Bahnstreik

Destruktives Vorgehen

Von Dietrich Jörn Weder

Die Gewerkschaft der Lokführer (GdL) will den Bahnverkehr sechs lange Tage im ganzen Land lahmlegen, um so ihre überzogenen und unzeitgemäßen Forderungen ungeschmälert durchzusetzen. Das wird Millionen Bahnkunden, vor allem jenen, die täglich mit dem Zug zur Arbeit oder zur Schule fahren, von Neuem großes Ungemach bereiten.

Zugausfälle durch Personalmangel

Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer nennt die rabiate Vorgehensweise der GdL zu Recht „eine einzige Frechheit“. Wie kann man neben einem satten Lohnplus eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit um drei auf 35 Stunden in einer Zeit verlangen, wo es nahezu überall an Personal mangelt! Schon jetzt leiden wir Bahnfahrer öfter als je zuvor unter Zugausfällen, die mit fehlendem Personal begründet werden.

Gewerkschaftschef Weselsky provoziert vor allem damit , dass er sich solange nicht an den Verhandlungstisch setzen will, wie die Bahn nicht zu allen seinen Forderungen Ja und Amen sagt. Das ist das Gegenteil der geübten kompromissbereiten Praxis, wie wir sie von Tarifverhandlungen in Deutschland gemeinhin kennen.

Regierung tatenlos!

Ein nicht minder großes Ärgernis ist das hasenfüßige Schweigen der Regierung zu Weselskys Vorgehen mit der Brechstange. Es kann doch eine Regierung nicht dulden, dass eine kleine streikbesessene Gewerkschaft mit ihrem puren Egoismus ohne zwingende Not einen derartigen wirtschaftlichen Schaden anrichtet. Zu allermindest muss der Gesetzgeber eine verpflichtende Schlichtung für Streiks vorschreiben, die Einrichtungen der öffentlichen Daseinsvorsorge wie eben die Bahn lahmzulegen drohen.

Trostloses Warten auf den Bahnsteigen

Die Wählerschaft gewinnt sonst leicht den Eindruck, dass zu viele Dinge in diesem Land aus dem Ruder laufen , ein Eindruck, den zuletzt der Traktorenaufmarsch der Bauern vermittelt hat. Müssen wir nun zu allem Überfluss der Absurdität zusehen, wie im Falle der Bahn die kleinere die größere Gewerkschaft zu übertrumpfen versucht? Es wird dringend ein Mittel gesucht, dass den „Weselsky-Spielen“ ein Ende macht. Das zeitraubende Warten vieler auf den Bahnsteigen in den nächsten Tagen macht vielleicht erfinderisch.

Dr. rer. pol. Dietrich Jörn Weder war Jahrzehnte lang leitender Umweltredakteur und Fernsehkommentator des Hessischen Rundfunks. Seit seiner Pensionierung arbeitet er als freier Autor für Print- und Audiomedien. Er betreibt den Blog Wachposten Frankfurt, auf dem er Kommentare zu aktuellen Themen veröffentlicht. Wachposten

Titelbild: Kein Zug wird kommen. Das Bild zeigt den Bahnhof in Nieder-Wöllstadt. (Foto: Klaus Nissen)

Ein Gedanke zu „Bahnstreik“

  1. Meine Güte, dieser Kommentar trieft ja vor Hass auf eine Gewerkschaft, die (endlich mal) die Interessen der Mitglieder ernst nimmt. Da kann sich der DGB mal ne Scheibe von abschneiden. Wer war und ist hier denn tatsächlich destruktiv? Die Verkehrsminister der letzten Dekaden, meist von der CSU, jetzt FDP, welche die Bahn heruntergewirtschaftet haben. Das Management der DB, welches kein ernsthaftes Angebot auf den Tisch legt.
    Sie schreiben: „Wie kann man neben einem satten Lohnplus eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit um drei auf 35 Stunden in einer Zeit verlangen, wo es nahezu überall an Personal mangelt!“ Vielleicht verwechseln sie Ursache und Wirkung. Schlechte Arbeitsbedingungen sind keine gute Voraussetzung, um neues Personal zu gewinnen. Übrigens, mit einigen Konkurrenten der DB hat die GdL schon einen Abschluss erzielt. Also, geht doch wenn man will.

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