Der Sprudelhof im Bild
Bad Nauheim feiert vom 9. bis 11. September 2016 den Jugendstil. Der Fotograf Stephan Morgenstern hat sich angesehen, wie die Kunst aus der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert die Kurstadt geprägt hat. Seine Bilder vom Sprudelhof sehen sie hier.
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Prachtstück des Jugendstils
Für den „weit über Bad Nauheim hinausreichenden Ruf“ des Sprudelhofs ist „vornehmlich die innere Ausgestaltung der einzelnen Badehäuser verantwortlich“, heißt es in der „Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland“. Für die reichen Kurgäste aus aller Welt wurde eine traumhafte Kulisse geschaffen. Immer wieder ist symbolisch die Heilkraft des Wassers dargestellt. „Die bildnerischen Darstellungen sind in einem architektonischen Rahmen zu sehen, bei dem die ornamentale Wirkung der verwendeten Materialien stets mit äußerster Sorgfalt bedacht wurde. Putzstrukturen, Marmorverkleidungen, Muschelkalk, glasierte Ziegel, Terrakotta und andere Keramikverkleidungen trugen zu einem farbintensiven Bild bei, das durch die gärtnerische Behandlung der Schmuckhöfe noch gesteigert wurde“, schwärmt die Denkmaltopographie.
Wohlhabende Gäste bringen gutes Geld
Eine feudale Kunst: Großherzog Ernst Ludwig, großer Fan des Jugendstils, ließ den Sprudelhof 1905 bis 1910 von dem aufstrebenden Baumeister Wilhelm Jost errichten. Für das Buch „Unterwegs in Bad Nauheim – Eine literarische Spurensuche“ hat sich Susann Barczikowski ein Gespräch zwischen Großherzog Ernst Ludwig von Hessen bei Rhein mit Baumeister Wuilhelm Jost aus Darmstadt“ ausgedacht, „aufgezeichnet 1901“. Es beginnt so:
E.L.: Wilhelm, mein guter Freund. Mit Ihrer Versetzung an das Friedberger Bauamt sind Sie nun auch für Bad Nauheim zuständig. Sie als begabter Architekt und ich als Mann mit Einfluss können nun verwirklichen, was mir am Herzen liegt: ein Gesamtkunstwerk zu schaffen! Mein Hessenland blühe, und in ihm die Kunst. Bad Nauheim soll erblühen…
W.J.: Fürwahr, mein lieber Ernst Ludwig. Die Zeit ist reif für Neues. Überall weht dieser frische Wind der Veränderung. Die Wiener Sezession hat hierzulande Früchte getragen und in Darmstadt haben Sie längst bewiesen, was Kunst und Feinsinn bewirken kann. Lasst uns in Bad Nauheim etwas ähnlich Großes schaffen.
E.L.: Ganz recht, mein Werter. Bad Nauheim ist eine bestens bekannte Kurstadt. Der Kurbetrieb wächst und wohlhabende Gäste aus aller Welt bringen gutes Geld. Warum ihnen nicht etwas bieten, was den Aufenthalt versüßt?“
(Aus: „Unterwegs in Bad Nauheim – Eine Literarische Spurensuche“, Autorenclub Wetterau, PR, Medienservice und Verlag Susann Barczikowski, 188 Seiten, 12,80 Euro, ISBN 978.3.00-053016-6)