Bundeswaldinventur

Nadelbäume als Klimakiller

Statt klimaschädliches Treibhausgas zu speichern, ist der Wald zur Kohlenstoffquelle geworden. Das ist das Ergebnis der Bundeswaldinventur, bei der alle zehn Jahre der Zustand und die Entwicklung der deutschen Wälder beurteilt wird. Statt dem entgegenzusteuern, passiert in Hessen derzeit das Gegenteil: es werden Löcher in bislang geschützte Wälder geschlagen, „die zu Austrocknung führen und Kohlendioxid freisetzen“ kritisiert der Naturschutzbund (Nabu) Hessen.

Kolenstoffvorrat fast halbiert

Seit 2017 hat sich der Kohlenstoffvorrat im Wald um 41,5 Prozent verringert, stellt der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft Chem Özdemir fest, als er am 8. Oktober 2024 die Bundeswaldinventur vorstellte. Es gebe eine leicht positive Waldflächenentwicklung. Der Holzvorrat sei bis 2017 angestiegen, aufgrund der Dürre und deren Folgen sei er aber seit 2018 wieder auf das Niveau von 2012 zurückgefallen.  Die Waldinventur zeige auch positive Entwicklungen. Die Menge an Totholz sei um ein Drittel gegenüber der letzten Inventur gestiegen. Mit der Zunahme an alten und dicken Bäumen nähmen auch die vielen ökologisch wertvollen Mikrohabitate an diesen Bäumen zu. Außerdem seien die Wälder strukturreicher geworden. Sie hätten eine größere Baumartenmischung und vermehrte Schichtung, auch die Naturnähe habe zugenommen. Die Daten zur nachwachsenden Waldgeneration bestätigen diesen Trend. „Die politischen Maßnahmen zur Anpassung der Wälder an den Klimawandel zeigen Wirkung“, meint Özdemir. 

Laubwälder wichtig für den Kilmaschutz

„Die neuen Zahlen zeigen die Überlegenheit der Laubwälder für den Klimaschutz“, stellt Maik Sommerhage, Landesvorsitzender des Nabu Hessen fest. Während in den Laubwäldern über mehrere Jahre Kohlendioxid gebunden worden sei, werde es aus den absterbenden Nadelwäldern freigesetzt. „Wenn unsere Wälder künftig einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz leisten sollen, muss eine deutlich sanftere Bewirtschaftung eingeführt werden“, fordert der Naturschützer. Die Einschlagmenge vor allem in alten Laubwäldern müsse drastisch verringert werden. In den kommenden Jahren müsse auf etwa ein Drittel des jährlichen Einschlags verzichtet werden, damit die Wälder durch ihr Wachstum die Klimaziele bis 2030 erreichen können. Alte Laubwälder und auch gänzlich ungenutzte Wildnisgebiete könnten dann viel zum natürlichen Klimaschutz beitragen. Durch eine „Erholungspause“ könne sich das aufgerissene Kronendach dann auch wieder schließen und sich die Wälder so besser vor Austrocknung schützen. Gleichzeitig leben in alten Wäldern sehr mehr seltene Tier-, Pflanzen und Pilzarten.

In Hessen passiere aktuell das Gegenteil passiert: Selbst in Europäischen Schutzgebieten sei vom Land ein Einschlagsmoratorium für über 100jährige Buchen aufgehoben würde, kritisiert Sommerhage. Nach drei Jahren sollen die Fällungen in den Schutzgebieten wieder aufgenommen werden – ohne dass die Vorgaben für die einzuschlagende Holzmenge (Hiebsatz) reduziert wurde. „So werden Löcher in die Wälder geschlagen, die zu Austrocknung führen und Kohlendioxid freisetzen“, beklagt der Landesvorsitzender des Nabu Hessen.

Titelbild: Nur Laubbäume haben auf dem Mainzer Kopf im Taunus überlebt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert