Plakate weisen auf soziale Probleme hin
„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und trotzdem zu hoffen, dass sich etwas ändert“, sagte schon Albert Einstein. Die Lebenshilfe Gießen nutzte Zitate berühmter Geistesgrößen, aber auch zum Nachdenken anregende Statistiken für eine Plakat-Aktion in der Gießener Innenstadt. Diese wies anlässlich des Internationalen Tages der Menschen mit Behinderung auf wichtige soziale und vor allem inklusive Aspekte hin.Bedeutung von Inklusion erläutert
Der Internationale Tag der Menschen mit Behinderung wurde von den Vereinten Nationen erstmals 1981 ausgerufen und findet jedes Jahr am 3. Dezember statt, wird von der Pressestelle der Lebenshilfe Gießen erläutert. Es sollen die Probleme und Belange von Menschen mit Behinderung in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gerückt werden. Die Lebenshilfe Gießen setzt sich das ganze Jahr über für Inklusion und gesellschaftliche Teilhabe ein und möchte mit der Plakat-Aktion besonders darauf hinweisen, in welchen Lebensbereichen Inklusion gefördert werden muss.
Sorge wegen Fachkräftemangel
Wer Veränderung will, benötigt Bewegung und Aufmerksamkeit – deswegen die Plakat-Aktion mit einem Auto-Konvoi durch die Gießener Innenstadt. Für den Konvoi zeichnete der Betriebsrat der Lebenshilfe Gießen verantwortlich. Er vertritt 900 Kolleg*innen in den Einrichtungen der Lebenshilfe Gießen, die mit großem Engagement mit Menschen mit Behinderung arbeiten.
„Wir beobachten mit Sorge einen zunehmenden Fachkräftemangel, der zu großer Arbeitsbelastung und zum Teil monatelang unbesetzten Stellen führt. Eine Aufwertung des sozialen Arbeitsbereichs durch bessere Vergütung und bessere Arbeitsbedingungen wird im Rahmen einer Kampagne der Gewerkschaft verdi ab 2022 Thema sein“, erklärte Ulrike Traxler-Schmoranz, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende der Lebenshilfe Gießen.
Noch zu wenige Berührungspunkte
Auch Ursel Seifert, Geschäftsführerin der Lebenshilfe Gießen, unterstützte die Aktion: „Es gibt immer noch zu wenig Berührungspunkte zwischen Menschen mit und ohne Behinderung. Deswegen möchten wir für mehr Begegnungsanlässe sorgen. Hierzu sollen auch unsere vier Standorte im Herzen Gießens beitragen.“ Neben dem Büro für Einfache und Leichte Sprache in der Walltorstraße, der Galerie23 im Seltersweg und dem Vortagslädchen in der Frankfurter Straße eröffnet die Lebenshilfe 2022 den Begegnungsladen „Pluspunkt“ in der Sonnenstraße (jeweils in Gießen).
Plakat-Aktion fand Resonanz
Erhan Yildirim betreibt einen Schnellimbiss in der Walltorstraße, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Büro für Einfache und Leichte Sprache der Lebenshilfe. Er fand die Plakat-Aktion wichtig und stellte hierfür einen Platz zur Verfügung. Er wünschte sich viel mehr inklusive Aktionen in der Innenstadt: „Behindert oder nicht, das ist für mich das Gleiche. Mensch ist Mensch. Bei mir im Laden sind alle willkommen.“ Seit anderthalb Jahren pflegt er eine gute Nachbarschaft mit der Lebenshilfe und dem Stadtteilladen.
Faire Entlohnung wichtig
Maren Müller-Erichsen, Aufsichtsratsvorsitzende der Lebenshilfe Gießen, freute sich im Rahmen des Aktionstags über die zunehmende öffentliche Aufmerksamkeit: „Als wir vor über 60 Jahren mit der Lebenshilfe Gießen starteten, gab es kaum Berührungspunkte zwischen Menschen mit und ohne Behinderung. Das hat sich grundlegend gewandelt, gesellschaftlich und politisch gibt es allerdings auch weiterhin noch viel zu tun. Damit wir die Qualität unserer Arbeit halten und den Inklusionsprozess weiter vorantreiben können, braucht es unter anderem eine bessere Bezahlung von Fachkräften. Die Berufe in der Eingliederungshilfe erfordern vollen Einsatz und hohes Engagement – das muss auch fair entlohnt werden.“
Titelbild: Mitglieder des Betriebsrats der Lebenshilfe Gießen und ein Mitarbeiter der Reha Mitte vor dem Start des Auto-Konvois durch die Innenstadt. (Foto: Lebenshilfe Gießen).