Allgemeine übernimmt Anzeiger
Die mittelhessische Zeitungslandschaft verändert sich weiter. Noch im Herbst 2021 soll der „Gießener Anzeiger“ von der Gießener Verlegerfamilie Rempel übernommen werden. „Die beiden in Hessen dominierenden Zeitungsgruppen wollen sich den Markt der Tageszeitungen und Anzeigenblätter neu aufteilen“, stellt die Gewerkschaft Verdi fest.Der Medienkonzern VRM (Mainz) hat laut Verdi mitgeteilt, dass der „Gießener Anzeiger“, der „Usinger Anzeiger“ sowie weitere Blätter in der Region Wetterau/Vogelsberg an die Ippen-Gruppe verkauft werden sollen. Im Gegenzug wolle die VRM von der Ippen-Gruppe das „Rüsselsheimer Echo“ sowie die „Nassauische Neue Presse“ in Limburg übernehmen.
„Dieses Tauschgeschäft zur Aufteilung des Zeitungsmarktes in Hessen ist ohne Beispiel. Hier sollen Traditionsblätter und ihre Belegschaften hin- und hergeschoben werden, um die Marktmacht der beiden großen Medienhäuser weiter auszubauen“, sagte Ellen Sandrock-Becker vom Verdi-Fachbereich Medien in Hessen. Darüber könne auch nicht die Begründung für den Deal hinwegtäuschen. Die VRM hatte mitgeteilt, bei den in den Regionen Gießen, Usingen, Wetterau und Vogelsberg erscheinenden Zeitungen und Anzeigenblättern sehe man aus Konzernsicht „nicht mehr die erforderlichen Synergie- und Transformationspotentiale“.
Gibt es eine „Marktbereinigung“?
Aus Sicht von Verdi ist nicht auszuschließen, dass aus der Marktaufteilung eine „Marktbereinigung“ werden könnte. In Gießen gibt die Ippen-Gruppe über ihre hessische Zeitungsholding bereits die „Gießener Allgemeine“ heraus. Werden die Pläne umgesetzt, gehöre ihr bald auch das bisherige Konkurrenzprodukt „Gießener Anzeiger“, so die Gewerkschaft in ihrer Pressemitteilung weiter. Verdi fordert Zusagen für den dauerhaften Erhalt der Arbeitsplätze in allen betroffenen Verlagen.
Zur Ippen-Gruppe gehören in Hessen bereits die Frankfurter Neue Presse, die Frankfurter Rundschau, die Offenbach-Post, der Hanauer Anzeiger, die Gießener Allgemeine, die Hessische/Niedersächsische Allgemeine, die Hersfelder Zeitung, die Werra-Rundschau, die Waldeckische Landeszeitung sowie zahlreiche Anzeigenblätter und mehrere Druckereien. Verdi weiter: Die VRM beherrscht den Zeitungsmarkt in Südhessen („Darmstädter Echo“), in Wiesbaden („Wiesbadener Kurier“) und in Wetzlar („Wetzlarer Neue Zeitung“). Neben den weiteren jetzt zum Tausch stehenden mittelhessischen Zeitungen gibt die VRM noch zahlreiche Tageszeitungen und Anzeigenblätter in Rheinland-Pfalz heraus.
VRM: „Kein Nachteil für Mitarbeiter“
In der Pressemitteilung (PM) des Medien- und Serviceunternehmens VRM, Mainz, wird unter anderem unterstrichen: „Den von den Transaktionen unmittelbar betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erwächst durch die dann erfolgenden Betriebsübergänge kein Nachteil.“ Weiter ist in der PM zu lesen: „Ich bin sehr froh darüber, dass uns die Neuausrichtung unserer Produktlandschaft in Mittelhessen gelungen ist. Die VRM wie auch die erwerbenden Unternehmen verfolgen hierbei das Ziel, in den jeweiligen Gebieten ein weiterhin hochwertiges und unabhängiges Medienangebot für den Leser- und Werbemarkt bereitzustellen“, kommentiert Joachim Liebler, Sprecher der Geschäftsführung der VRM, das Ergebnis der Verhandlungen.
GA muss weitergeführt werden
hr4 meldet, der Gießener Anzeiger (GA) werde eine eigene Redaktion behalten. Nach einer Auflage des Kartellamtes müsse der GA weitergeführt werden.
Der „Gießener Anzeiger“ hat eine große Tradition und wurde 1750 als Giesser Wochenblatt gegründet. Laut Wikipedia ist der „Gießener Anzeiger“ die viertälteste Zeitung Deutschlands.
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