Antifaschismus

Gedenken an SS-Massaker

87 Zwangsarbeiterinnen des Arbeitserziehungslagers Hirzenhain wurden am 26. März 1945, kurz vor Ende des Kriegs, von der SS erschossen. Anlässlich des 77. Jahrestags des Massakers unternimmt die Antifaschistische Bildungsinitative (Antif-BI) unter dem Motto „Erinnern und Gedenken – Zukunft gestalten“ eine Gedenkfahrt.

Am Vormittag führt die Fahrt zunächst nach Hirzenhain zur Gedenkstätte des Arbeitserziehungslagers bei Glashütten. Hier liquidierte in den Morgenstunden des 26. März 1945 ein SS-Erschießungskommando 87 Zwangsarbeiter, hauptsächlich Frauen. Die meisten Frauen kamen aus Osteuropa, wenige aus West-Europa (eine aus Frankfurt, eine aus Luxemburg).

Mörderische SS-Einheit

„Warum kam es ausgerechnet bei Hirzenhain drei, vier Tage vor Ende der militärischen Auseinandersetzung, zu diesem dramatischen Ereignis, das so vielen Menschen das Leben kostete?“, fragt die Antifa-BI. Stunden später war die SS- und Polizeieinheit weiter auf ihrem mörderischen Weg. Sie zwang Insassen des Konzentrationslagers Buchenwald auf einen Evakuierungsmarsch, der vielen Gefangenen das Leben kostete. Außerdem erschoss sie übergabebereite Bürger Altöttings. Zurück blieb ein Massengrab am Waldrand von Hirzenhain, dessen Existenz erst Anfang Mai 1945 von der US Army bekannt gemacht wurde.

Die Vor- und Nachgeschichte dieses erschütternden Geschehens hat der Historiker und Politikwissenschaftler Michael Keller, der auch Bürgermeister und Kulturdezernent der Stadt Friedberg war, in dem Buch „Das mit den Russenweibern ist erledigt“ beschrieben. Er schildert darin die Rüstungsproduktion, die Zwangsarbeit, das Gestapo-KZ, den Massenmord der SS-Kampfgruppe und die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit am Tatort in Hirzenhain wie auf dem Kriegsgräberfriedhof im Kloster Arnsburg.

Neue Erkenntnisse über die Täter

Michael Keller wird im Bürgerhaus in Hirzenhain zentrale Passagen seines Buches präsentieren und dabei neueste Erkenntnisse zu den Tätern erläutern. Eine der zentralen Aussagen des Buches ist, dass der Massenmord in Hirzenhain kein Kriegsverbrechen war, sondern ein Verbrechen in der Auflösungsphase eines verbrecherischen Regimes. „Dem Exekutionskommando standen in Hirzenhain, bei Buchenwald, oder in Altötting Zwangsarbeiter, KZ-Insassen und kollaborationsbereite Deutsche gegenüber, die so liquidiert wurden, wie SS und Gestapo, dies in den ersten Jahren des Krieges hinter der Ost-Front gemacht hatten“, berichtet die Antifa-BI. Nach dem Vortrag wird die Gedenkstätte Arbeitserziehungslager Hirzenhain besucht.

Gedenktafel für eine der bei Hirzenhain ermordeten Gestapo-Gefangenen auf den Kriegsgräberfriedhof im Kloster Arnsburg. (Fotos: Antifa-BI)

Anschließend geht es weiter zum Kriegsgräberfriedhof im Kloster Arnsburg, auf dem 87 Gräber an die Opfer des Massakers erinnern. Dr. Götz Hartmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, wird hier über die Recherche zur Geschichte der Opfer und der Form des Erinnerns referieren. Dabei wird er über die Kriegsgräberstätte führen. Abschließend legt die Antifa-BI einen Kranz nieder.

Die Gedenkfahrt startet am 26. März 2022 um 9 Uhr am Junity am Burgfeld in Friedberg und endet dort voraussichtlich um 16 Uhr. Die Fahrt wird mit einem Reisebus unter Beachtung der dann aktuellen Corona-Vorgaben unternommen. Die Gedenkfahrt ist kostenfrei. Die Wege sind nicht barrierefrei. Verpflegung ist nicht inbegriffen. Wegen begrenzter Teilnehmendenzahl bittet die Antifa-BI um Anmeldung per E-Mail an petra@antifabi.de.

Titelbild: Der Kriegsgraberfriedhof im Kloster Arnsburg.

2 Gedanken zu „Antifaschismus“

  1. Liebe Landboten,
    Vielen Dank für den wichtigen Artikel. Da Kloster Arnsburg so ein schöner Ort ist, bin ich natürlich auch schon der unschönen Geschichte begegnet. Es wird viel zu wenig darüber gesprochen.
    Ich wollte euch darauf aufmerksam machen, dass die Jahreszahl in der zweiten Zeile falsch ist. Bitte ändert das doch, man stolpert gleich darüber.
    Freundliche Grüsse
    Andrea Heck

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