Aktion für Starke Männer
Von Michael Breuer
Als mehrstündige Aktion für starke Männer erwies sich in dieser Woche die Aufstellung des alten Taufsteins in dem Vollnkirchener Gotteshaus. Das mittelalterliche Becken erhält nach erfolgter Restaurierung – praktisch pünktlich zum Osterfest – wieder in der Kirche einen Ehrenplatz. Auch wird der Taufstein in dem Hüttenberger Ortsteil darüber hinaus wieder seinem ursprünglichen Zweck zugeführt werden. Denn der Stein in dem Generationen von Vollnkirchener Kindern getauft worden waren, war in den 20er Jahren aus der alten Kirche entfernt worden und stand seitdem mal mit Heidekraut und mal mit Stiefmütterchen als Blumenkübel vor dem Kircheneingang.
Das alte Becken wurde saniert
Nach einem Zeitungsartikel über die stiefmütterliche Behandlung des Steins, beschloss das Presbyterium der Kirchengemeinde Weidenhausen-Volpertshausen und Vollnkirchen, das alte Taufbecken in die Kirche zurückzuholen. Diese lange Zeit der Zweckentfremdung draußen bei Wind und Wetter hatte dem Gefäß aus Londorfer Lungstein jedoch ziemlich zugesetzt und dicke Risse sowie Löcher hinterlassen. Die sind in dem Natursteinbetrieb Fichtner in Wetzlar Garbenheim jetzt geheilt worden. Mit Edelstahlankern, Epoxidharz und Steinersatzmasse wurde den Sprüngen in dem Taufstein zu Leibe gerückt. Eine Reinigung war natürlich auch inklusive. Aber nach den Wünschen des Landesdenkmalamtes, das einen Großteil der Restaurierungskosten übernimmt, sollte der Taufstein mit dem romanischen Bogenfries nicht wie neu aussehen. „Der Stein sollte seine natürliche Patina behalten“, berichtet Steinmetzmeister Jörg Fichtner, der mit drei weiteren Mitarbeitern das tonnenschwere Taufbecken in der Kirche aufstellte.
Bevor in dem sakralen Gefäß wieder getauft wird, wird Frieder Heinze, der Baubeauftragte der Kirchengemeinde für den Taufstein, eine Konstruktion erstellen, die die eigentliche Taufschale aufnimmt und die in dem alten Becken eingesetzt wird. Denn eine Ganzeintauchung der Täuflinge wie sie bis zum Ende des Mittelalters durchgeführt wurde und auch heute mancherorts durchaus gebräuchlich ist, soll in Vollnkirchen nicht wieder belebt werden.
Ein Kulturdenkmal
Mit dem um 1170 gefertigten Taufstein kehrt Vollnkirchens ältestes Kulturdenkmal allerdings nicht in das Gotteshaus zurück in dem es einst gestanden hatte. Das Dorfkirchlein, ebenfalls aus dem 12. Jahrhundert , wurde 1956 abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt. Dem Abriss war ein heftiger Streit zwischen der Gemeinde Vollnkirchen und dem Landeskonservator, der das alte Gotteshaus erhalten wollte, vorausgegangen. Der Landrat ordnete damals den Abbruch an.
Jetzt freut sich nicht nur Pfarrer Joachim Grubert, der sich seinerzeit die Rückkehr des alten Taufsteins in die Kirche gewünscht hatte, sondern die ganze Kirchengemeinde auf den 28. Mai. An diesem Tag wird der Taufstein bei einer Andacht offiziell „vorgestellt“ und der Organist der Frauenkirche Dresden wird auf der alten Vollnkirchener Orgel, die aus der alten Kirche hinübergerettet wurde, ein Konzert geben.