Schutzgemeinschaft sieht Umdenken
Die Kommunen im Rhein-Main-Gebiet beginnen, sich auf ihre eigenen Wasservorkommen zu besinnen. Das ist der Tenor einer Erklärung der Schutzgemeinschaft Vogelsberg (SGV) zum heutigen Tag des Wasser, 22. März 2017. Die Schutzgemeinschaft wehrt sich gegen den Raubau am Grundwasser im Vogelsberg.
Kommunen besinnen sich auf eigene Vorräte
Vor einem Jahr hatte die Schutzgemeinschaft gemeinsam mit der Burgwald-Initiative gegen die neuer Fernwasserleitung nach Frankfurt demonstriert. Im Mittelpunkt der Kritik standen Pläne der Wasserversorger, Frankfurter Brunnen zu schließen und stattdessen mehr und billigeres Fernwasser aus dem Umland fließen zu lassen.
Jetzt stellt die Schutzgemeinschaft eine positive Entwicklung fest. „Insbesondere die langjährige Kernforderung der SGV, die Kommunen im Rhein-Main-Gebiet sollen sich wieder mehr aus ihren eigenen Wasservorkommen versorgen, wird mittlerweile ernsthaft diskutiert. So hat selbst die WRM, ein Zusammenschluss der Wasserversorger des Ballungsraums, ihre These von der Unmöglichkeit einer stärkeren Eigenversorgung fallen gelassen und propagiert nun sogar das Reaktivieren von Frankfurter Wasserwerken“, stellt die Vorsitzende der schutzgemeinschaft, Cécile Hahn, fest. Sie bleibt aber misstrauisch: „Inwiefern solchen Worten auch Taten folgen werden, muss die WRM allerdings erst noch unter Beweis stellen. Denn ihr geht es auch um das Erzielen von Gewinnen.“
Hessische Wasserwende
Tatsache sei aber, dass sich innerhalb dieses Jahres eine Art ‚Hessische Wasserwende‘ zumindest für die Versorgung des Rhein-Main-Gebietes abzeichne. Das Hessische Umweltministerium habe endlich „den längst überfälligen Prozess für eine Reform der bisherigen Fernwasserpolitik eingeleitet, indem es alle Beteiligte zum Erarbeiten eines neuen Leitbildes an einem Tisch geholt hat“, so Hahn. In diesem Prozess sollen laut Hahn gemeinsam fortschrittliche Kriterien für die Vereinbarkeit von sicherer Wasserversorgung und Naturschutz festgeschrieben werden. Denn eine zukunftsfähige hessische Wasserpolitik könne und dürfe künftig weder den personell chronisch unterbesetzten Genehmigungsbehörden noch den Eigeninteressen der Wasserversorger überlassen bleiben. Sie müsse als Kernelement darauf basieren, zwischen dem Bedarf an Trinkwasser und an Nicht-Trinkwasser zu unterscheiden, was viele Akteure bislang noch ablehnen würden.
Eine weiterführende Ausbeuten des Grundwassers im Umland könne es in Zukunft jedenfalls nicht mehr geben. Im Gegenteil müsse dem Naturraum mehr Wasser belassen werden, um ihn gegen den Klimawandel mit seinen immer längeren Trockenperioden zu schützen, fordert Hahn. Davon würde auch die Versorgungssicherheit der wachsenden Bevölkerung in der Metropolregion profitieren, da eine ortsnahe Wassergewinnung aus vielen Brunnen weit weniger störanfällig sei als es die wenigen Fernwasserleitungen seien. Außerdem dürfte Fernwasser künftig teurer werden, da es sich die Gewinnungsgebiete nicht mehr bieten lassen, den Grundwasserschutz Frankfurts finanzieren zu müssen, meint die Schutzgemeinschaft-Vorsitzende.