Abfallverwertung

Wohin mit dem Altöl?

Alltag in vielen Küchen: Speiseöl und Bratfett werden über den Abfluss entsorgt – und damit ein wertvoller Rohstoff für Biodiesel oder die Stromerzeugung. Dass es auch anders geht, zeigt das österreichische Verwertungssystem „Öli“, das Uwe Kühn, Vorstandsvorsitzender der Sonnenland eG, in der jüngsten Sitzung des Klimaschutz- und Energiebeirates des Landkreises Gießen vorstellte. „Das System ist unkompliziert und wird daher – dort wo es praktiziert wird – von der Bevölkerung gut angenommen“, sagte Landrätin Anita Schneider. Das bereits in Österreich, Bayern und Südtirol bewährte Konzept überzeugte die Mitglieder des Klimaschutz- und Energiebeirates. Sie sprachen sich einstimmig dafür aus zu prüfen, ob das System auch im Landkreis Gießen über den „Masterplan 100% Klimaschutz“ eingeführt werden kann, berichtet die Presseabteilung des Landratsamtzes.

Altfett- und Speiseölverwertung

Speiseöl fehlt so gut wie in keinen Haushalten. Aber wohin mit verwerteten Öl? (Foto: Jörg-Peter Schmidt)

Namensgebend für das kommunale Altfett- und Speiseöl-Verwertungssystem ist ein kleiner, verschließbarer Behälter, der sogenannte Öli. In ihm sammeln die Haushalte Brat- und Frittierfett. Volle Behälter werden an Sammelstellen abgegeben und gegen leere „Ölis“ getauscht. Altspeiseöl und -fett werden aufbereitet und dann genutzt, um Biodiesel oder Ökostrom zu erzeugen. Gleichzeitig wird verhindert, dass Fette über das Abwasser entsorgt werden. Diese können Rohrleitungen verstopfen. Folge sind hohe Reinigungskosten. In Deutschland werden bislang nur Speiseölreste aus der Gastronomie und der Lebensmittelproduktion zur Herstellung von Biodiesel verwertet.

Masterplanmanager Björn Kühnl stellte dem Klimaschutz- und Energiebeirat  die neue Broschüre „Klima schützen – Zukunft gestalten“ vor. Sie fasst übersichtlich und leicht verständlich auf 24 Seiten die wesentlichen Inhalte des über 800 Seiten starken Masterplans zusammen. „Hier können sich die Bürgerinnen und Bürger informieren und Tipps finden, wie jeder dazu beitragen kann, den Landkreis bis 2050 zukunftsfähig und klimafreundlich zu gestalten“, sagte Landrätin Schneider. Die Broschüre kann unter www.klimaschutz-lkgi.de heruntergeladen werden.

Auf der Tagesordnung der Sitzung stand auch das Thema Elektromobilität. Seit Sommer 2017 arbeiten Experten aus Verwaltung, Politik und Verbänden gemeinsam mit drei Beratungsbüros an einem Konzept, um Elektromobilität im Landkreis zu fördern. Neben der Elektrifizierung des Busverkehrs und einer Mobilitätsanalyse in ausgewählten Gewerbegebieten steht der Individualverkehr im Mittelpunkt der Untersuchungen. Um diesen in der Zukunft klimafreundlicher gestalten zu können, muss der heute sehr niedrige Anteil an Elektrofahrzeugen dringend gesteigert werden.

Mitentscheidend ist dabei die dafür notwendige Ladeinfrastruktur für Autos. Berechnungen zeigen, dass ein Großteil der E-Autos zu Hause geladen wird. Zusätzlich sind aber auch Lademöglichkeiten im öffentlichen und halböffentlichen Bereich, etwa bei Supermärkten, nötig. Im Landkreis Gießen werden laut Prognose bis zum Jahr 2026 noch 105 zusätzliche Ladepunkte im öffentlichen Straßenraum benötigt. Um diese zu finden, gibt es noch bis zum 6. Mai eine Befragung auf www.klimaschutz-lkgi.de. Dort können die Bürgerinnen und Bürger des Landkreises Vorschläge für Ladestationen abgeben, Standorte bewerten und an einer Umfrage teilnehmen.

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