Weniger neue Windkraft

Planer streichen fast alle „Weißflächen“

Von Klaus Nissen

Zu den bestehenden Rotoren sind im Jahr 2020 weitere Flächen für Windkraftanlagen im Wetteraukreis ausgewiesen worden. Nun steht die Entscheidung bevor, was mit diversen weiteren „Weißflächen“ geschieht, die auch als Standorte für Rotoren infrage kommen. Die Regionalplaner empfehlen, fast alle diese Flächen zu streichen. Als Begründung dient in den meisten Fällen der Schutz für die dort nistenden Rot- und Schwarzmilane. Es gibt nur eine Ausnahme.

Weniger neue Windkraft für die Wetterau

In sieben Wetterauer Kommunen produzieren 36 Rotoren den klimafreundlichen Windstrom. Doch die teils mehr als zehn Jahre alten Masten gelten inzwischen als leistungsschwach und werden nach 20 Jahren im Betrieb womöglich unwirtschaftlich. Neubauten sind rar: Im August 2020 waren zwei Anlagen auf Gederner Gemarkung beantragt und drei weitere bei Butzbach genehmigt. Dabei wären etliche Standorte für weitere Anlagen vorhanden: Der „Teilplan Erneuerbare Energien“ reserviert dafür beispielsweise das hoch liegende Gebiet zwischen dem Knissenküppel und dem Großen Reffenkopf östlich von Büdingen.

Dieser und zwei weitere Windmasten ragen über die Kuppe zwischen Stammheim und Rodenbach. Sie wurden bei der Rapsblüte im April fotografiert. Ihr Standort wird im neuen Regionalplan keine Vorrangfläche für Windkraft sein. Die Anlagen können dort also nicht durch modernere Rotoren ersetzt werden. Foto: Nissen

Unklar war bislang, ob zusätzlich noch mehrere „Weißflächen“ im Regionalplan für den Bau von Windmasten reserviert werden sollen. Die etwa 100 Areale erstrecken sich auf 0,8 Prozent des Regierungspräsidiums Darmstadt, und etliche Flächen liegen in der Wetterau. Doch die meisten Plätze sollen für die Windkraft tabu sein, schlagen die Fachbehörden vor. Die Details kann man noch bis zum 14. Dezember 2020 online einsehen und bis 31. Dezember 2020 beim Regierungspräsidium Darmstadt kommentieren.

Die meisten Flächen fallen in der Ost-Wetterau weg

Die Absage an der Windkraft wird vor allem mit Vögeln begründet, die auf diesen Flächen nisten. Das gilt auf der 62 Hektar großen Fläche südlich von Eckartshausen bei Büdingen. Dort sollen die Wanderfalken, Rot- und Schwarzmilane nicht gestört werden. Auch das südlich davon liegende, 126 Hektar umfassende Gebiet Marköbel und Ronneburg darf laut Planentwurf keine Windmasten bekommen. Der Horst eines Rotmilans verhindert Windmasten auf 15 Hektar zwischen Ober-Widdersheim, Borsdorf und Bad Salzhausen.

Das gilt auch für 65 Hektar rechts der B275 oberhalb von Gedern, auf knapp 33 Hektar zwischen Bergheim und Gelnhaar, auf 32 Hektar zwischen Ranstadt und Wallernhausen. Zwei Rotmilan-Horste verhindern die Ausweisung der Kuppe zwischen Stammheim und Rodenbach zum Windkraft-Vorranggebiet. Die drei dort schon stehenden Windmasten könnten also keine Nachfolgebauten bekommen, wenn sie einmal erneuert werden müssen.

An der A45 bei Wölfersheim wird es keine Masten geben

Auch eine 19 Hektar große Fläche daneben, am Rande von Rodenbach, soll gestrichen werden. Ein Rotmilan-Horst verhindert zudem Windmasten auf einem 54 Hektar großen Areal zwischen Ober-Mockstadt und Glauberg. Zwei weitere Horste sollen zur Streichung eines 51 Hektar großen Geländes auf der Kuppe zwischen Nieder-Mockstadt und Stockheim führen. Eine Brutstätte von Schwarzmilanen verhindert schließlich die mögliche Ausweitung des bislang 39,8 Hektar großen Windkraft-Areals östlich von Schwickartshausen um weitere sechs Hektar. Ähnliches sorgt zur Streichung von 73 Hektar am Rande des Vorranggebietes zwischen Dauernheim im Süden und Geiß-Nidda im Norden.

Über die von Investoren geplanten vier Windmasten beidseits der A45 zwischen Wölfersheim und Wohnbach ist in tagelangen Anhörungen debattiert worden. Nun soll das 191 Hektar große Areal wegen „entgegenstehender arten- und denkmaschutzrechtlicher Belange“ aus dem Teilplan für Erneuerbare Energien gestrichen werden. Als problematisch wird die optische Konkurrenz zu den nahen Türmen der Münzenburg angesehen.

Vordertaunus nutzt auch windige Flächen nicht

Südlich von Ober-Rosbach im Wald an der Kiesgrube war eine Weißfläche mit 15 Hektar in den Entwurf des Regionalplanes eingezeichnet. Dort soll nun kein Rotor aufgestellt werden, weil er weniger als einen Kilometer von einem Uhu-Brutplatz entfernt liegt.

Im angrenzenden Hochtaunuskreis bleibt die Vordertaunus-Region komplett frei von Windkraftanlagen. Dort haben sich einflussreiche Bewohner der wohlhabenden Pendler-Städte seit Jahren gegen Masten ausgesprochen. Westlich des Taunuskamms gab es schließlich nur noch eine 40 Hektar umfassende Weißfläche am oberen Ende der Bad Homburger Waldgemarkung, östlich der Schmittener Hegewiese. Auf diesem windigen Gelände würden laut Regierungspräsidium aber die Schwingungen der Rotoren den Signalempfanmg auf der Seismologischen Station des Taunus-Observatoriums auf dem Kleinen Feldberg stören.

Mehr Platz für Windmasten bei Wisselsheim

Doch nicht überall wird die Windkraft auf den „Weißflächen“ verhindert. Die schon dafür reservierten 57 Hektar zwischen Wisselsheim und Melbach bekommen am Nordrand knapp 20 Hektar hinzu. Gestrichen werden aber 21 Hektar am Südrand dieser Fläche, zwischen Rödgen und Beienheim.

Details zu diesen Flächen und zur amtlichen Offenlage gibt es im Netz unter der Adresse

https://rp-darmstadt.hessen.de/1.-Aenderung-TPEE

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