwelt und Naturschutz Deutschland (Bund), der Kreisverband des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu), das Evangelische Dekanat Wetterau, die Evangelische Kirchengemeinde Wölfersheim Berstadt, das Evangelische Dekanat Büdinger Land, die Dekanate Wetterau Ost und Wetterau West des Bistums Mainz, der Regionalbauernverband Wetterau-Frankfurt, die

Kirchen, Bauern und Umweltschützer gemeinsam

Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Wetterau, die Bürger für regionale Landwirtschaft und Ernährung (Bionales) die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz und die Ortsgruppe Nidda der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Das Aktionsbündnis arbeitet eng mit der Bürgerinitiative „Bürger für Boden“ zusammen, die sich später vor Ort gegründet hat.

Auf dem Areal zwischen Der Autobahn 45, der Bundesstraße 455 und der Kreisstraße 181 will Rewe sein Logistikzentrum bauen.

„Die Gründung des Aktionsbündnisses sorgte über die Grenzen der Wetterau für hohe Aufmerksamkeit, vor allem auch deshalb, weil sich Naturschutzverbände und Landwirtschaft zusammengetan haben, um gemeinsam für den Erhalt der besonders hochwertigen Ackerböden einzutreten. Gleichermaßen war die klare ablehnende Haltung der beiden Kirchen gegenüber dem Rewe-Großprojekt auf diesem Standort von hoher Bedeutung. Das Evangelische Dekanat hatte bereits seit 2007 mit Bodengottesdiensten und –aktionstagen auf den hohen Wert der Wetterauer Böden für die Lebensmittelerzeugung aufmerksam gemacht, musste aber im Zusammenhang mit den Planungen für das Logistikzentrum feststellen, dass die Mahnungen ungehört blieben“, blickt Wolfgang Dittrich zurück. Er ist Referent für Gesellschaftliche Verantwortung beim Evangelischen Dekanat Wetterau und hat die Geschäftsführung des Aktionsbündnisses übernommen.

Das Bündnisses suchte gleich das Gespräch mit dem Rewe-Management. Dittrich: „In mehreren Gesprächen wurden diesem die Bedenken zu dem Großprojekt, das ursprünglich eine Fläche von 30 ha umfassen sollte, vorgetragen und auf die Verantwortung von Rewe für den Erhalt von Lebensmittelproduktionsflächen hingewiesen. Aus den Gesprächen wurde klar, dass die Bodengüte bei der Standortauswahl keine Rolle gespielt hat.“ Das Bündnis kritisiert daher scharf, dass ausgerechnet ein Lebensmittelkonzern wertvollsten Boden vernichten und versiegeln will.

Wichtig für Lebensmittelproduktion

Das Bündnis klärte gemeinsam mit der BI „Bürger für Boden“ über die Bedeutung guter Ackerflächen auf und prangerte die Auswirkungen des Rewe-Großprojekts auf Natur, Umwelt und den Verkehr an. „Mit unserem vielfältigen gemeinsamen Protest, zu dem auch eine gemeinsame Kundgebung gegen die Verabschiedung des Bebauungsplans durch die Gemeinde Wölfersheim im Juli 2020 gehörte, ist es gelungen, den Bau des Rewe-Logistiklagers auf hochwertigem Ackerboden bis jetzt aufzuschieben und für das Thema zu sensibilisieren“, stellt Dittrich fest.

Rosenbauer Werner Ruf zeigt auf Das Areal, auf dem Rewe bauen will. (Foto: Klaus Nissen)

Das Aktionsbündnis und die BI „Bürger für Boden“ unterstützen die Klageverfahren des Bundes für Umwelt und Naturschutz. Ein Baustopp gegen das Abschieben des wertvollen Oberbodens konnte erreicht werden.

Im November 2022 steht eine Entscheidung zur Abweichung vom Regionalplan vor dem Bundesverwaltungsgericht an. Rewe will auf einer Ackerfläche bauen, die ursprünglich im Flächennutzungsplan aufgrund der hochwertigen Böden als landwirtschaftliche Vorrangfläche eingestuft war. Das Aktionsbündnis erinnert daran, dass die Fachabteilungen im Regierungspräsidium in Stellungnahmen den Bau des Logistikzentrums auf dieser Fläche abgelehnt haben. Dennoch hatte die Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid der Änderung des Flächennutzungsplans angesichts der Mehrheitsverhältnisse in der Regionalen Planungsversammlung zugestimmt. „Diese Entscheidung ist vor dem Hintergrund der ablehnenden Stellungnahme der Fachabteilungen völlig unverständlich und es stellt sich weiterhin die Frage, welchen Stellenwert fachliche Expertisen in dieser Behörde haben, wenn sie durch den politischen Prozess ausgehebelt werden. Wir haben aber große Hoffnung, dass die Gerichte abschließend der Argumentation des Bund folgt und die Planänderung für unzulässig erklärt“, so Wolfgang Dittrich

Der Wetteraukreis habe einen Bebauungsplan genehmigt, der gegen die Ziele und Grundsätze der einschlägigen Gesetze, insbesondere der Raumordnung, des Bodenschutzes, des Naturschutzes, des Gewässerschutzes und des Immissionsschutzes verstößt, bemängelt das Aktionsbündnis. Der Bebauungsplan weise sehr hohe Auswirkungen auf Natur, Umwelt und die Menschen auf. Er sei in vielen Aspekten nicht ausreichend begründet, Auswirkungen seien nicht ausreichend untersucht und beschrieben worden, an etlichen Stellen fehlten entscheidende Informationen. „Es gibt zahlreiche gute Gründe das Rewe-Logistikzentrum an dieser Stelle nicht zu bauen“, sagt Werner Neumann, Kreisvorsitzender des Kreisverbandes des Bundes für Umwelt und Naturschutz.

Vor diesem Hintergrund und der weltpolitischen Ereignisse mit dem Krieg in der Ukraine, der zu dramatischen Engpässen in der Nahrungsmittelversorgung führen kann, appelliert das Aktionsbündnis erneut an den Rewe-Konzern, den Bau des Logistikzentrums auf der hochwertigen Ackerfläche in Wölfersheim aufzugeben. Neumann: „Noch ist es möglich umzukehren, noch ist der Boden in seiner besonderen Güte erhalten und kann der Landwirtschaft wieder zur Erzeugung von Nahrungsmitteln zugeführt werden. Auf seinen Tagetaschen schreibt Rewe viel von Verantwortung. Diese könnte REWE mit dem Verzicht auf den Bau des Logistikzentrums übernehmen und ein Zeichen gesellschaftlicher Solidarität setzen.“

Die Verbandsklage des Bund und die Arbeit des Aktionsbündnisses Bodenschutz Wetterau können durch (steuerlich absetzbare) Spenden auf das Konto des Bund Landesverband Hessen bei der GLS Gemeinschaftsbankunterstützt werden: IBAN: DE69 4306 0967 8013 6150 00 , Stichwort: Bodenschutz Wetterau

Ein Gedanke zu „Bodenschutz“

  1. Wertvoller Artikel. Meine Hochachtung für die Arbeit der BI. Wenn keiner aufpasst, wird unsere Natur den wirtschaftlichen Interessen hemmungslos geopfert. Hier und überall.

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