Versöhnt und glücklich
Ich bin genervt als ich um kurz vor 18 Uhr am Dienstag im Friedberger Bahnhof ankomme. Die Bahnsteige sind rappelvoll, ob und wann mein ausgewählter Zug fährt ist unklar. Ich ahne schon, den Yoga-Kurs kannst Du heute Abend vergessen.
Eine gute Erfahrung im Bus
Dann völlig unerwartet rollt doch ein Zug Richtung Friedberg ein und neue Hoffnung keimt in mir auf. Das könnte noch klappen. Nein! In Gießen fährt der Anschlussbus vor meinem Augen ab. Also laufe ich, rede mir immer wieder ein, dass das kein Grund zum Ärgern ist, was mir nur bedingt gelingt. Am Berliner Platz steige ich schließlich für das letzte Stück in den Bus ein. Rappelvoll und neben mir zwei Mitfahrer, die nicht nur ein Angriff auf alle meine Sinne sind, sondern auch noch einen Streit beginnen. Toleranzfähig bin ich zu diesem Zeitpunkt nur noch sehr eingeschränkt. Dann passiert es. Ein junger Mann, ein Flüchtling vielleicht, schaut mich an, steht auf und bietet mir seinen Platz an. Was alle meine Selbstversuche in Sachen „stell Dich nicht so an“ nicht geschafft haben, bewirkte diese Geste: Ich war versöhnt und glücklich.