36. Pfingstvolkslauf

400 Anmeldungen in Krofdorf-Gleiberg

Von Helmut Serowy

Die Burgen Gleiberg und Vetzberg, die auf zwei benachbarten, mächtigen Basaltkegeln thronen, grüßen bereits von Weitem die Läuferinnen und Läufer, die traditionell am Pfingstmontag zum Pfingstlauf des TSV Krofdorf-Gleiberg anreisen.

Virtueller „Sturm auf die Burg“

Im Zeichen der Gleiberger Burg stehen auch die zwei Laufveranstaltungen, die die erfolgreiche Krofdorf-Gleiberger Läufer-Truppe in dieser Saison ausrichtet. Beim Pfingstlauf führt die Wendepunkt-Strecke der Schüler und Schülerinnen in Richtung der Burg. Das Finale der Wettbewerbe über 10 und 5 Kilometer läutet der Bergfried ein, der auf dem letzten Kilometer das ersehnte Ziel anzeigt.

Neu in ihr Veranstaltungsprogramm haben die Organisatoren in dieser Saison zudem den virtuellen „Sturm auf die Burg“ aufgenommen. Während der Zeit vom 10. Juni bis zum 30. September können die Starter über eine Distanz von rund 1.500 Metern mit 135 Höhenmetern und 219 Stufen das alte Gemäuer angreifen. Start ist unterhalb von Krofdorf-Gleiberg an der Seemühle. Das Ziel befindet sich neben zwei Kanonen vor dem Burgtor. Das Startgeld wird ausschließlich für den Erhalt der über 1000 Jahre alten Burg Gleiberg verwendet.

Graf Otto, der jüngste Bruder des deutschen Königs Konrad I., gilt als Erbauer der Burg. Graf Friedrich I. von Luxemburg erbaute um das Jahr 1000 auf dem Gleiberg einen Wohnturm. Er und seine Nachkommen begründeten die Dynastie der Grafen von Gleiberg. Die Burg stellte den Mittelpunkt eines Territoriums dar, das sich über das Lahntal zwischen Wetzlar und Gießen hinaus erstreckte. Die Burg wurde erstmals 1103 vom späteren Kaiser Heinrich V. zerstört.

Erweitertes Programm

Die Oberburg mit ihrem 31 Meter hohen Bergfried wurde in den folgenden Jahren wieder aufgebaut. Von diesem markanten Überrest aus dem 12. Jahrhundert bietet sich noch heute ein herrlicher Blick über das Gießener Becken.

Mit dem Übergang der Burg an die Grafen von Nassau versank sie nach 1333 in die Bedeutungslosigkeit und verlor ihre Residenz-Funktion. Truppen von Hessen-Kassel zerstörten die Burg 1646. Die stark beschädigte Oberburg und die noch intakte Unterburg verfielen. Der „Gleiberg-Verein“ – der die gesamte Burganlage bereits 1879 übernahm und seitdem unterhält – rettete sich schließlich vor dem endgültigen Verfall.

Nach einem vorsichtigen Einstieg im Anschluss an die Corona-Pause freuten sich die Organisatoren Jürgen Leib und Burkard Rinn mit ihrem großen Helferstab, den 35. Pfingstvolkslauf des TSV Krofdorf-Gleiberg 2023 wieder im bewährten Rahmen durchführen zu können. Und auch der gesellige Teil der beliebten Veranstaltung lebte in und um die Eduard-David-Sporthalle wieder voll auf. Mit 233 Finishern konnte ein deutlicher Aufschwung registriert werden. Gegenüber früheren Zeiten blieb allerdings noch Luft nach oben.

Zum 36. Pfingstlauf erweiterten die Veranstalter ihr Programm auf der amtlich vermessenen Strecke mit 10-km-Lauf und 1000-m-Schüler-Rennen um einen 5-km-Wettbewerb, der auch gerne angenommen wurde. 400 Anmeldungen und 353 Finisher brachten der Veranstaltung wieder Vor-Corona-Flair zurück.

Die Läuferschlange hat sich beim Pfingstlauf in Krofdorf-Gleiberg über 10 km beim Einbiegen in das Fohnbachtal bereits weit auseinander gezogen. (Fotos: Helmut Serowy)

Erfreulicherweise hatte an diesem Montag auch der Wettergott ein Einsehen mit den Startern und hielt seine Schleusen geschlossen. Der Nebel bei der Anreise störte nicht und wurde immer mehr von der allmählich an Kraft gewinnenden Sonne verdrängt. Somit war alles für abwechslungsreiche Wettbewerbe gerichtet. Neben Zeiten und Platzierungen stand für die 10-km-Starter bei der vierten von zwölf Stationen zudem das Sammeln von Punkten für die Laufserie um den Mittelhessen-Cup 2024 im Fokus.

10 Kilometer

Beim Pfingstlauf in Krofdorf-Gleiberg führt vom Start-Ziel-Bereich vor der Eduard-David-Sporthalle ein interessanter Wendepunkt-Kurs durch das idyllische, von Wäldern umrahmte Fohnbachtal. Da die Strecke nach dem ersten Kilometer ständig sachte ansteigt und dementsprechend auf dem Rückweg zügig abwärts führt – zudem vor dem Zieleinlauf eine heftige Steigung zu bezwingen ist – gilt es allerdings, sich das Rennen gut einzuteilen.

Der Äthiopier Mamiyo Nuguse Hirsuato (MTV Gießen) trumpft mit dem 10-km-Streckenrekord in hochklassigen 29:46 min auf

Erwartungsgemäß gelang das dem seit Herbst in Gießen lebenden Äthiopier Mamiyo Nuguse Hirsuato – der beim MTV Gießen eine Heimstatt gefunden hat – am erfolgreichsten. Der M35-Läufer, der um 2016 als Elite-Läufer in Japan die 10.000 m in 27:24 min und den Halbmarathon in 61:07 min schaffte, überraschte bereits mit Streckenrekord beim Halbmarathon in Frankfurt in 62:46 min und beim 10-km-Rennen „Rund um das Bayer-Kreuz“ in Leverkusen – in dessen Rahmen auch die Deutschen Straßenlaufmeisterschaften ausgerichtet wurden – mit dem dritten Rang im Gesamteinlauf mit 28:41 min.

Beim Lauf durch das Fohnbachtal setzte er sich sofort vom Feld der 259 Finisher ab und steigerte als Solist den 2016 vom Lokalmatadoren Chunky Liston aufgestellten Streckenrekord von 32:46 min um gleich 2:50 Minuten auf ausgezeichnete 29:46 min. Die eifrigen Moderatoren Markus Bourcarde und Sven Schnitker von den Running-Voices begrüßten Mamiyo Nuguse Hirsuato entsprechend begeistert im Ziel und animierten die Zuschauer zum finalen Anfeuern.

Die große Verfolgergruppe führten der seitherige Streckenrekordler Chunky Liston vom TSV Krofdorf-Gleiberg, Julian Jung von der LGV Marathon Gießen und Lars Siegmund vom ASC Darmstadt an. Dieses Trio behielt auch während des weiteren Rennverlaufes die Kontrolle. Mit dem zweiten Rang erkämpfte sich Chunky Liston in 34:25 min den M45-Sieg. Julian Jung sicherte sich mit 35:07 min Bronze und den Erfolg in der M30. Dahinter erreichte der Dritte der Deutschen 10-km-Straßenlaufmeisterschaften der M45 aus dem Vorjahr – Lars Siegmund – erneut den vierten Platz im Gesamt-Klassement.

Die Verfolger führt Chunky Liston (TSV Krofdorf-Gleiberg) vor Julian Jung (LGV Marathon Gießen) und Lars Siegmund (ASC Darmstadt) an

Hauptklassen-Sieger Felix Kern von der TSG Kleinostheim steigerte sich auf 35:47 min. Simon Mussie vom Team Naunheim – der sich nach seinem 5-km-Sieg sofort wieder an die Startlinie für das Rennen über die doppelte Distanz stellte – lief in 36:36 min noch auf den sechsten Rang. Als Elfter schrammte der Deutsche Marathonmeister der M50 – Daniel Hoffmann von der LGV Marathon Gießen – nach 37:57 min haarscharf an den Top-Ten vorbei.

Bei den Frauen liegt über 10 km Rebecca Bierbrauer (PSV Trier) klar in Front

Eine Woche nach ihrem überlegenen Sieg beim benachbarten Dünsberglauf ließ Rebecca Bierbrauer vom Post SV Trier auch beim Pfingstlauf in Krofdorf-Gleiberg über 10 Kilometer nichts anbrennen. Sie setzte sich in 40:17 min klar an die Spitze. Das Duell um die weiteren Podestplätze entschied auf der langen Zielgeraden durch die Dorfstraßen die A-Jugendliche Pia Carlotta Hackstein von der LGV Marathon Gießen in 41:03 min knapp vor ihrer W35-Vereinskollegin Cynthia Morawietz – die in 41:05 min folgte – für sich.

Die blauen Trikots der LGV Marathon Gießen leuchteten auch bei den drei nächsten Zieleinläufen auf. Luise Reinhard lief als Vierte nach 42:33 min in der Hauptklasse zu Silber, Marie Wannowius verteidigte mit 43:58 min in der W30 ihren Vorjahres-Erfolg und Tara Kiani freute sich nach 45:49 min über den sechsten Platz im Frauen-Ranging und Bronze in der Hauptklasse.

5 Kilometer

Erstmals zählte auch ein 5-km-Lauf zum Programm des Pfingstlaufes in Krofdorf-Gleiberg. Nach dem Startschuss um 9.15 Uhr zog Simon Mussie vom Team Naunheim sofort voll durch und stürmte mit 17:27 min zum überlegenen Erfolg. Er hatte allerdings auch keine Zeit zu verlieren, denn um 10 Uhr stand bereits das 10-km-Rennen an, das er zusätzlich als Gesamt-Sechster und Hauptklassen-Zweiter abschloss. Bei den Frauen lag die Gesamt-Dritte Laurine Freitag von der LGV Marathon Gießen mit 20:05 min ebenfalls klar in Front.

Schülerlauf 1000 m

Gleich viermal durften sich die Schülerinnen und Schüler bei ihrem 1000-m-Rennen auf einem zweimal zu durchlaufendem Wendepunkt-Kurs im Schatten der Burg feiern lassen. Da sie um 9 Uhr die Veranstaltung eröffneten, stürmten die 45 Nachwuchstalente durch ein begeistert anfeuerndes Zuschauer-Spalier.

Das packende Duell an der Spitze entschied Jonne Sannes (U12) mit 3:56 min vor dem M10-Sieger Ben Rockensüß aus Kirtorf Ober-Gleen (4:01 min). Als Dritter folgte der Schnellste der M14 – Maximilian Friedrich von der TSG Lollar (4:03 min).

Bereits auf den Plätzen fünf, sechs und sieben jagten die flinksten Mädels über die Ziellinie. Angeführt wurden sie von der stärksten U14-Läuferin Hannah Kristin Gerlach vom TV Herbornseelbach in 4:08 min. Die Ränge zwei und drei erkämpften sich die U12-Starterinnen Annelie Schmidt von der LG Wettenberg (4:13 min) und Lotte Lisowski von der SG Vetzberg (4:18 min).

Titelbild: Mit dem Startschuss stürmt beim 5-km-Rennen der Sieger Simon Mussie (Team Naunheim) dem Feld auf und davon

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