Trinkwasser sparen

„Rohrposttoilette“ ohne Spülung

In Deutschland rauscht ein Drittel des Trinkwassers ins Klo. Theo Pauly aus Rockenberg will das ändern. Der Umwelt- und Energieberater hat eine „Rohrposttoilette“ entwickelt, die ohne Spülung auskommt.

Spültoilette schadet Umwelt und Gesundheit

In einem Vortrag in Butzbach, zu dem die Stiftung Kultur und politisches Bewusstsein und dasgute.haus eingeladen hatten, stellte Theo Pauly über die von ihm entwickelte und in Rockenberg erfolgreich in Betrieb genommene Pilot-Anlage vor. Das dasgute.haus berichtet in einer Pressemitteilung über Paulys Vortrag.

Die in England erfundene Spültoilette fand mit der Versorgung von fließendem Wasser und Kanalisation ab Ende des 19. Jahrhunderts weltweite Verbreitung. Weil der Bau von Kläranlagen erst viel später oder gar nicht erfolgte, gelangte das Schmutzwasser schlecht oder ungereinigt in Bäche und Flüsse. Konnte man zum Beispiel in den 1950er Jahren in der Wetter noch baden, stank sie ab den 1960er Jahren sprichwörtlich zum Himmel. Erst mit dem schrittweisen Bau von Kläranlagen verbesserte sich die Wasserqualität erheblich.

Drei Milliarden Liter Trinkasser rauschen ins Klo

Besonders in Entwicklungsländern gelangt mit Fäkalien verschmutztes Abwasser in die Gewässer. Dies sei Hauptursache für viele durch verschmutztes Trinkwasser verursachte Krankheiten, berichtet so Pauly. Überdies gingen die weltweit sieben Lagerstätten natürlichen Phosphors in den nächsten 10 – 15 Jahren zur Neige. Es werde intensiv nach Lösungen geforscht, um den lebenswichtigen Phosphor aus den menschlichen Hinterlassenschaften zurück zu gewinnen.

Allein in Deutschland wird ein Drittel des Trinkwassers für die Toilettenspülung verbraucht, täglich 40 Liter pro Person, in Summe 3 Milliarden Liter oder der Inhalt von 12 Supertankern. Das entspricht dem täglichen Trinkwasserbedarf von 1 Milliarde Menschen. Oft wird Trinkwasser vom Gewinnungsort über hunderte Kilometer bis zu den Verbrauchern und Verbraucherinnen gepumpt und anschließend 1/3 davon ins Klo gespült. Angesichts des Klimawandels mit immer häufigeren Trockenperioden müsse der Wasserverbrauch deutlich gesenkt werden.

Die Folgen sind gravierend und vielfältiger Natur: Schadstoffe in Böden und Grundwasser infolge undichter Kanalnetze, aufgrund unzureichender Abwasserreinigung große Mengen von Mikroplastik, Antibiotika und erbgutverändernden Stoffen in den Gewässern, die Notwendigkeit hunderte Milliarden verzehrender Maßnahmen wie Energie fressende Filteranlagen, der Transport von Klärschlamm, vor allem dessen Vortrocknung von 90 Prozent Feuchte auf circa 65 Prozent und die anschließende Verbrennung, und nicht zuletzt der Bau von teuren Anlagen zur Rückgewinnung des wertvollen und endlichen Phosphors, wie zum Beispiel in Gießen.

Die Schäden werden mit horrenden Beträgen gemildert

Das Grundübel ist ein falscher Denkansatz: „Die Extraktion von Phosphor aus Klärschlamm-Asche folgt dem typischen ‚End-of-Pipe-Denken‘ “, kritisierte der Referent. Wie so oft wird zunächst keine Rücksicht auf Folgen des Handelns genommen, und dann müssen die Schäden für Mensch und Umwelt mit horrenden Beträgen gemildert werden. „Wir müssen das Problem vor dem Rohr (respektive Kanalrohr) erkennen: Die Spültoilette. Die Lösung ist die Trockentoilette.“

Trockentoiletten gäbe es zwar schon sehr lange. Aber diese hätten den Nachteil, dass man sich selbst darum kümmern müsse. Aus Fäkalien selbst erzeugter Kompost dürfe wegen darin enthaltener Medikamentenreste nicht für den Gemüsegarten genutzt werden. Zudem könnten solche Trockenklos nicht in Mehrgeschossbauten installiert werden. Hingegen sei der Einbau der Rohrposttoilette sogar in Hochhäusern möglich. Somit bestünde die Möglichkeit, weltweit das Spülklosett zu ersetzen, betonte Pauly.

Dabei werden, wie anhand von Fotos erläutert, Urin und Feststoffe getrennt erfasst. Feststoffe fallen in eine vorher eingelegte Tüte. Beides wird über ein Rohrsystem in jeweilige Entsorgungsbehälter im Untergeschoss abgeleitet. Eine Klobürste brauche man nicht, und durch die Belüftung der gesamten Anlage würden alle Gerüche über Dach abgeführt. Feststoffe trockneten in den Entsorgungsbehältern und könnten turnusmäßig entleert werden – wie bei der Müllabfuhr. Der Urin werde zu Flüssigdünger verarbeitet. Unter Voraussetzung der Zulassung könnten die Feststoffe künftig regional kompostiert oder zu Biokohle mit nutzbarer Abwärme verarbeitet werden. Damit würde ein nachhaltiger, regionaler Phosphorkreislauf entstehen. Mit Kompost und / oder Biokohle könnten ausgelaugte Böden regenerieren.

Mit der weltweiten Einführung der Rohrposttoilette könnten mehrere Ziele der Agenda 2030 der UNO für eine nachhaltige globale Entwicklung unterstützt werden, darunter der Klimaschutz durch Transportvermeidung und beträchtliche Energieeinsparungen sowie Nachhaltigkeit, Hygiene und der Schutz des Lebens im Wasser und an Land über den Verzicht auf Abwasser – und dies alles mit einem enormen Effizienzvorteil im Vergleich zum heutigen System. Daraus resultierte die konkrete Forderung des Referenten, Spülklosetts schnellstmöglich weltweit zu ersetzen.

Titelbild: Theo Pauly während seines Vortrags in Butzbach. (Foto: dasgute.haus)

Ein Gedanke zu „Trinkwasser sparen“

  1. Dieses System MUSS UNBEDINGT DURCHSETZUNG FINDEN !
    Das sind wir unsren Lebensräumen/unsrer Natur schleunigst schuldig.
    Wurde überlegt, dass GREENPEACE als mögliche unterstützende Organisation angesprochen werden kann ???
    Heinz Mack

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