GRÜNINGEN

Historische Linde soll lange leben

Mit rund 370 Jahren zählt die Dorflinde auf dem Gelände der Kita „Pusteblume“ in Pohlheim-Güningen (Kreis Gießen) zu den ältesten der Region und ist längst als Naturdenkmal ausgewiesen. Ihr 30 Jahre altes Stützgerüst wurde nun erneuert.

Naturschutzdezernent Christian Zuckermann und die naturschutzfachliche Mitarbeiterin Alisha Weigand (M.) haben Kitaleiterin Katja Clement an der Dorflinde in Grüningen besucht und sich ein Bild von dem sanierten Stützgerüst gemacht. (Foto: Landkreis Gießen

Es soll künftig vor allem dafür sorgen, dass der Baum auch in den kommenden Jahrzehnten nicht unter seiner eigenen Last zerbricht, berichtet in einer Reportage die Pressestelle des  Landkreises Gießen.

Historie begann nach 30-jährigem Krieg

Grund für das Stützgerüst ist die außergewöhnliche Form der Sommerlinde, deren Geschichte nach dem 30-jährigen Krieg um das Jahr 1648 begann. Über Jahrzehnte wurde der Baum in seiner Kronenentwicklung beeinflusst, indem seine Äste waagrecht geleitet wurden. Dadurch konnte ein natürliches Blätterdach entstehen, unter dem die Menschen Feste feierten und Bräuche vollzogen.

Stammumfang von rund 3,50 Metern

Inzwischen hat der Baum einem Stammumfang von rund 3,50 Metern und seine Äste sind schwer – so schwer, dass sie seit drei Jahrzehnten gestützt werden müssen: „Es ist uns ein großes Anliegen, dieses imposante Naturdenkmal in seiner Schönheit zu bewahren und gleichzeitig sicherzustellen, dass die Äste nicht zur Gefahr für die darunter spielenden Kinder werden“, sagt Naturschutz-Dezernent Christian Zuckermann.

Lange als Tanzlinde genutzt

Nachdem ein kreisansässiger Zimmereibetrieb das marode Stützgerüst erneuert hatte, haben Zuckermann und die naturschutzfachliche Mitarbeiterin Alisha Weigand die Dorflinde besucht und zeigten sich im Beisein von Kitaleiterin Katja Clement beeindruckt: „Allein aufgrund ihrer Schönheit, Eigenart und Seltenheit ist die Dorflinde bereits seit 1903 ein wichtiges Naturdenkmal auf dem Gebiet unseres Landkreises. Dass dieser Baum lange Zeit als Tanzlinde genutzt wurde und für die Menschen der Mittelpunkt ihres Heimatortes war, macht sie auch historisch interessant“, sagt Zuckermann. 

Blick in die Grüninger Geschichte

Und damit steht die Dorflinde nicht einmal allein in Grüningen. Ihr Pendant befindet sich vor der Kirche und wird im Heimatbuch als Gerichtslinde aufgeführt. Sie scheint somit eine historische Stätte des Dorfgerichts zu sein, welches vom Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit unter freiem Himmel stattfand. An dem Baum selbst sollen einst Todesurteile vollstreckt worden sein. Das Stützgerüst dieser Linde wurde bereits 2017 komplett erneuert.

58 Naturdenkmale im Kreis

Beide Sommerlinden zählen heute zu den insgesamt 58 Naturdenkmalen innerhalb des Landkreises Gießen. Alle weiteren sind unter https://www.lkgi.de/umwelt-bauen-und-entsorgung/naturschutz/457-naturdenkmale?start=20 aufgelistet. Interessierte können sich bei Fragen oder Vorschlägen zu weiteren Naturdenkmalen an den Fachdienst Naturschutz wenden. Ansprechpartnerin ist Alisha Weigand per Mail an alisha.weigand@lkgi.de oder telefonisch unter 0641 93901352.

Tanz unter Linden  war vielerorts ein historischer Brauch  (zeitgenössische Darstellung, 18. Jh., Gemälde im Schloss des Kammerherrn v. Boyneburgk zu Stedtfeld) – Quelle: Wikipedia,  Voss, Georg (Hrsg.): Großherzogthum Sachsen-Weimar-Eisenach. Amtsgerichtsbezirk Eisenach. In: Lehfeldt, Paul/Voss, Georg (Hrsg.): Bau- und Kunst-Denkmäler Thüringens. Heft XL. Jena 1915 S.193
 

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