Zoll-Krieg

Trump bläst zum Rückzug

Von Dietrich Jörn Weder

In seinem Feldzug mit Strafzöllen gegen alle Welt legt Donald Trump vorerst die ganz groben Waffen nieder. Die Kurse an den Börsen stürzten so heftig ab, der Protest im eigenen Land schwoll so mächtig an, dass der US-Präsident sich zum Rückzug auf breiter Linie genötigt sah.

Börsen wetten auf Handelsfrieden

Auch nach der angekündigten 90-tägigen Stillhaltepause im Handelskrieg dürfte Trump auf Mäßigung bei den Zöllen aus sein. Denn andernfalls wäre ein neuerlicher Börsen-Crash zu befürchten und es würden noch mehr bisherige Unterstützer des Präsidenten von der Fahne gehen.

Die Finanzwelt rechnet wohl damit, dass sich Trump mit gesichtswahrenden Kompromissen der Handelspartner möglichst schadlos aus der Affäre ziehen wird. Am Tag nach Trumps neuem zollpolitischen Schwenk hatten sich die Finanzmärkte jedenfalls deutlich erholt.

Doch das Vertrauen ist nicht zurück. Allein der zwischen Peking und Washington eskalierte Zollkrieg verlangt schnell eine eigene Lösung. Eine dauerhaft glaubhafte Beendigung des Handelskriegs bleibt Trump noch schuldig. Selbst US-Staatsanleihen und mit ihnen der Dollar bekommen die Zweifel zu spüren.

Der offensichtlich jetzt schon missglückte große Zollpoker wirft einen frühen Schatten über Trumps Präsidentschaft. Nicht nur seinem ehemaligen Sicherheitsberater John Bolton dürfte es aufgegangen sein, dass man einen „ökonomischen Analphabeten“ im Weißen Haus sitzen hat. Aber auch außenpolitisch fehlt dem Amtsinhaber bisher eine glückliche Hand.

Außenpolitische Minuspunkte

In seinem Bemühen um eine Waffenruhe in der Ukraine ist Trump bisher keinen Schritt vorangekommen. Im Gegenteil: Putin beantwortet die amerikanischen Avancen mit vermehrtem Druck an den Fronten und der Forderung nach Neutralisierung und Entwaffnung der Ukraine.

Mit seinem unverantwortlichen Gerede, Amerika durch Angliederung größer machen zu wollen, hat Trump sich in Kanada und Grönland Feinde gemacht. Trumps Vorstellungen von der Zukunft des Gaza-Streifens finden in der arabischen Welt keine Sympathie, und den Bewohnern des Küstenstreifens geht es mit jedem Tag schlechter.

Fallende Zustimmung im eigenen Land

In den USA selbst fallen die Zustimmungswerte des Präsidenten. Bei seinen Angriffen auf die Freiheit des Wortes und der Wissenschaft hat er nicht einmal die Republikaner geschlossen an seiner Seite. Auch seine Absicht, mehrere hunderttausend Haitianer nach Hause zu schicken, finden längst nicht alle seine Anhänger gut.

Wäre die Präsidentschaft ein Boxkampf, würde der Schiedsrichter beginnen, Trump anzuzählen. Trumps Gegner im Zollstreit sehen sich nicht mehr aussichtslos in die Ecke gedrängt. Die Unberechenbarkeit des US-Präsidenten ist und bleibt aber ein Unsicherheitsfaktor.

Dr. rer. pol. Dietrich Jörn Weder war Jahrzehnte lang leitender Umweltredakteur und Fernsehkommentator des Hessischen Rundfunks. Seit seiner Pensionierung arbeitet er als freier Autor für Print- und Audiomedien. Er betreibt den Blog Wachposten Frankfurt, auf dem er Kommentare zu aktuellen Themen veröffentlicht. Wachposten

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