Eine kleine Zeichenkunde
Nissens Woche – die vierzehnte
Die Aliens funken, die Zentralbank droht zu rutschen, und Griechenland könnte den Euronen-Fluss unterbrechen. . Aber es gibt auch positive Signale.
Apage, Menetekel!
Es war immer schon hilfreich, auf Zeichen zu achten. Die Augen aufzuhalten und auch unscheinbare Signale wahrzunehmen, damit wir uns auf kommende Gefahren oder Chancen einstellen können. Es muss ja nicht gleich so dramatisch werden wie damals im Palast von Belsazar.
Vielleicht haben manche Zeichen gar keine Bedeutung fürs Hier und Jetzt, kündigen Dinge für die fernere Zukunft an. Und trotzdem bewirken sie eine Gänsehaut. Immerhin berichtet der New Scientist, also eine seriöse Zeitschrift, dass mehrere kurzzeitige Breitband-Radiowellen-Ausbrüche in den letzten Jahren Zeitverzögerungen zwischen den kurz- und den langwelligen Frequenzen aufwiesen, die stets ein Vielfaches von 187,5 sind. Also ein regelmäßiges Muster haben, das bislang physikalisch nicht erklärt werden kann. Womöglich morsen da also Außerirdische Botschaften zu uns rüber, die wir noch nicht verstehen.
Beunruhigend finde ich auch die Zeichen aus Athen. Sieht so aus, dass kommende Woche eine Staatspleite ansteht. Ein Stresstest fürs europäische Finanzsystem. Niemand scheint genau zu wissen, was dann passiert. Überstehen meine bescheidenen Altersrückstellungen diese Krise? Freund Uwe, ein tief in der Materie steckender Volkswirt, kann mich da nicht beruhigen. Er sagt, die Geldströme seien eigentlich nur Chimären. Wehe, es geschehe etwas, das die Logistikketten unterbreche. Und dann reicht mir Uwe über den Wohnzimmertisch eine Einkaufsliste, die er für diesen Fall vorbereitet hat. Alles Sachen, die man binnen eines Tages kaufen und dann im Keller bunkern kann. Kurz zuvor spazierten wir noch am Frankfurter Mainufer unter der Sonne, zwischen lauter gut situierten Menschen. Machten auch einen Schlenker um das neue Zentralbankgebäude. Es sieht irgendwie schief aus. Als ob es in den Main zu rutschen drohe.
Nicht alle Germanwings krachen an die Wand
Ist der Absturz der Germanwings-Maschine nicht auch ein Zeichen? Er hat sehr, sehr viele Menschen erschreckt. Sie stellen sich lebhaft vor, wie es wäre, wenn sie selbst zufällig in diesem Airbus säßen. Und merkten, wie der verrückte Copilot noch Zusatz-Schub gibt, während das Flugzeug auf die Felswand zurast und man nicht heraus kann. Aber man saß nicht drin, zum Glück. Warum fühlen sich so viele Menschen betroffen? Ist da irgend eine Analogie?
Apage, Menetekel! Schauen Sie sich Lupus Aenaeas Seneca an, den ich am Mittwoch auf der Saalburg traf. Er hält die Augen auf – ihm kann keiner was! Der bewacht anno 125 nach Christus das Kastell Großkrotzenburg am Main. Es wird noch 130 Jahre lang bestehen. Ihm gehe es gut, erzählte mir Lupus. Nur die Truppenverpflegung sei recht öde. Immer nur Getreidebrei!
Da haben wir es besser. Am Karfreitag briet ich einen Seeteufel mit Zucchini und Koriander. Dazu gab es Kartoffeln, und Uwe entdeckte dieses herzige Exemplar. Wir haben es genauso verzehrt wie dieses süße Häschen und sind nun recht sicher, dass uns in nächster Zeit nur Gutes widerfährt. Frohe Ostern!